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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823.

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Die weißen Juden als Minister, Diplomaten,
Volksvertreter und Fürstenerzieher.


Dieser Gegenstand ist nahe verwandt mit dem
vorigen, und hat für unsere Zeiten ein größeres
Jnteresse, als jener, da immer eine Möglichkeit
vorhanden ist, daß einer oder der andere von Ke-
tura's schlauen Kindern sich als Minister, Gesand-
ter, Staatsrath, Volksvertreter oder als Fürsten-
erzieher irgendwo eindrängt.

Mit den Ministern geht es freilich sehr oft,
wie mit ihren Gebietern; ihre Sekretäre, Haus-
freunde, Frauen, Mätressen, ja selbst ihre Kam-
merdiener verwalten häufig das Amt, von welchen
jene Herren den Titel führen, und man kann
manchen Lakaien mit doppeltem Recht Minister des
Ministers, so wie manchen Minister König des
Königes nennen. Jndessen gehört doch in der Re-
gel zum Großvezier mehr Geist, als zum Groß-
sultan, da dieser nicht durch Verstand und Fähig-
keit, sondern durch Geburt zu seiner Würde gelangt;
jener sie aber -- wenn gleich nicht immer, doch
gewöhnlich -- durch eigene oder fremde, scheinbare
oder wirkliche Verdienste erwerben muß.

Die weißen Juden als Miniſter, Diplomaten,
Volksvertreter und Fuͤrſtenerzieher.


Dieſer Gegenſtand iſt nahe verwandt mit dem
vorigen, und hat fuͤr unſere Zeiten ein groͤßeres
Jntereſſe, als jener, da immer eine Moͤglichkeit
vorhanden iſt, daß einer oder der andere von Ke-
tura’s ſchlauen Kindern ſich als Miniſter, Geſand-
ter, Staatsrath, Volksvertreter oder als Fuͤrſten-
erzieher irgendwo eindraͤngt.

Mit den Miniſtern geht es freilich ſehr oft,
wie mit ihren Gebietern; ihre Sekretaͤre, Haus-
freunde, Frauen, Maͤtreſſen, ja ſelbſt ihre Kam-
merdiener verwalten haͤufig das Amt, von welchen
jene Herren den Titel fuͤhren, und man kann
manchen Lakaien mit doppeltem Recht Miniſter des
Miniſters, ſo wie manchen Miniſter Koͤnig des
Koͤniges nennen. Jndeſſen gehoͤrt doch in der Re-
gel zum Großvezier mehr Geiſt, als zum Groß-
ſultan, da dieſer nicht durch Verſtand und Faͤhig-
keit, ſondern durch Geburt zu ſeiner Wuͤrde gelangt;
jener ſie aber — wenn gleich nicht immer, doch
gewoͤhnlich — durch eigene oder fremde, ſcheinbare
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[156/0156] Die weißen Juden als Miniſter, Diplomaten, Volksvertreter und Fuͤrſtenerzieher. Dieſer Gegenſtand iſt nahe verwandt mit dem vorigen, und hat fuͤr unſere Zeiten ein groͤßeres Jntereſſe, als jener, da immer eine Moͤglichkeit vorhanden iſt, daß einer oder der andere von Ke- tura’s ſchlauen Kindern ſich als Miniſter, Geſand- ter, Staatsrath, Volksvertreter oder als Fuͤrſten- erzieher irgendwo eindraͤngt. Mit den Miniſtern geht es freilich ſehr oft, wie mit ihren Gebietern; ihre Sekretaͤre, Haus- freunde, Frauen, Maͤtreſſen, ja ſelbſt ihre Kam- merdiener verwalten haͤufig das Amt, von welchen jene Herren den Titel fuͤhren, und man kann manchen Lakaien mit doppeltem Recht Miniſter des Miniſters, ſo wie manchen Miniſter Koͤnig des Koͤniges nennen. Jndeſſen gehoͤrt doch in der Re- gel zum Großvezier mehr Geiſt, als zum Groß- ſultan, da dieſer nicht durch Verſtand und Faͤhig- keit, ſondern durch Geburt zu ſeiner Wuͤrde gelangt; jener ſie aber — wenn gleich nicht immer, doch gewoͤhnlich — durch eigene oder fremde, ſcheinbare oder wirkliche Verdienſte erwerben muß.

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Zitationshilfe: Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/156>, abgerufen am 25.11.2024.