ihren Drohungen entgegen gesetzt; hätte man statt aus kindischreligiösem Aberglauben oder aus Furcht ihren Befehlen zu gehorchen; statt aus Eigennutz oder aus Feigheit ihren Launen zu schmeicheln, sie verlacht und ihnen Hohn gesprochen, so würde die Weltgeschichte nie mit so vielen und schrecklichen Blut- uud Greuelscenen befleckt worden seyn. Wer muß nicht voll Zorn und Unwillen das Heer jener nichtswürdigen Zeitungsschreiber verwünschen, die von allem, was ein neugebornes Fürstensöhnchen, ein König von Rom oder ein Herzog von Bordeaux in der Wiege gemacht -- oder was man mit ihm gethan hat, so getreu, als wären es die wichtig- sten Staatsaktionen, als hienge das Glück und die Ruhe der ganzen Welt davon ab, den umständ- lichsten, oft eckelhaftesten Bericht erstatten? Was kümmert die Nationen es, ob der Sohn eines Königs mit seiner Amme spatzieren gefahren, wann er seine ersten Höschen bekommen, ob er in den Windeln zum Großmeister eines Ordens, oder auf dem Steckenpferde zum General eines Kavallerie- regiments von seinem albernen Vater ernannt worden ist? Wie können die Fursten es dulden, daß ihre Herolde durch offizielle Nachrichten der Art die Achtung verletzen, welche man den Völkern und der Stufe geistiger Bildung schuldig ist, auf welcher wir uns Gottlob befinden? Daß man offiziel der Vernunft großer einsichts- und geist-
ihren Drohungen entgegen geſetzt; haͤtte man ſtatt aus kindiſchreligioͤſem Aberglauben oder aus Furcht ihren Befehlen zu gehorchen; ſtatt aus Eigennutz oder aus Feigheit ihren Launen zu ſchmeicheln, ſie verlacht und ihnen Hohn geſprochen, ſo wuͤrde die Weltgeſchichte nie mit ſo vielen und ſchrecklichen Blut- uud Greuelſcenen befleckt worden ſeyn. Wer muß nicht voll Zorn und Unwillen das Heer jener nichtswuͤrdigen Zeitungsſchreiber verwuͤnſchen, die von allem, was ein neugebornes Fuͤrſtenſoͤhnchen, ein Koͤnig von Rom oder ein Herzog von Bordeaux in der Wiege gemacht — oder was man mit ihm gethan hat, ſo getreu, als waͤren es die wichtig- ſten Staatsaktionen, als hienge das Gluͤck und die Ruhe der ganzen Welt davon ab, den umſtaͤnd- lichſten, oft eckelhafteſten Bericht erſtatten? Was kuͤmmert die Nationen es, ob der Sohn eines Koͤnigs mit ſeiner Amme ſpatzieren gefahren, wann er ſeine erſten Hoͤschen bekommen, ob er in den Windeln zum Großmeiſter eines Ordens, oder auf dem Steckenpferde zum General eines Kavallerie- regiments von ſeinem albernen Vater ernannt worden iſt? Wie koͤnnen die Furſten es dulden, daß ihre Herolde durch offizielle Nachrichten der Art die Achtung verletzen, welche man den Voͤlkern und der Stufe geiſtiger Bildung ſchuldig iſt, auf welcher wir uns Gottlob befinden? Daß man offiziel der Vernunft großer einſichts- und geiſt-
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ihren Drohungen entgegen geſetzt; haͤtte man ſtatt
aus kindiſchreligioͤſem Aberglauben oder aus Furcht
ihren Befehlen zu gehorchen; ſtatt aus Eigennutz
oder aus Feigheit ihren Launen zu ſchmeicheln, ſie
verlacht und ihnen Hohn geſprochen, ſo wuͤrde die
Weltgeſchichte nie mit ſo vielen und ſchrecklichen
Blut- uud Greuelſcenen befleckt worden ſeyn. Wer
muß nicht voll Zorn und Unwillen das Heer jener
nichtswuͤrdigen Zeitungsſchreiber verwuͤnſchen, die
von allem, was ein neugebornes Fuͤrſtenſoͤhnchen,
ein Koͤnig von Rom oder ein Herzog von Bordeaux
in der Wiege gemacht — oder was man mit ihm
gethan hat, ſo getreu, als waͤren es die wichtig-
ſten Staatsaktionen, als hienge das Gluͤck und
die Ruhe der ganzen Welt davon ab, den umſtaͤnd-
lichſten, oft eckelhafteſten Bericht erſtatten? Was
kuͤmmert die Nationen es, ob der Sohn eines
Koͤnigs mit ſeiner Amme ſpatzieren gefahren, wann
er ſeine erſten Hoͤschen bekommen, ob er in den
Windeln zum Großmeiſter eines Ordens, oder auf
dem Steckenpferde zum General eines Kavallerie-
regiments von ſeinem albernen Vater ernannt
worden iſt? Wie koͤnnen die Furſten es dulden,
daß ihre Herolde durch offizielle Nachrichten der
Art die Achtung verletzen, welche man den Voͤlkern
und der Stufe geiſtiger Bildung ſchuldig iſt, auf
welcher wir uns Gottlob befinden? Daß man
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/181>, abgerufen am 27.11.2024.
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