eines Jeden, seinen ganzen Reichthum, er möge so groß oder so gering seyn, wie er wolle, diesem hohen Feste zu Ehren auf das Vortheilhafteste zur Schau zu stellen *). Wirklich findet man Jsraels Kinder zu keiner Zeit hochmüthiger, aufgeblasener, anmaßender, zudringlicher und kecker, als gerade an ihrem Osterfeste.
Dieses beginnt am dreizehnten Nisan Abends. Herrlich geschmückt eilen dann die Lieblinge Gottes in ihre Synagogen und plärren und schreien ihre gewöhnlichen Gebete und Psalmen. Nachher giebt der Chasan von einem, vorher eingesegneten Becher voll Wein jedem Knaben zu trinken. Erst spät in der Nacht läuft man eiligst zur Synagoge hinaus, wünscht sich gegenseitig "guten Paschah" und "gut Jahr" und dann geht es voll heisser Sehn- sucht nach den heiligen Mitzvoskuchen in sausendem Galopp zu Hause. Letztere werden in einer kost- baren Schüssel aufgetragen. Der Kuchen Cohen oder der Priesterkuchen von der ersten Nacht liegt von Gottes- und Rechtswegen oben; dann folgt der Kuchen Levi oder der Kuchen der Geistlichen, unter diesem der Kuchen Jsrael und ganz unten der Kuchen Saphek oder der Kuchen der Ungewißheit und des Zweifels, der für eine Zugabe des andern und des achten Tages gilt, welche man deshalb
*) Orachchajim Nr. 472.
eines Jeden, ſeinen ganzen Reichthum, er moͤge ſo groß oder ſo gering ſeyn, wie er wolle, dieſem hohen Feſte zu Ehren auf das Vortheilhafteſte zur Schau zu ſtellen *). Wirklich findet man Jſraels Kinder zu keiner Zeit hochmuͤthiger, aufgeblaſener, anmaßender, zudringlicher und kecker, als gerade an ihrem Oſterfeſte.
Dieſes beginnt am dreizehnten Niſan Abends. Herrlich geſchmuͤckt eilen dann die Lieblinge Gottes in ihre Synagogen und plaͤrren und ſchreien ihre gewoͤhnlichen Gebete und Pſalmen. Nachher giebt der Chaſan von einem, vorher eingeſegneten Becher voll Wein jedem Knaben zu trinken. Erſt ſpaͤt in der Nacht laͤuft man eiligſt zur Synagoge hinaus, wuͤnſcht ſich gegenſeitig »guten Paſchah« und »gut Jahr« und dann geht es voll heiſſer Sehn- ſucht nach den heiligen Mitzvoskuchen in ſauſendem Galopp zu Hauſe. Letztere werden in einer koſt- baren Schuͤſſel aufgetragen. Der Kuchen Cohen oder der Prieſterkuchen von der erſten Nacht liegt von Gottes- und Rechtswegen oben; dann folgt der Kuchen Levi oder der Kuchen der Geiſtlichen, unter dieſem der Kuchen Jſrael und ganz unten der Kuchen Saphek oder der Kuchen der Ungewißheit und des Zweifels, der fuͤr eine Zugabe des andern und des achten Tages gilt, welche man deshalb
*) Orachchajim Nr. 472.
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eines Jeden, ſeinen ganzen Reichthum, er moͤge ſo
groß oder ſo gering ſeyn, wie er wolle, dieſem
hohen Feſte zu Ehren auf das Vortheilhafteſte zur
Schau zu ſtellen *). Wirklich findet man Jſraels
Kinder zu keiner Zeit hochmuͤthiger, aufgeblaſener,
anmaßender, zudringlicher und kecker, als gerade
an ihrem Oſterfeſte.
Dieſes beginnt am dreizehnten Niſan Abends.
Herrlich geſchmuͤckt eilen dann die Lieblinge Gottes
in ihre Synagogen und plaͤrren und ſchreien ihre
gewoͤhnlichen Gebete und Pſalmen. Nachher giebt
der Chaſan von einem, vorher eingeſegneten Becher
voll Wein jedem Knaben zu trinken. Erſt ſpaͤt in
der Nacht laͤuft man eiligſt zur Synagoge hinaus,
wuͤnſcht ſich gegenſeitig »guten Paſchah« und
»gut Jahr« und dann geht es voll heiſſer Sehn-
ſucht nach den heiligen Mitzvoskuchen in ſauſendem
Galopp zu Hauſe. Letztere werden in einer koſt-
baren Schuͤſſel aufgetragen. Der Kuchen Cohen
oder der Prieſterkuchen von der erſten Nacht liegt
von Gottes- und Rechtswegen oben; dann folgt
der Kuchen Levi oder der Kuchen der Geiſtlichen,
unter dieſem der Kuchen Jſrael und ganz unten der
Kuchen Saphek oder der Kuchen der Ungewißheit
und des Zweifels, der fuͤr eine Zugabe des andern
und des achten Tages gilt, welche man deshalb
*) Orachchajim Nr. 472.
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/306>, abgerufen am 22.11.2024.
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