Gottlob, wir leben jetzt in einem Zeitalter, wo ein heiliger Bund uns Europäer vor der Re- gierung weißer Juden bewahrt. Wenigstens werden sie nie als Obersteuermänner sich eines Staatsru- ders bemächtigen können; und schleichen sie wirklich -- welches hin und wieder der Fall seyn möchte -- als Großveziere sich ein, so ist ihre Herrschaft doch nicht erblich, nicht ewig dauernd; ihr schädliches Treiben wird dem Scharfblick der Monarchen nicht lange verborgen bleiben, und sie werden bald in Nuhestand versetzt werden. Gäbe doch Gott, daß, wie öffentliche Nachrichten jetzt melden, auch Sr. Hoheit der Großsultan zum Mitgliede des heiligen Bundes aufgenommen würde *), und daß die gu- ten Türken gleichfalls Theil an den Segnungen des übrigen Europa nehmen möchten; dann würde ich voll Entzücken mit dem frommen Simeon sprechen: Herr, nun laß deinen Diener in Frieden fahren, denn meine Augen haben dein Heil gesehen. Un- streitig würde dies auch für unsere Mitbrüder, die irregeleiteten Griechen von den vortheilhaftesten Folgen seyn. Durch die Vermittelung der übrigen großen Mächte würde ihnen wahrscheinlich Verzei-
*) Jch schrieb dies nemlich zu Ende des Septembers 1822, wo nach den Berichten der Allgemeinen Zei- tung und anderer Blätter die Rede von diesem Projekt war. Möchte mein Wunsch doch erfüllt werden.
Gottlob, wir leben jetzt in einem Zeitalter, wo ein heiliger Bund uns Europaͤer vor der Re- gierung weißer Juden bewahrt. Wenigſtens werden ſie nie als Oberſteuermaͤnner ſich eines Staatsru- ders bemaͤchtigen koͤnnen; und ſchleichen ſie wirklich — welches hin und wieder der Fall ſeyn moͤchte — als Großveziere ſich ein, ſo iſt ihre Herrſchaft doch nicht erblich, nicht ewig dauernd; ihr ſchaͤdliches Treiben wird dem Scharfblick der Monarchen nicht lange verborgen bleiben, und ſie werden bald in Nuheſtand verſetzt werden. Gaͤbe doch Gott, daß, wie oͤffentliche Nachrichten jetzt melden, auch Sr. Hoheit der Großſultan zum Mitgliede des heiligen Bundes aufgenommen wuͤrde *), und daß die gu- ten Tuͤrken gleichfalls Theil an den Segnungen des uͤbrigen Europa nehmen moͤchten; dann wuͤrde ich voll Entzuͤcken mit dem frommen Simeon ſprechen: Herr, nun laß deinen Diener in Frieden fahren, denn meine Augen haben dein Heil geſehen. Un- ſtreitig wuͤrde dies auch fuͤr unſere Mitbruͤder, die irregeleiteten Griechen von den vortheilhafteſten Folgen ſeyn. Durch die Vermittelung der uͤbrigen großen Maͤchte wuͤrde ihnen wahrſcheinlich Verzei-
*) Jch ſchrieb dies nemlich zu Ende des Septembers 1822, wo nach den Berichten der Allgemeinen Zei- tung und anderer Blaͤtter die Rede von dieſem Projekt war. Moͤchte mein Wunſch doch erfuͤllt werden.
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Gottlob, wir leben jetzt in einem Zeitalter,
wo ein heiliger Bund uns Europaͤer vor der Re-
gierung weißer Juden bewahrt. Wenigſtens werden
ſie nie als Oberſteuermaͤnner ſich eines Staatsru-
ders bemaͤchtigen koͤnnen; und ſchleichen ſie wirklich
— welches hin und wieder der Fall ſeyn moͤchte —
als Großveziere ſich ein, ſo iſt ihre Herrſchaft doch
nicht erblich, nicht ewig dauernd; ihr ſchaͤdliches
Treiben wird dem Scharfblick der Monarchen nicht
lange verborgen bleiben, und ſie werden bald in
Nuheſtand verſetzt werden. Gaͤbe doch Gott, daß,
wie oͤffentliche Nachrichten jetzt melden, auch Sr.
Hoheit der Großſultan zum Mitgliede des heiligen
Bundes aufgenommen wuͤrde *), und daß die gu-
ten Tuͤrken gleichfalls Theil an den Segnungen des
uͤbrigen Europa nehmen moͤchten; dann wuͤrde ich
voll Entzuͤcken mit dem frommen Simeon ſprechen:
Herr, nun laß deinen Diener in Frieden fahren,
denn meine Augen haben dein Heil geſehen. Un-
ſtreitig wuͤrde dies auch fuͤr unſere Mitbruͤder, die
irregeleiteten Griechen von den vortheilhafteſten
Folgen ſeyn. Durch die Vermittelung der uͤbrigen
großen Maͤchte wuͤrde ihnen wahrſcheinlich Verzei-
*) Jch ſchrieb dies nemlich zu Ende des Septembers
1822, wo nach den Berichten der Allgemeinen Zei-
tung und anderer Blaͤtter die Rede von dieſem
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/154>, abgerufen am 15.08.2024.
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