men sollten, so sey das ein geringer Schade (vile damnum). Ein Beweis, daß sie nicht in so hoher Achtung bei den Römern standen, wie Dohm seine Leser zu überreden sucht. Unstreitig war dieser Abscheu der Römer gegen die Jsraeliten eine na- türliche Folge der Verworfenheit der letztern, denn keines der überwundenen Völker ward von ihnen so verächtlich behandelt.
Die sittliche Verderbtheit der Juden ist also keineswegs eine Folge, sondern vielmehr eine von den Ursachen der übeln Behandlung, welche sie von allen Völkern und besonders von den Christen ha- ben erleiden müssen.
Sehr richtig bemerkt schon der Ritter Michae- lis: "die meisten genauen Freundschaften entstehen gemeiniglich beim Essen und Trinken. Welches Volk nicht mit uns essen und trinken kann, bleibt immer ein, in seinen und unsern Augen sehr abge- sondertes Volk *)." Wo sich die Menschen zum Genuß geselliger Freuden vereinen, da öffnen. sich ihre Herzen gar leicht gegen einander; sie tauschen Jdeen und Ansichten um, berichtigen wechselseitig ihre Grundsätze, und lernen sich erst als Menschen kennen, lieben und schätzen. Wo hingegen ein Mensch mit dem andern blos in dem eigennützigen Verkehr
*) Michaelis in seiner Beurtheilung des Dohm'schen Buchs, und zwar im zweiten Theile desselben S. 61.
men ſollten, ſo ſey das ein geringer Schade (vile damnum). Ein Beweis, daß ſie nicht in ſo hoher Achtung bei den Roͤmern ſtanden, wie Dohm ſeine Leſer zu uͤberreden ſucht. Unſtreitig war dieſer Abſcheu der Roͤmer gegen die Jſraeliten eine na- tuͤrliche Folge der Verworfenheit der letztern, denn keines der uͤberwundenen Voͤlker ward von ihnen ſo veraͤchtlich behandelt.
Die ſittliche Verderbtheit der Juden iſt alſo keineswegs eine Folge, ſondern vielmehr eine von den Urſachen der uͤbeln Behandlung, welche ſie von allen Voͤlkern und beſonders von den Chriſten ha- ben erleiden muͤſſen.
Sehr richtig bemerkt ſchon der Ritter Michae- lis: »die meiſten genauen Freundſchaften entſtehen gemeiniglich beim Eſſen und Trinken. Welches Volk nicht mit uns eſſen und trinken kann, bleibt immer ein, in ſeinen und unſern Augen ſehr abge- ſondertes Volk *).« Wo ſich die Menſchen zum Genuß geſelliger Freuden vereinen, da oͤffnen. ſich ihre Herzen gar leicht gegen einander; ſie tauſchen Jdeen und Anſichten um, berichtigen wechſelſeitig ihre Grundſaͤtze, und lernen ſich erſt als Menſchen kennen, lieben und ſchaͤtzen. Wo hingegen ein Menſch mit dem andern blos in dem eigennuͤtzigen Verkehr
*) Michaelis in ſeiner Beurtheilung des Dohm’ſchen Buchs, und zwar im zweiten Theile deſſelben S. 61.
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men ſollten, ſo ſey das ein geringer Schade (vile
damnum). Ein Beweis, daß ſie nicht in ſo hoher
Achtung bei den Roͤmern ſtanden, wie Dohm ſeine
Leſer zu uͤberreden ſucht. Unſtreitig war dieſer
Abſcheu der Roͤmer gegen die Jſraeliten eine na-
tuͤrliche Folge der Verworfenheit der letztern, denn
keines der uͤberwundenen Voͤlker ward von ihnen
ſo veraͤchtlich behandelt.
Die ſittliche Verderbtheit der Juden iſt alſo
keineswegs eine Folge, ſondern vielmehr eine von
den Urſachen der uͤbeln Behandlung, welche ſie von
allen Voͤlkern und beſonders von den Chriſten ha-
ben erleiden muͤſſen.
Sehr richtig bemerkt ſchon der Ritter Michae-
lis: »die meiſten genauen Freundſchaften entſtehen
gemeiniglich beim Eſſen und Trinken. Welches
Volk nicht mit uns eſſen und trinken kann, bleibt
immer ein, in ſeinen und unſern Augen ſehr abge-
ſondertes Volk *).« Wo ſich die Menſchen zum
Genuß geſelliger Freuden vereinen, da oͤffnen. ſich
ihre Herzen gar leicht gegen einander; ſie tauſchen
Jdeen und Anſichten um, berichtigen wechſelſeitig
ihre Grundſaͤtze, und lernen ſich erſt als Menſchen
kennen, lieben und ſchaͤtzen. Wo hingegen ein Menſch
mit dem andern blos in dem eigennuͤtzigen Verkehr
*) Michaelis in ſeiner Beurtheilung des Dohm’ſchen
Buchs, und zwar im zweiten Theile deſſelben S. 61.
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/55>, abgerufen am 16.02.2025.
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