Wir haben in den neuesten Zeiten ein Beispiel die- ser Art erlebt: Napoleon Bonaparte! Weil er den Völkern nicht hielt, was er versprach, und ihnen eidlich geschworen hatte; weil er die heilig- sten Rechte der Menschen mit Füßen trat; weil er durch schändliche Spione und polizeiliche Spürhunde ins Jnnere der Gemächer, in die Geheimnisse der Familien, der Freunde und Verwandten eindrang und einzudringen suchte, und dadurch alles öffent- liche und persönliche Vertrauen, ja sogar Treue und Glauben, Tugend und Redlichkeit erstickte; weil er durch verrätherische Aufreizer rechtliche Men- schen, die ihm verdächtig oder widerlich waren, zu unbedachtsamen Aeußerungen und Handlungen ver- leiten ließ, um sie dafür nachher bestrafen zu kön- nen; weil er Handel und Wandel und alle Gewerbe durch unerschwingliche Auflagen und Erpressungen zerstörte; weil er allen freien Geistes- und Gedan- kenverkehr gewaltsam zu hemmen strebte; weil er Völker, die nichts weiter als Anerkennung ihrer menschlichen und volksthümlichen Rechte begehrten, auf das Grausamste unterdrückte; weil er darauf ausgieng, die eine Hälfte der Menschheit in Pe- scherähs ähnliche Sklaven und die andere in Scher- gen und Aufpasser zu verwandeln, um jene Skla- ven zu bewachen und im Zaume zu halten; kurz, weil Napoleon diese, und noch viel mehr Verbre- chen und Greuel begieng, die man in den während der Jahre 1813 bis 1815 wider ihn gerichteten
Wir haben in den neueſten Zeiten ein Beiſpiel die- ſer Art erlebt: Napoleon Bonaparte! Weil er den Voͤlkern nicht hielt, was er verſprach, und ihnen eidlich geſchworen hatte; weil er die heilig- ſten Rechte der Menſchen mit Fuͤßen trat; weil er durch ſchaͤndliche Spione und polizeiliche Spuͤrhunde ins Jnnere der Gemaͤcher, in die Geheimniſſe der Familien, der Freunde und Verwandten eindrang und einzudringen ſuchte, und dadurch alles oͤffent- liche und perſoͤnliche Vertrauen, ja ſogar Treue und Glauben, Tugend und Redlichkeit erſtickte; weil er durch verraͤtheriſche Aufreizer rechtliche Men- ſchen, die ihm verdaͤchtig oder widerlich waren, zu unbedachtſamen Aeußerungen und Handlungen ver- leiten ließ, um ſie dafuͤr nachher beſtrafen zu koͤn- nen; weil er Handel und Wandel und alle Gewerbe durch unerſchwingliche Auflagen und Erpreſſungen zerſtoͤrte; weil er allen freien Geiſtes- und Gedan- kenverkehr gewaltſam zu hemmen ſtrebte; weil er Voͤlker, die nichts weiter als Anerkennung ihrer menſchlichen und volksthuͤmlichen Rechte begehrten, auf das Grauſamſte unterdruͤckte; weil er darauf ausgieng, die eine Haͤlfte der Menſchheit in Pe- ſcheraͤhs aͤhnliche Sklaven und die andere in Scher- gen und Aufpaſſer zu verwandeln, um jene Skla- ven zu bewachen und im Zaume zu halten; kurz, weil Napoleon dieſe, und noch viel mehr Verbre- chen und Greuel begieng, die man in den waͤhrend der Jahre 1813 bis 1815 wider ihn gerichteten
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0124"n="124"/>
Wir haben in den neueſten Zeiten ein Beiſpiel die-<lb/>ſer Art erlebt: <hirendition="#g">Napoleon Bonaparte!</hi> Weil<lb/>
er den Voͤlkern nicht hielt, was er verſprach, und<lb/>
ihnen eidlich geſchworen hatte; weil er die heilig-<lb/>ſten Rechte der Menſchen mit Fuͤßen trat; weil er<lb/>
durch ſchaͤndliche Spione und polizeiliche Spuͤrhunde<lb/>
ins Jnnere der Gemaͤcher, in die Geheimniſſe der<lb/>
Familien, der Freunde und Verwandten eindrang<lb/>
und einzudringen ſuchte, und dadurch alles oͤffent-<lb/>
liche und perſoͤnliche Vertrauen, ja ſogar Treue<lb/>
und Glauben, Tugend und Redlichkeit erſtickte;<lb/>
weil er durch verraͤtheriſche Aufreizer rechtliche Men-<lb/>ſchen, die ihm verdaͤchtig oder widerlich waren, zu<lb/>
unbedachtſamen Aeußerungen und Handlungen ver-<lb/>
leiten ließ, um ſie dafuͤr nachher beſtrafen zu koͤn-<lb/>
nen; weil er Handel und Wandel und alle Gewerbe<lb/>
durch unerſchwingliche Auflagen und Erpreſſungen<lb/>
zerſtoͤrte; weil er allen freien Geiſtes- und Gedan-<lb/>
kenverkehr gewaltſam zu hemmen ſtrebte; weil er<lb/>
Voͤlker, die nichts weiter als Anerkennung ihrer<lb/>
menſchlichen und volksthuͤmlichen Rechte begehrten,<lb/>
auf das Grauſamſte unterdruͤckte; weil er darauf<lb/>
ausgieng, die eine Haͤlfte der Menſchheit in Pe-<lb/>ſcheraͤhs aͤhnliche Sklaven und die andere in Scher-<lb/>
gen und Aufpaſſer zu verwandeln, um jene Skla-<lb/>
ven zu bewachen und im Zaume zu halten; kurz,<lb/>
weil Napoleon dieſe, und noch viel mehr Verbre-<lb/>
chen und Greuel begieng, die man in den waͤhrend<lb/>
der Jahre 1813 bis 1815 wider ihn gerichteten<lb/></p></div></body></text></TEI>
[124/0124]
Wir haben in den neueſten Zeiten ein Beiſpiel die-
ſer Art erlebt: Napoleon Bonaparte! Weil
er den Voͤlkern nicht hielt, was er verſprach, und
ihnen eidlich geſchworen hatte; weil er die heilig-
ſten Rechte der Menſchen mit Fuͤßen trat; weil er
durch ſchaͤndliche Spione und polizeiliche Spuͤrhunde
ins Jnnere der Gemaͤcher, in die Geheimniſſe der
Familien, der Freunde und Verwandten eindrang
und einzudringen ſuchte, und dadurch alles oͤffent-
liche und perſoͤnliche Vertrauen, ja ſogar Treue
und Glauben, Tugend und Redlichkeit erſtickte;
weil er durch verraͤtheriſche Aufreizer rechtliche Men-
ſchen, die ihm verdaͤchtig oder widerlich waren, zu
unbedachtſamen Aeußerungen und Handlungen ver-
leiten ließ, um ſie dafuͤr nachher beſtrafen zu koͤn-
nen; weil er Handel und Wandel und alle Gewerbe
durch unerſchwingliche Auflagen und Erpreſſungen
zerſtoͤrte; weil er allen freien Geiſtes- und Gedan-
kenverkehr gewaltſam zu hemmen ſtrebte; weil er
Voͤlker, die nichts weiter als Anerkennung ihrer
menſchlichen und volksthuͤmlichen Rechte begehrten,
auf das Grauſamſte unterdruͤckte; weil er darauf
ausgieng, die eine Haͤlfte der Menſchheit in Pe-
ſcheraͤhs aͤhnliche Sklaven und die andere in Scher-
gen und Aufpaſſer zu verwandeln, um jene Skla-
ven zu bewachen und im Zaume zu halten; kurz,
weil Napoleon dieſe, und noch viel mehr Verbre-
chen und Greuel begieng, die man in den waͤhrend
der Jahre 1813 bis 1815 wider ihn gerichteten
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/124>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.