Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823.

Bild:
<< vorherige Seite

Rechten der Menschen und Völker übereinstimmen-
de Weise angewandt werden, denn die Obrigkeit
soll Gottes Dienerin seyn; sie muß also nichts
thun, was der Vernunft und den unveräußerlichen,
von Gott dem Menschen gegebenen Rechten wider-
spricht. Sie muß nicht begehren, daß freie, zu gei-
stiger und sittlicher Vervollkommnung erschaffene,
und zum Genuß aller Güter des Lebens berechtigte
Wesen ihren Geist in tyrannisches Sklavenjoch beu-
gen, und jedem Genuß des Lebens entsagen sollen,
damit der Allerdurchlauchtigste oder Durchlauchtigste
mit ihrem Schweiß und Blut ganze Schaaren fau-
ler Schmarotzer, Windbeutel, Huren, Beichtväter,
Jagdhunde, Spione, Schergen, Henker, Zöllner,
Schinder und dergleichen Ungeziefer mästen könne;
denn thut sie das, so ist sie keine Dienerin Gottes,
wie der Apostel sagt, sondern eine Dienerin des
Teufels, keine rechtmäßige Obrigkeit, sondern eine
Ausgeburt der Hölle, der man keinen Gehorsam
weiter schuldig ist. Die Obrigkeit soll eine
Dienerin Gottes seyn zur Strafe über den, der Bö-
ses thut; sie soll aber uicht den guten und redlichen
Bürger und Bauer quälen und aussaugen; nicht
die Früchte seiner mühevollen Arbeit in eiteln Lust-
gelagen und an Spieltischen verpraßen; nicht ihm
seine Söhne entreißen, um sie zu elendem Puppen-
spiel zu mißbrauchen, sie an Müßiggang und Laster
zu gewöhuen, und sie zu nützlicher Thätigkeit an

Rechten der Menſchen und Voͤlker uͤbereinſtimmen-
de Weiſe angewandt werden, denn die Obrigkeit
ſoll Gottes Dienerin ſeyn; ſie muß alſo nichts
thun, was der Vernunft und den unveraͤußerlichen,
von Gott dem Menſchen gegebenen Rechten wider-
ſpricht. Sie muß nicht begehren, daß freie, zu gei-
ſtiger und ſittlicher Vervollkommnung erſchaffene,
und zum Genuß aller Guͤter des Lebens berechtigte
Weſen ihren Geiſt in tyranniſches Sklavenjoch beu-
gen, und jedem Genuß des Lebens entſagen ſollen,
damit der Allerdurchlauchtigſte oder Durchlauchtigſte
mit ihrem Schweiß und Blut ganze Schaaren fau-
ler Schmarotzer, Windbeutel, Huren, Beichtvaͤter,
Jagdhunde, Spione, Schergen, Henker, Zoͤllner,
Schinder und dergleichen Ungeziefer maͤſten koͤnne;
denn thut ſie das, ſo iſt ſie keine Dienerin Gottes,
wie der Apoſtel ſagt, ſondern eine Dienerin des
Teufels, keine rechtmaͤßige Obrigkeit, ſondern eine
Ausgeburt der Hoͤlle, der man keinen Gehorſam
weiter ſchuldig iſt. Die Obrigkeit ſoll eine
Dienerin Gottes ſeyn zur Strafe uͤber den, der Boͤ-
ſes thut; ſie ſoll aber uicht den guten und redlichen
Buͤrger und Bauer quaͤlen und ausſaugen; nicht
die Fruͤchte ſeiner muͤhevollen Arbeit in eiteln Luſt-
gelagen und an Spieltiſchen verpraßen; nicht ihm
ſeine Soͤhne entreißen, um ſie zu elendem Puppen-
ſpiel zu mißbrauchen, ſie an Muͤßiggang und Laſter
zu gewoͤhuen, und ſie zu nuͤtzlicher Thaͤtigkeit an

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0222" n="222"/>
Rechten der Men&#x017F;chen und Vo&#x0364;lker u&#x0364;berein&#x017F;timmen-<lb/>
de Wei&#x017F;e <hi rendition="#g">angewandt</hi> werden, denn die Obrigkeit<lb/>
&#x017F;oll Gottes Dienerin &#x017F;eyn; &#x017F;ie muß al&#x017F;o nichts<lb/>
thun, was der Vernunft und den unvera&#x0364;ußerlichen,<lb/>
von Gott dem Men&#x017F;chen gegebenen Rechten wider-<lb/>
&#x017F;pricht. Sie muß nicht begehren, daß freie, zu gei-<lb/>
&#x017F;tiger und &#x017F;ittlicher Vervollkommnung er&#x017F;chaffene,<lb/>
und zum Genuß aller Gu&#x0364;ter des Lebens berechtigte<lb/>
We&#x017F;en ihren Gei&#x017F;t in tyranni&#x017F;ches Sklavenjoch beu-<lb/>
gen, und jedem Genuß des Lebens ent&#x017F;agen &#x017F;ollen,<lb/>
damit der Allerdurchlauchtig&#x017F;te oder Durchlauchtig&#x017F;te<lb/>
mit ihrem Schweiß und Blut ganze Schaaren fau-<lb/>
ler Schmarotzer, Windbeutel, Huren, Beichtva&#x0364;ter,<lb/>
Jagdhunde, Spione, Schergen, Henker, Zo&#x0364;llner,<lb/>
Schinder und dergleichen Ungeziefer ma&#x0364;&#x017F;ten ko&#x0364;nne;<lb/>
denn thut &#x017F;ie das, &#x017F;o i&#x017F;t &#x017F;ie keine Dienerin Gottes,<lb/>
wie der Apo&#x017F;tel &#x017F;agt, &#x017F;ondern eine Dienerin des<lb/>
Teufels, keine rechtma&#x0364;ßige Obrigkeit, &#x017F;ondern eine<lb/>
Ausgeburt der Ho&#x0364;lle, der man keinen Gehor&#x017F;am<lb/>
weiter &#x017F;chuldig i&#x017F;t. Die Obrigkeit &#x017F;oll eine<lb/>
Dienerin Gottes &#x017F;eyn zur Strafe u&#x0364;ber den, der Bo&#x0364;-<lb/>
&#x017F;es thut; &#x017F;ie &#x017F;oll aber uicht den guten und redlichen<lb/>
Bu&#x0364;rger und Bauer qua&#x0364;len und aus&#x017F;augen; nicht<lb/>
die Fru&#x0364;chte &#x017F;einer mu&#x0364;hevollen Arbeit in eiteln Lu&#x017F;t-<lb/>
gelagen und an Spielti&#x017F;chen verpraßen; nicht ihm<lb/>
&#x017F;eine So&#x0364;hne entreißen, um &#x017F;ie zu elendem Puppen-<lb/>
&#x017F;piel zu mißbrauchen, &#x017F;ie an Mu&#x0364;ßiggang und La&#x017F;ter<lb/>
zu gewo&#x0364;huen, und &#x017F;ie zu nu&#x0364;tzlicher Tha&#x0364;tigkeit an<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[222/0222] Rechten der Menſchen und Voͤlker uͤbereinſtimmen- de Weiſe angewandt werden, denn die Obrigkeit ſoll Gottes Dienerin ſeyn; ſie muß alſo nichts thun, was der Vernunft und den unveraͤußerlichen, von Gott dem Menſchen gegebenen Rechten wider- ſpricht. Sie muß nicht begehren, daß freie, zu gei- ſtiger und ſittlicher Vervollkommnung erſchaffene, und zum Genuß aller Guͤter des Lebens berechtigte Weſen ihren Geiſt in tyranniſches Sklavenjoch beu- gen, und jedem Genuß des Lebens entſagen ſollen, damit der Allerdurchlauchtigſte oder Durchlauchtigſte mit ihrem Schweiß und Blut ganze Schaaren fau- ler Schmarotzer, Windbeutel, Huren, Beichtvaͤter, Jagdhunde, Spione, Schergen, Henker, Zoͤllner, Schinder und dergleichen Ungeziefer maͤſten koͤnne; denn thut ſie das, ſo iſt ſie keine Dienerin Gottes, wie der Apoſtel ſagt, ſondern eine Dienerin des Teufels, keine rechtmaͤßige Obrigkeit, ſondern eine Ausgeburt der Hoͤlle, der man keinen Gehorſam weiter ſchuldig iſt. Die Obrigkeit ſoll eine Dienerin Gottes ſeyn zur Strafe uͤber den, der Boͤ- ſes thut; ſie ſoll aber uicht den guten und redlichen Buͤrger und Bauer quaͤlen und ausſaugen; nicht die Fruͤchte ſeiner muͤhevollen Arbeit in eiteln Luſt- gelagen und an Spieltiſchen verpraßen; nicht ihm ſeine Soͤhne entreißen, um ſie zu elendem Puppen- ſpiel zu mißbrauchen, ſie an Muͤßiggang und Laſter zu gewoͤhuen, und ſie zu nuͤtzlicher Thaͤtigkeit an

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/222
Zitationshilfe: Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/222>, abgerufen am 22.12.2024.