keit zeigen soll; daß Priesterweihe und Salbung der Könige Trug und Thorheiten sind; daß Ge- walt kein Recht giebt; dann habt Jhr dem Pfaf- fenthum und dem Despotismus die wichtigsten Stützen geraubt.
Man beschuldige mich nicht wegen dieser Aeus- serungen revolutionärer Gesinnungen! Bei dem jetzigen Zustande Europa's, wo sich fast alle Staa- ten unsers Welttheils des Friedens, des blühend- sten Wohlstandes und der liberalsten Regierungen erfreuen; wo ein heiliger Bund, von Weisheit und Liebe für die Menschheit geleitet, eifrigst bemüht ist, diesen gesegneten Zustand uns durch alle mögli- che Mittel zu bewahren; wo die Völker von Dank- barkeit und Verehrung für ihre Herrscher beseelt sind; wo sollte man da wohl irgend eine gewalt- same Umwälzung wünschen oder befürchten können? Die eigenen Handlungen unserer meisten Regenten, die Verfassungen ihrer Staaten, und ihre Art zu regieren, müssen ihnen schon Bürge seyn, daß sie von der Stimmung ihrer Völker nichts zu besorgen haben. Nur wo despotische Söhne der Ketura herrschen; wo man allen Wohlstand zu vernichten, alle freie Gedankenmittheilung zu hemmen strebt; wo man, wie vormals in Spanien, durch geistliche und weltliche Jnquisitionsgerichte und Späher jedes Wort und jede Miene belauschen läßt, um sodann den Verdächtigen zur Verantwortung und Strafe
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keit zeigen ſoll; daß Prieſterweihe und Salbung der Koͤnige Trug und Thorheiten ſind; daß Ge- walt kein Recht giebt; dann habt Jhr dem Pfaf- fenthum und dem Despotismus die wichtigſten Stuͤtzen geraubt.
Man beſchuldige mich nicht wegen dieſer Aeuſ- ſerungen revolutionaͤrer Geſinnungen! Bei dem jetzigen Zuſtande Europa’s, wo ſich faſt alle Staa- ten unſers Welttheils des Friedens, des bluͤhend- ſten Wohlſtandes und der liberalſten Regierungen erfreuen; wo ein heiliger Bund, von Weisheit und Liebe fuͤr die Menſchheit geleitet, eifrigſt bemuͤht iſt, dieſen geſegneten Zuſtand uns durch alle moͤgli- che Mittel zu bewahren; wo die Voͤlker von Dank- barkeit und Verehrung fuͤr ihre Herrſcher beſeelt ſind; wo ſollte man da wohl irgend eine gewalt- ſame Umwaͤlzung wuͤnſchen oder befuͤrchten koͤnnen? Die eigenen Handlungen unſerer meiſten Regenten, die Verfaſſungen ihrer Staaten, und ihre Art zu regieren, muͤſſen ihnen ſchon Buͤrge ſeyn, daß ſie von der Stimmung ihrer Voͤlker nichts zu beſorgen haben. Nur wo despotiſche Soͤhne der Ketura herrſchen; wo man allen Wohlſtand zu vernichten, alle freie Gedankenmittheilung zu hemmen ſtrebt; wo man, wie vormals in Spanien, durch geiſtliche und weltliche Jnquiſitionsgerichte und Spaͤher jedes Wort und jede Miene belauſchen laͤßt, um ſodann den Verdaͤchtigen zur Verantwortung und Strafe
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keit zeigen ſoll; daß Prieſterweihe und Salbung
der Koͤnige Trug und Thorheiten ſind; daß Ge-
walt kein Recht giebt; dann habt Jhr dem Pfaf-
fenthum und dem Despotismus die wichtigſten
Stuͤtzen geraubt.
Man beſchuldige mich nicht wegen dieſer Aeuſ-
ſerungen revolutionaͤrer Geſinnungen! Bei dem
jetzigen Zuſtande Europa’s, wo ſich faſt alle Staa-
ten unſers Welttheils des Friedens, des bluͤhend-
ſten Wohlſtandes und der liberalſten Regierungen
erfreuen; wo ein heiliger Bund, von Weisheit und
Liebe fuͤr die Menſchheit geleitet, eifrigſt bemuͤht iſt,
dieſen geſegneten Zuſtand uns durch alle moͤgli-
che Mittel zu bewahren; wo die Voͤlker von Dank-
barkeit und Verehrung fuͤr ihre Herrſcher beſeelt
ſind; wo ſollte man da wohl irgend eine gewalt-
ſame Umwaͤlzung wuͤnſchen oder befuͤrchten koͤnnen?
Die eigenen Handlungen unſerer meiſten Regenten,
die Verfaſſungen ihrer Staaten, und ihre Art zu
regieren, muͤſſen ihnen ſchon Buͤrge ſeyn, daß ſie
von der Stimmung ihrer Voͤlker nichts zu beſorgen
haben. Nur wo despotiſche Soͤhne der Ketura
herrſchen; wo man allen Wohlſtand zu vernichten,
alle freie Gedankenmittheilung zu hemmen ſtrebt;
wo man, wie vormals in Spanien, durch geiſtliche
und weltliche Jnquiſitionsgerichte und Spaͤher jedes
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/139>, abgerufen am 23.11.2024.
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