Die Pfaffen verdienen hier ihren Platz, denn sie sind die kräftigste Stütze der Söhne Ketura's, der Despoten. Kein Kriegsherr gewährt den letztern so große Sicherheit, als ein von einer mächtigen Pfaffenkaste bei dem Volke unterhaltener blinder Gehorsam gegen die Befehle des Herrschers; als der fanatische Wahn, daß dieser im Weltlichen, so wie die Pfaffen im Geistlichen, ein Stellvertreter Gottes, daß seine Winke, Launen und Befehle Eingebungen des Himmels sind. Der Schutz, wel- chen ein Despot von einem Kriegsheere, wenn es nicht von jenem Wahne geleitet wird, erwarten darf, ist immer sehr ungewiß, zumal wenn es nicht aus Schaaren feiler und fremder Miethlinge zu- sammen gesetzt ist, die da glauben, daß ihre Exi- stenz mit der ihres Gebieters unzertrennlich ver- bunden sey. Wir haben in der ältern und neuern Geschichte Beispiele in Menge, daß stehende Heere, die aus den Söhnen der Staatsbürger gebildet waren, um dem Herrscher zur Schutzwehr gegen ihre Väter und Brüder zu dienen, zuerst ihre
Schwer-
Die weißen Rabbiner.
Die Pfaffen verdienen hier ihren Platz, denn ſie ſind die kraͤftigſte Stuͤtze der Soͤhne Ketura’s, der Despoten. Kein Kriegsherr gewaͤhrt den letztern ſo große Sicherheit, als ein von einer maͤchtigen Pfaffenkaſte bei dem Volke unterhaltener blinder Gehorſam gegen die Befehle des Herrſchers; als der fanatiſche Wahn, daß dieſer im Weltlichen, ſo wie die Pfaffen im Geiſtlichen, ein Stellvertreter Gottes, daß ſeine Winke, Launen und Befehle Eingebungen des Himmels ſind. Der Schutz, wel- chen ein Despot von einem Kriegsheere, wenn es nicht von jenem Wahne geleitet wird, erwarten darf, iſt immer ſehr ungewiß, zumal wenn es nicht aus Schaaren feiler und fremder Miethlinge zu- ſammen geſetzt iſt, die da glauben, daß ihre Exi- ſtenz mit der ihres Gebieters unzertrennlich ver- bunden ſey. Wir haben in der aͤltern und neuern Geſchichte Beiſpiele in Menge, daß ſtehende Heere, die aus den Soͤhnen der Staatsbuͤrger gebildet waren, um dem Herrſcher zur Schutzwehr gegen ihre Vaͤter und Bruͤder zu dienen, zuerſt ihre
Schwer-
<TEI><text><body><pbfacs="#f0192"n="192"/><divn="1"><head><hirendition="#b"><hirendition="#g">Die weißen Rabbiner.</hi></hi></head><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><p><hirendition="#in">D</hi>ie Pfaffen verdienen hier ihren Platz, denn ſie<lb/>ſind die kraͤftigſte Stuͤtze der Soͤhne Ketura’s, der<lb/>
Despoten. Kein Kriegsherr gewaͤhrt den letztern<lb/>ſo große Sicherheit, als ein von einer maͤchtigen<lb/>
Pfaffenkaſte bei dem Volke unterhaltener blinder<lb/>
Gehorſam gegen die Befehle des Herrſchers; als<lb/>
der fanatiſche Wahn, daß dieſer im Weltlichen, ſo<lb/>
wie die Pfaffen im Geiſtlichen, ein Stellvertreter<lb/>
Gottes, daß ſeine Winke, Launen und Befehle<lb/>
Eingebungen des Himmels ſind. Der Schutz, wel-<lb/>
chen ein Despot von einem Kriegsheere, wenn es<lb/>
nicht von jenem Wahne geleitet wird, erwarten<lb/>
darf, iſt immer ſehr ungewiß, zumal wenn es nicht<lb/>
aus Schaaren feiler und fremder Miethlinge zu-<lb/>ſammen geſetzt iſt, die da glauben, daß ihre Exi-<lb/>ſtenz mit der ihres Gebieters unzertrennlich ver-<lb/>
bunden ſey. Wir haben in der aͤltern und neuern<lb/>
Geſchichte Beiſpiele in Menge, daß ſtehende Heere,<lb/>
die aus den Soͤhnen der Staatsbuͤrger gebildet<lb/>
waren, um dem Herrſcher zur Schutzwehr gegen<lb/>
ihre Vaͤter und Bruͤder zu dienen, zuerſt ihre<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Schwer-</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[192/0192]
Die weißen Rabbiner.
Die Pfaffen verdienen hier ihren Platz, denn ſie
ſind die kraͤftigſte Stuͤtze der Soͤhne Ketura’s, der
Despoten. Kein Kriegsherr gewaͤhrt den letztern
ſo große Sicherheit, als ein von einer maͤchtigen
Pfaffenkaſte bei dem Volke unterhaltener blinder
Gehorſam gegen die Befehle des Herrſchers; als
der fanatiſche Wahn, daß dieſer im Weltlichen, ſo
wie die Pfaffen im Geiſtlichen, ein Stellvertreter
Gottes, daß ſeine Winke, Launen und Befehle
Eingebungen des Himmels ſind. Der Schutz, wel-
chen ein Despot von einem Kriegsheere, wenn es
nicht von jenem Wahne geleitet wird, erwarten
darf, iſt immer ſehr ungewiß, zumal wenn es nicht
aus Schaaren feiler und fremder Miethlinge zu-
ſammen geſetzt iſt, die da glauben, daß ihre Exi-
ſtenz mit der ihres Gebieters unzertrennlich ver-
bunden ſey. Wir haben in der aͤltern und neuern
Geſchichte Beiſpiele in Menge, daß ſtehende Heere,
die aus den Soͤhnen der Staatsbuͤrger gebildet
waren, um dem Herrſcher zur Schutzwehr gegen
ihre Vaͤter und Bruͤder zu dienen, zuerſt ihre
Schwer-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/192>, abgerufen am 28.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.