geldgierige, räuberische und mordsüchtige Pfaffen, die wohl das Bild des edlen Gekreuzigten in ihren Händen trugen und seinen Namen auf ihren, vor Wuth schäumenden, unheiligen Lippen führten, de- ren Seelen aber der Geist seiner freundlichen, sanf- ten, liebevollen Lehre ganz fremd war; wie konn- ten, sag' ich, diese Pfaffen wohl Herzen gewinnen? Was anders blieb ihnen übrig, als Gift und Dolch, Feuer und Schwert, um ihre teuflische Lehre zu verbreiten?
Nicht allein Religionseifer, sondern auch Ei- gennutz der Christen war häufig die Ursache bluti- ger Verfolgungen gegen die Juden, wodurch der Haß derselben gegen ihre Widersacher gesteigert wurde. Ehe man noch Steuern, Accisen, Kopfgeld und manche andere Auflagen kannte, brauchten Fürsten, Pfaffen und Edelleute oft weit mehr Geld, als ihr schlecht bebautes Grundeigenthum ihnen ein- trug. Woher sollte man es nehmen? Die Juden kannte man als Meister im Wuchern, Schachern, Stehlen und manchen kleinlichen Künsten, die man Ehrenhalber unter eigener Firma nicht treiben durf- te; denn Länderraub im Großen, Straßenraub im Kleinen, Ablaß- und Reliquienhandel und einige andere damit verwandte Nahrungszweige waren die einzigen Mittel, wodurch jene drei Klassen etwas zu außerordentlichen Bedürfnissen erwerben konnten. Man verstattete daher den frommen Jsraeliten zu
thun,
geldgierige, raͤuberiſche und mordſuͤchtige Pfaffen, die wohl das Bild des edlen Gekreuzigten in ihren Haͤnden trugen und ſeinen Namen auf ihren, vor Wuth ſchaͤumenden, unheiligen Lippen fuͤhrten, de- ren Seelen aber der Geiſt ſeiner freundlichen, ſanf- ten, liebevollen Lehre ganz fremd war; wie konn- ten, ſag’ ich, dieſe Pfaffen wohl Herzen gewinnen? Was anders blieb ihnen uͤbrig, als Gift und Dolch, Feuer und Schwert, um ihre teufliſche Lehre zu verbreiten?
Nicht allein Religionseifer, ſondern auch Ei- gennutz der Chriſten war haͤufig die Urſache bluti- ger Verfolgungen gegen die Juden, wodurch der Haß derſelben gegen ihre Widerſacher geſteigert wurde. Ehe man noch Steuern, Acciſen, Kopfgeld und manche andere Auflagen kannte, brauchten Fuͤrſten, Pfaffen und Edelleute oft weit mehr Geld, als ihr ſchlecht bebautes Grundeigenthum ihnen ein- trug. Woher ſollte man es nehmen? Die Juden kannte man als Meiſter im Wuchern, Schachern, Stehlen und manchen kleinlichen Kuͤnſten, die man Ehrenhalber unter eigener Firma nicht treiben durf- te; denn Laͤnderraub im Großen, Straßenraub im Kleinen, Ablaß- und Reliquienhandel und einige andere damit verwandte Nahrungszweige waren die einzigen Mittel, wodurch jene drei Klaſſen etwas zu außerordentlichen Beduͤrfniſſen erwerben konnten. Man verſtattete daher den frommen Jſraeliten zu
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geldgierige, raͤuberiſche und mordſuͤchtige Pfaffen,
die wohl das Bild des edlen Gekreuzigten in ihren
Haͤnden trugen und ſeinen Namen auf ihren, vor
Wuth ſchaͤumenden, unheiligen Lippen fuͤhrten, de-
ren Seelen aber der Geiſt ſeiner freundlichen, ſanf-
ten, liebevollen Lehre ganz fremd war; wie konn-
ten, ſag’ ich, dieſe Pfaffen wohl Herzen gewinnen?
Was anders blieb ihnen uͤbrig, als Gift und Dolch,
Feuer und Schwert, um ihre teufliſche Lehre zu
verbreiten?
Nicht allein Religionseifer, ſondern auch Ei-
gennutz der Chriſten war haͤufig die Urſache bluti-
ger Verfolgungen gegen die Juden, wodurch der
Haß derſelben gegen ihre Widerſacher geſteigert
wurde. Ehe man noch Steuern, Acciſen, Kopfgeld
und manche andere Auflagen kannte, brauchten
Fuͤrſten, Pfaffen und Edelleute oft weit mehr Geld,
als ihr ſchlecht bebautes Grundeigenthum ihnen ein-
trug. Woher ſollte man es nehmen? Die Juden
kannte man als Meiſter im Wuchern, Schachern,
Stehlen und manchen kleinlichen Kuͤnſten, die man
Ehrenhalber unter eigener Firma nicht treiben durf-
te; denn Laͤnderraub im Großen, Straßenraub im
Kleinen, Ablaß- und Reliquienhandel und einige
andere damit verwandte Nahrungszweige waren die
einzigen Mittel, wodurch jene drei Klaſſen etwas
zu außerordentlichen Beduͤrfniſſen erwerben konnten.
Man verſtattete daher den frommen Jſraeliten zu
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/48>, abgerufen am 27.07.2024.
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