Kaisers und weltlichen Gewalthabers zu untersuchen, und wenn man seine Forderungen unrechtmäßig fände sie zu verweigern. Er sagte: Gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist; allein er sprach kei- nesweges: Gebet dem Kaiser alles, was er begehrt; gebt ihm, wenn er es verlangt, Hab' und Gut, und laßt die Eurigen vor Kälte und Hunger um- kommen; opfert ihm Weib und Kind, und die un- veräußerlichsten Rechte des Menschen; opfert selbst euer Blut und euer Leben seinen Launen, seinen Leidenschaften und seiner Willkühr! Wie hätte Chri- stus, der edelste, weiseste und freimüthigste Mensch, der jemals von blutgierigen Pfaffen gemordet ward, wohl dergleichen Unsinn behaupten können? Und wie wenig würde er diese Lehre vom unbedingten Gehorsam gegen die Obern durch sein eigenes Bei- spiel bestätigt haben, Er, der den Tollheiten der jüdischen Vorgesetzten laut und öffentlich wider- sprach, ihnen sogar ins Gesicht sagte: daß sie Ot- terngezücht wären, und keinem ihrer Befehle, der seinen Ansichten zuwider war, gehorchte? Schon sein edler Vorgänger Johannes starb auf dem Blutgerüst, weil er -- nach unsern despotischen Prinzipien -- ein Majestätsverbrecher war, indem er mit würdevollem Ernst und öffentlich die Laster eines Königes rügte; und Christus endete am Kreuz, weil er eben so wenig, wie Johannes dem despoti- schen Prinzip sich mit feigem blinden Gehorsam
Kaiſers und weltlichen Gewalthabers zu unterſuchen, und wenn man ſeine Forderungen unrechtmaͤßig faͤnde ſie zu verweigern. Er ſagte: Gebet dem Kaiſer, was des Kaiſers iſt; allein er ſprach kei- nesweges: Gebet dem Kaiſer alles, was er begehrt; gebt ihm, wenn er es verlangt, Hab’ und Gut, und laßt die Eurigen vor Kaͤlte und Hunger um- kommen; opfert ihm Weib und Kind, und die un- veraͤußerlichſten Rechte des Menſchen; opfert ſelbſt euer Blut und euer Leben ſeinen Launen, ſeinen Leidenſchaften und ſeiner Willkuͤhr! Wie haͤtte Chri- ſtus, der edelſte, weiſeſte und freimuͤthigſte Menſch, der jemals von blutgierigen Pfaffen gemordet ward, wohl dergleichen Unſinn behaupten koͤnnen? Und wie wenig wuͤrde er dieſe Lehre vom unbedingten Gehorſam gegen die Obern durch ſein eigenes Bei- ſpiel beſtaͤtigt haben, Er, der den Tollheiten der juͤdiſchen Vorgeſetzten laut und oͤffentlich wider- ſprach, ihnen ſogar ins Geſicht ſagte: daß ſie Ot- terngezuͤcht waͤren, und keinem ihrer Befehle, der ſeinen Anſichten zuwider war, gehorchte? Schon ſein edler Vorgaͤnger Johannes ſtarb auf dem Blutgeruͤſt, weil er — nach unſern despotiſchen Prinzipien — ein Majeſtaͤtsverbrecher war, indem er mit wuͤrdevollem Ernſt und oͤffentlich die Laſter eines Koͤniges ruͤgte; und Chriſtus endete am Kreuz, weil er eben ſo wenig, wie Johannes dem despoti- ſchen Prinzip ſich mit feigem blinden Gehorſam
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Kaiſers und weltlichen Gewalthabers zu unterſuchen,
und wenn man ſeine Forderungen unrechtmaͤßig
faͤnde ſie zu verweigern. Er ſagte: Gebet dem
Kaiſer, was des Kaiſers iſt; allein er ſprach kei-
nesweges: Gebet dem Kaiſer alles, was er begehrt;
gebt ihm, wenn er es verlangt, Hab’ und Gut,
und laßt die Eurigen vor Kaͤlte und Hunger um-
kommen; opfert ihm Weib und Kind, und die un-
veraͤußerlichſten Rechte des Menſchen; opfert ſelbſt
euer Blut und euer Leben ſeinen Launen, ſeinen
Leidenſchaften und ſeiner Willkuͤhr! Wie haͤtte Chri-
ſtus, der edelſte, weiſeſte und freimuͤthigſte Menſch,
der jemals von blutgierigen Pfaffen gemordet ward,
wohl dergleichen Unſinn behaupten koͤnnen? Und
wie wenig wuͤrde er dieſe Lehre vom unbedingten
Gehorſam gegen die Obern durch ſein eigenes Bei-
ſpiel beſtaͤtigt haben, Er, der den Tollheiten der
juͤdiſchen Vorgeſetzten laut und oͤffentlich wider-
ſprach, ihnen ſogar ins Geſicht ſagte: daß ſie Ot-
terngezuͤcht waͤren, und keinem ihrer Befehle, der
ſeinen Anſichten zuwider war, gehorchte? Schon
ſein edler Vorgaͤnger Johannes ſtarb auf dem
Blutgeruͤſt, weil er — nach unſern despotiſchen
Prinzipien — ein Majeſtaͤtsverbrecher war, indem
er mit wuͤrdevollem Ernſt und oͤffentlich die Laſter
eines Koͤniges ruͤgte; und Chriſtus endete am Kreuz,
weil er eben ſo wenig, wie Johannes dem despoti-
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/220>, abgerufen am 22.12.2024.
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