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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.

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schlimmer Witterung die Thüre nicht zugemacht wer-
den. Ueber dem Tische hängt eine Lampe oder
gewöhnlich ein messingener, und bei Reichen oft ein
vergoldeter Leuchter. Die Lichter werden am Abend
vor dem Fest angezündet.

Am vierzehnten Tisri hält man in den Syna-
gogen das Abendgebet bis zur Nacht. Der Chasan
segnet den gewöhnlichen Festbecher mit Wein und
giebt den Knaben zu trinken. Nach geendigter
Andacht wünscht Einer dem Andern Jom Tof,
gute Feiertage, und erhält ein gutes Jahr zum
Gegenwunsch. Hierauf geht man in die Hütten,
über welche jeder Hausvater den Segen spricht:
gelobet seyst du Herr unser Gott, König der Welt,
weil du uns durch dein Gesetz vor allen andern
Völkern der Welt erwählt, erhöhet und geheiliget,
und uns geboten hast, in Laubhütten zu wohnen.
Zugleich bekömmt das weiße Brod, welches die
Frauen zu allen Sabbathen und Feiertagen backen
müssen, den Segen, und dann setzen sich Alle zum
fröhlichen Mahl. Weil die Nächte in den meisten
Ländern Europa's nicht so warm und angenehm
sind, wie in Kanaan, so übernachtet Abrahams
frostiger Saame nicht in seinen Hütten, sondern zu
Hause. Blos recht fromme Jsraeliten halten es
für ein sehr verdienstliches Werk, sich zu Ehren des
heiligen, hochgelobteu Gottes Schnupfen und Hu-
sten zu holen, und bleiben während der ganzen



ſchlimmer Witterung die Thuͤre nicht zugemacht wer-
den. Ueber dem Tiſche haͤngt eine Lampe oder
gewoͤhnlich ein meſſingener, und bei Reichen oft ein
vergoldeter Leuchter. Die Lichter werden am Abend
vor dem Feſt angezuͤndet.

Am vierzehnten Tisri haͤlt man in den Syna-
gogen das Abendgebet bis zur Nacht. Der Chaſan
ſegnet den gewoͤhnlichen Feſtbecher mit Wein und
giebt den Knaben zu trinken. Nach geendigter
Andacht wuͤnſcht Einer dem Andern Jom Tof,
gute Feiertage, und erhaͤlt ein gutes Jahr zum
Gegenwunſch. Hierauf geht man in die Huͤtten,
uͤber welche jeder Hausvater den Segen ſpricht:
gelobet ſeyſt du Herr unſer Gott, Koͤnig der Welt,
weil du uns durch dein Geſetz vor allen andern
Voͤlkern der Welt erwaͤhlt, erhoͤhet und geheiliget,
und uns geboten haſt, in Laubhuͤtten zu wohnen.
Zugleich bekoͤmmt das weiße Brod, welches die
Frauen zu allen Sabbathen und Feiertagen backen
muͤſſen, den Segen, und dann ſetzen ſich Alle zum
froͤhlichen Mahl. Weil die Naͤchte in den meiſten
Laͤndern Europa’s nicht ſo warm und angenehm
ſind, wie in Kanaan, ſo uͤbernachtet Abrahams
froſtiger Saame nicht in ſeinen Huͤtten, ſondern zu
Hauſe. Blos recht fromme Jſraeliten halten es
fuͤr ein ſehr verdienſtliches Werk, ſich zu Ehren des
heiligen, hochgelobteu Gottes Schnupfen und Hu-
ſten zu holen, und bleiben waͤhrend der ganzen

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[340/0340] ſchlimmer Witterung die Thuͤre nicht zugemacht wer- den. Ueber dem Tiſche haͤngt eine Lampe oder gewoͤhnlich ein meſſingener, und bei Reichen oft ein vergoldeter Leuchter. Die Lichter werden am Abend vor dem Feſt angezuͤndet. Am vierzehnten Tisri haͤlt man in den Syna- gogen das Abendgebet bis zur Nacht. Der Chaſan ſegnet den gewoͤhnlichen Feſtbecher mit Wein und giebt den Knaben zu trinken. Nach geendigter Andacht wuͤnſcht Einer dem Andern Jom Tof, gute Feiertage, und erhaͤlt ein gutes Jahr zum Gegenwunſch. Hierauf geht man in die Huͤtten, uͤber welche jeder Hausvater den Segen ſpricht: gelobet ſeyſt du Herr unſer Gott, Koͤnig der Welt, weil du uns durch dein Geſetz vor allen andern Voͤlkern der Welt erwaͤhlt, erhoͤhet und geheiliget, und uns geboten haſt, in Laubhuͤtten zu wohnen. Zugleich bekoͤmmt das weiße Brod, welches die Frauen zu allen Sabbathen und Feiertagen backen muͤſſen, den Segen, und dann ſetzen ſich Alle zum froͤhlichen Mahl. Weil die Naͤchte in den meiſten Laͤndern Europa’s nicht ſo warm und angenehm ſind, wie in Kanaan, ſo uͤbernachtet Abrahams froſtiger Saame nicht in ſeinen Huͤtten, ſondern zu Hauſe. Blos recht fromme Jſraeliten halten es fuͤr ein ſehr verdienſtliches Werk, ſich zu Ehren des heiligen, hochgelobteu Gottes Schnupfen und Hu- ſten zu holen, und bleiben waͤhrend der ganzen

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Zitationshilfe: Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/340>, abgerufen am 01.09.2024.