Von der Erziehung, dem wissenschaftlichen Unterricht, und der gelehrten Bildung der Juden.
Nicht Geburt und Beschneidung allein, sondern Erziehung und Unterricht machen den Juden zum Juden. Liegt auch wirklich, wie wir gerne zugeben, in jedem kleinen Hebräer der Keim zum ächten Bar Jsraels, so würde er doch leicht verkümmern, oder vielleicht gänzlich erstickt werden, wenn man ihn nicht von der zartesten Kindheit an mit gewissen- hafter Aengstlichkeit hegte und nährte.
Die Sorge für die erste physische Erziehung, oder bestimmter für die Befriedigung der thierischen Bedürfnisse der kleinen Juden ist eine der heiligsten Pflichten ihrer Mütter. Nicht allein das Beispiel des Mardochai, der, obgleich ein Mann, die lie- benswürdige Königin Esther selbst stillte, und für diesen Ammendienst nachher von seiner Milchtochter zu hohen Aemtern und Würden befördert ward, sondern sogar der heilige, hochgelobte Gott wird den frommen Jüdinnen zur Nachahmung aufgestellt. Als nemlich der gottlose Pharao, welchem die Hölle
sey,
Von der Erziehung, dem wiſſenſchaftlichen Unterricht, und der gelehrten Bildung der Juden.
Nicht Geburt und Beſchneidung allein, ſondern Erziehung und Unterricht machen den Juden zum Juden. Liegt auch wirklich, wie wir gerne zugeben, in jedem kleinen Hebraͤer der Keim zum aͤchten Bar Jſraels, ſo wuͤrde er doch leicht verkuͤmmern, oder vielleicht gaͤnzlich erſtickt werden, wenn man ihn nicht von der zarteſten Kindheit an mit gewiſſen- hafter Aengſtlichkeit hegte und naͤhrte.
Die Sorge fuͤr die erſte phyſiſche Erziehung, oder beſtimmter fuͤr die Befriedigung der thieriſchen Beduͤrfniſſe der kleinen Juden iſt eine der heiligſten Pflichten ihrer Muͤtter. Nicht allein das Beiſpiel des Mardochai, der, obgleich ein Mann, die lie- benswuͤrdige Koͤnigin Eſther ſelbſt ſtillte, und fuͤr dieſen Ammendienſt nachher von ſeiner Milchtochter zu hohen Aemtern und Wuͤrden befoͤrdert ward, ſondern ſogar der heilige, hochgelobte Gott wird den frommen Juͤdinnen zur Nachahmung aufgeſtellt. Als nemlich der gottloſe Pharao, welchem die Hoͤlle
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Von der Erziehung, dem wiſſenſchaftlichen
Unterricht, und der gelehrten Bildung
der Juden.
Nicht Geburt und Beſchneidung allein, ſondern
Erziehung und Unterricht machen den Juden zum
Juden. Liegt auch wirklich, wie wir gerne zugeben,
in jedem kleinen Hebraͤer der Keim zum aͤchten Bar
Jſraels, ſo wuͤrde er doch leicht verkuͤmmern, oder
vielleicht gaͤnzlich erſtickt werden, wenn man ihn
nicht von der zarteſten Kindheit an mit gewiſſen-
hafter Aengſtlichkeit hegte und naͤhrte.
Die Sorge fuͤr die erſte phyſiſche Erziehung,
oder beſtimmter fuͤr die Befriedigung der thieriſchen
Beduͤrfniſſe der kleinen Juden iſt eine der heiligſten
Pflichten ihrer Muͤtter. Nicht allein das Beiſpiel
des Mardochai, der, obgleich ein Mann, die lie-
benswuͤrdige Koͤnigin Eſther ſelbſt ſtillte, und fuͤr
dieſen Ammendienſt nachher von ſeiner Milchtochter
zu hohen Aemtern und Wuͤrden befoͤrdert ward,
ſondern ſogar der heilige, hochgelobte Gott wird
den frommen Juͤdinnen zur Nachahmung aufgeſtellt.
Als nemlich der gottloſe Pharao, welchem die Hoͤlle
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/88>, abgerufen am 16.02.2025.
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