noch den Druck einiger Sprachlehren und Wörter- bücher, einiger approbirter und orthodox befundener Bibelübersetzungen, Katechismen und Andachtsbü- cher (aber um Gotteswillen nicht die Stunden der Andacht!) ferner der Reimereien, Legenden, Ritter- und Teufelsgeschichten des Herrn und der Frau von la Motte-Fouque und anderer roman- tischer Mystiker etc. erlauben. Von deutschen Zeitun- gen würde ich blos den Beobachter an der Donau und seinen ihm gleich denkenden Amtsbruder, den Beobachter an der Spree nebst einigen ihrer Nach- beter fortdauern lassen. Was brauchen sich die Völker um die Weltangelegenheiten zu bekümmern? Was geht die Deutschen es an, ob die griechischen Rebellen von ihren legitimen Oberherren, den Türken und deren Spießgesellen, den Engländern, geschunden oder gebraten werden? Das ist Sache der irdischen Herrgötter, und nicht ihrer Sklaven!
Durch das Bücherschreiben und Bücherdrucken ist viel Unheil verbreitet; das hat bereits der Je- suit von Eckartshausen eben so klar bewiesen, als "daß Gott die reinste Liebe ist." Wie ruhig, wie selig und zufrieden konnten Fürsten, Mätressen und Minister, Freiherren, Ritter und Priester schlummern, ehe Faust seine schwarze, höllische Kunst erfand. Weder das Rauschen eines Zeitungsblatts, noch die spitzige Feder eines Schriftstellers schreckte und ängstigte sie. Man wußte von keinen andern
noch den Druck einiger Sprachlehren und Woͤrter- buͤcher, einiger approbirter und orthodox befundener Bibeluͤberſetzungen, Katechismen und Andachtsbuͤ- cher (aber um Gotteswillen nicht die Stunden der Andacht!) ferner der Reimereien, Legenden, Ritter- und Teufelsgeſchichten des Herrn und der Frau von la Motte-Fouqué und anderer roman- tiſcher Myſtiker ꝛc. erlauben. Von deutſchen Zeitun- gen wuͤrde ich blos den Beobachter an der Donau und ſeinen ihm gleich denkenden Amtsbruder, den Beobachter an der Spree nebſt einigen ihrer Nach- beter fortdauern laſſen. Was brauchen ſich die Voͤlker um die Weltangelegenheiten zu bekuͤmmern? Was geht die Deutſchen es an, ob die griechiſchen Rebellen von ihren legitimen Oberherren, den Tuͤrken und deren Spießgeſellen, den Englaͤndern, geſchunden oder gebraten werden? Das iſt Sache der irdiſchen Herrgoͤtter, und nicht ihrer Sklaven!
Durch das Buͤcherſchreiben und Buͤcherdrucken iſt viel Unheil verbreitet; das hat bereits der Je- ſuit von Eckartshauſen eben ſo klar bewieſen, als »daß Gott die reinſte Liebe iſt.« Wie ruhig, wie ſelig und zufrieden konnten Fuͤrſten, Maͤtreſſen und Miniſter, Freiherren, Ritter und Prieſter ſchlummern, ehe Fauſt ſeine ſchwarze, hoͤlliſche Kunſt erfand. Weder das Rauſchen eines Zeitungsblatts, noch die ſpitzige Feder eines Schriftſtellers ſchreckte und aͤngſtigte ſie. Man wußte von keinen andern
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noch den Druck einiger Sprachlehren und Woͤrter-
buͤcher, einiger approbirter und orthodox befundener
Bibeluͤberſetzungen, Katechismen und Andachtsbuͤ-
cher (aber um Gotteswillen nicht die Stunden
der Andacht!) ferner der Reimereien, Legenden,
Ritter- und Teufelsgeſchichten des Herrn und der
Frau von la Motte-Fouqué und anderer roman-
tiſcher Myſtiker ꝛc. erlauben. Von deutſchen Zeitun-
gen wuͤrde ich blos den Beobachter an der Donau
und ſeinen ihm gleich denkenden Amtsbruder, den
Beobachter an der Spree nebſt einigen ihrer Nach-
beter fortdauern laſſen. Was brauchen ſich die
Voͤlker um die Weltangelegenheiten zu bekuͤmmern?
Was geht die Deutſchen es an, ob die griechiſchen
Rebellen von ihren legitimen Oberherren, den
Tuͤrken und deren Spießgeſellen, den Englaͤndern,
geſchunden oder gebraten werden? Das iſt Sache
der irdiſchen Herrgoͤtter, und nicht ihrer Sklaven!
Durch das Buͤcherſchreiben und Buͤcherdrucken
iſt viel Unheil verbreitet; das hat bereits der Je-
ſuit von Eckartshauſen eben ſo klar bewieſen, als
»daß Gott die reinſte Liebe iſt.« Wie ruhig,
wie ſelig und zufrieden konnten Fuͤrſten, Maͤtreſſen
und Miniſter, Freiherren, Ritter und Prieſter
ſchlummern, ehe Fauſt ſeine ſchwarze, hoͤlliſche Kunſt
erfand. Weder das Rauſchen eines Zeitungsblatts,
noch die ſpitzige Feder eines Schriftſtellers ſchreckte
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/110>, abgerufen am 23.11.2024.
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