Rechten der Menschen und Völker übereinstimmen- de Weise angewandt werden, denn die Obrigkeit soll Gottes Dienerin seyn; sie muß also nichts thun, was der Vernunft und den unveräußerlichen, von Gott dem Menschen gegebenen Rechten wider- spricht. Sie muß nicht begehren, daß freie, zu gei- stiger und sittlicher Vervollkommnung erschaffene, und zum Genuß aller Güter des Lebens berechtigte Wesen ihren Geist in tyrannisches Sklavenjoch beu- gen, und jedem Genuß des Lebens entsagen sollen, damit der Allerdurchlauchtigste oder Durchlauchtigste mit ihrem Schweiß und Blut ganze Schaaren fau- ler Schmarotzer, Windbeutel, Huren, Beichtväter, Jagdhunde, Spione, Schergen, Henker, Zöllner, Schinder und dergleichen Ungeziefer mästen könne; denn thut sie das, so ist sie keine Dienerin Gottes, wie der Apostel sagt, sondern eine Dienerin des Teufels, keine rechtmäßige Obrigkeit, sondern eine Ausgeburt der Hölle, der man keinen Gehorsam weiter schuldig ist. Die Obrigkeit soll eine Dienerin Gottes seyn zur Strafe über den, der Bö- ses thut; sie soll aber uicht den guten und redlichen Bürger und Bauer quälen und aussaugen; nicht die Früchte seiner mühevollen Arbeit in eiteln Lust- gelagen und an Spieltischen verpraßen; nicht ihm seine Söhne entreißen, um sie zu elendem Puppen- spiel zu mißbrauchen, sie an Müßiggang und Laster zu gewöhuen, und sie zu nützlicher Thätigkeit an
Rechten der Menſchen und Voͤlker uͤbereinſtimmen- de Weiſe angewandt werden, denn die Obrigkeit ſoll Gottes Dienerin ſeyn; ſie muß alſo nichts thun, was der Vernunft und den unveraͤußerlichen, von Gott dem Menſchen gegebenen Rechten wider- ſpricht. Sie muß nicht begehren, daß freie, zu gei- ſtiger und ſittlicher Vervollkommnung erſchaffene, und zum Genuß aller Guͤter des Lebens berechtigte Weſen ihren Geiſt in tyranniſches Sklavenjoch beu- gen, und jedem Genuß des Lebens entſagen ſollen, damit der Allerdurchlauchtigſte oder Durchlauchtigſte mit ihrem Schweiß und Blut ganze Schaaren fau- ler Schmarotzer, Windbeutel, Huren, Beichtvaͤter, Jagdhunde, Spione, Schergen, Henker, Zoͤllner, Schinder und dergleichen Ungeziefer maͤſten koͤnne; denn thut ſie das, ſo iſt ſie keine Dienerin Gottes, wie der Apoſtel ſagt, ſondern eine Dienerin des Teufels, keine rechtmaͤßige Obrigkeit, ſondern eine Ausgeburt der Hoͤlle, der man keinen Gehorſam weiter ſchuldig iſt. Die Obrigkeit ſoll eine Dienerin Gottes ſeyn zur Strafe uͤber den, der Boͤ- ſes thut; ſie ſoll aber uicht den guten und redlichen Buͤrger und Bauer quaͤlen und ausſaugen; nicht die Fruͤchte ſeiner muͤhevollen Arbeit in eiteln Luſt- gelagen und an Spieltiſchen verpraßen; nicht ihm ſeine Soͤhne entreißen, um ſie zu elendem Puppen- ſpiel zu mißbrauchen, ſie an Muͤßiggang und Laſter zu gewoͤhuen, und ſie zu nuͤtzlicher Thaͤtigkeit an
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Rechten der Menſchen und Voͤlker uͤbereinſtimmen-
de Weiſe angewandt werden, denn die Obrigkeit
ſoll Gottes Dienerin ſeyn; ſie muß alſo nichts
thun, was der Vernunft und den unveraͤußerlichen,
von Gott dem Menſchen gegebenen Rechten wider-
ſpricht. Sie muß nicht begehren, daß freie, zu gei-
ſtiger und ſittlicher Vervollkommnung erſchaffene,
und zum Genuß aller Guͤter des Lebens berechtigte
Weſen ihren Geiſt in tyranniſches Sklavenjoch beu-
gen, und jedem Genuß des Lebens entſagen ſollen,
damit der Allerdurchlauchtigſte oder Durchlauchtigſte
mit ihrem Schweiß und Blut ganze Schaaren fau-
ler Schmarotzer, Windbeutel, Huren, Beichtvaͤter,
Jagdhunde, Spione, Schergen, Henker, Zoͤllner,
Schinder und dergleichen Ungeziefer maͤſten koͤnne;
denn thut ſie das, ſo iſt ſie keine Dienerin Gottes,
wie der Apoſtel ſagt, ſondern eine Dienerin des
Teufels, keine rechtmaͤßige Obrigkeit, ſondern eine
Ausgeburt der Hoͤlle, der man keinen Gehorſam
weiter ſchuldig iſt. Die Obrigkeit ſoll eine
Dienerin Gottes ſeyn zur Strafe uͤber den, der Boͤ-
ſes thut; ſie ſoll aber uicht den guten und redlichen
Buͤrger und Bauer quaͤlen und ausſaugen; nicht
die Fruͤchte ſeiner muͤhevollen Arbeit in eiteln Luſt-
gelagen und an Spieltiſchen verpraßen; nicht ihm
ſeine Soͤhne entreißen, um ſie zu elendem Puppen-
ſpiel zu mißbrauchen, ſie an Muͤßiggang und Laſter
zu gewoͤhuen, und ſie zu nuͤtzlicher Thaͤtigkeit an
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/222>, abgerufen am 22.12.2024.
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