Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.auflesen, die irgend wo niedergefallen, oder von den Mäusen verschleppt sind. Die Löcher der letztern muß er besonders genau untersuchen, und wo er ein Brosämlein findet, es wegnehmen. Dies heißt Chametz- oder Sauerteigsuchen, und ist in der That eine sehr mühsame und die Augen angreifende Ar- beit. Um sie zu verrichten, nimmt der Baalbais oder Hausvater eine Schüssel und einen Federwisch, zündet eine Wachskerze an und spricht: Gelobet seyst du Herr unser Gott, König der Welt, der du uns durch deine Gebote geheiliget, und uns befohlen hast, Chametz zu suchen. Frau, Kinder und Dienstboten sprechen hiezu Amen, und darauf fängt er an, zu badken (suchen). Jn einem großen Hause darf er einige Männer und Knaben zu Hülfe nehmen, aber keine Frauen und Mädchen, weil sie zu leichtsinnig, zu träge, zu unachtsam und zu schwatzhaft sind, und daher zum Suchen nicht taugen. Jeder Gehülfe muß seine besondere Wachskerze haben. Alle Gemächer, alle Spalten und Ritzen, alle Mauselöcher werden mit der größ- ten Sorgfalt beleuchtet und durchsucht. Höher, als man reichen kann, ist es nicht nöthig. Wo die Wand an das Haus eines Christen stößt, darf man nicht in die Löcher und Spalten leuchten, weil es durchschimmern und der Goi glauben könnte, man wollte ihm das Haus anzünden. Hingegen an der Scheidewand von einem Judenhause muß man leuch- aufleſen, die irgend wo niedergefallen, oder von den Maͤuſen verſchleppt ſind. Die Loͤcher der letztern muß er beſonders genau unterſuchen, und wo er ein Broſaͤmlein findet, es wegnehmen. Dies heißt Chametz- oder Sauerteigſuchen, und iſt in der That eine ſehr muͤhſame und die Augen angreifende Ar- beit. Um ſie zu verrichten, nimmt der Baalbais oder Hausvater eine Schuͤſſel und einen Federwiſch, zuͤndet eine Wachskerze an und ſpricht: Gelobet ſeyſt du Herr unſer Gott, Koͤnig der Welt, der du uns durch deine Gebote geheiliget, und uns befohlen haſt, Chametz zu ſuchen. Frau, Kinder und Dienſtboten ſprechen hiezu Amen, und darauf faͤngt er an, zu badken (ſuchen). Jn einem großen Hauſe darf er einige Maͤnner und Knaben zu Huͤlfe nehmen, aber keine Frauen und Maͤdchen, weil ſie zu leichtſinnig, zu traͤge, zu unachtſam und zu ſchwatzhaft ſind, und daher zum Suchen nicht taugen. Jeder Gehuͤlfe muß ſeine beſondere Wachskerze haben. Alle Gemaͤcher, alle Spalten und Ritzen, alle Mauſeloͤcher werden mit der groͤß- ten Sorgfalt beleuchtet und durchſucht. Hoͤher, als man reichen kann, iſt es nicht noͤthig. Wo die Wand an das Haus eines Chriſten ſtoͤßt, darf man nicht in die Loͤcher und Spalten leuchten, weil es durchſchimmern und der Goi glauben koͤnnte, man wollte ihm das Haus anzuͤnden. Hingegen an der Scheidewand von einem Judenhauſe muß man leuch- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0296" n="296"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> aufleſen, die irgend wo niedergefallen, oder von den<lb/> Maͤuſen verſchleppt ſind. Die Loͤcher der letztern<lb/> muß er beſonders genau unterſuchen, und wo er<lb/> ein Broſaͤmlein findet, es wegnehmen. Dies heißt<lb/> Chametz- oder Sauerteigſuchen, und iſt in der That<lb/> eine ſehr muͤhſame und die Augen angreifende Ar-<lb/> beit. Um ſie zu verrichten, nimmt der Baalbais<lb/> oder Hausvater eine Schuͤſſel und einen Federwiſch,<lb/> zuͤndet eine Wachskerze an und ſpricht: Gelobet<lb/> ſeyſt du Herr unſer Gott, Koͤnig der Welt, der<lb/> du uns durch deine Gebote geheiliget, und uns<lb/> befohlen haſt, Chametz zu ſuchen. Frau, Kinder<lb/> und Dienſtboten ſprechen hiezu Amen, und darauf<lb/> faͤngt er an, zu <hi rendition="#g">badken</hi> (ſuchen). Jn einem<lb/> großen Hauſe darf er einige Maͤnner und Knaben<lb/> zu Huͤlfe nehmen, aber keine Frauen und Maͤdchen,<lb/> weil ſie zu leichtſinnig, zu traͤge, zu unachtſam<lb/> und zu ſchwatzhaft ſind, und daher zum Suchen<lb/> nicht taugen. Jeder Gehuͤlfe muß ſeine beſondere<lb/> Wachskerze haben. Alle Gemaͤcher, alle Spalten<lb/> und Ritzen, alle Mauſeloͤcher werden mit der groͤß-<lb/> ten Sorgfalt beleuchtet und durchſucht. Hoͤher, als<lb/> man reichen kann, iſt es nicht noͤthig. Wo die<lb/> Wand an das Haus eines Chriſten ſtoͤßt, darf man<lb/> nicht in die Loͤcher und Spalten leuchten, weil es<lb/> durchſchimmern und der Goi glauben koͤnnte, man<lb/> wollte ihm das Haus anzuͤnden. Hingegen an der<lb/> Scheidewand von einem Judenhauſe muß man leuch-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [296/0296]
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Maͤuſen verſchleppt ſind. Die Loͤcher der letztern
muß er beſonders genau unterſuchen, und wo er
ein Broſaͤmlein findet, es wegnehmen. Dies heißt
Chametz- oder Sauerteigſuchen, und iſt in der That
eine ſehr muͤhſame und die Augen angreifende Ar-
beit. Um ſie zu verrichten, nimmt der Baalbais
oder Hausvater eine Schuͤſſel und einen Federwiſch,
zuͤndet eine Wachskerze an und ſpricht: Gelobet
ſeyſt du Herr unſer Gott, Koͤnig der Welt, der
du uns durch deine Gebote geheiliget, und uns
befohlen haſt, Chametz zu ſuchen. Frau, Kinder
und Dienſtboten ſprechen hiezu Amen, und darauf
faͤngt er an, zu badken (ſuchen). Jn einem
großen Hauſe darf er einige Maͤnner und Knaben
zu Huͤlfe nehmen, aber keine Frauen und Maͤdchen,
weil ſie zu leichtſinnig, zu traͤge, zu unachtſam
und zu ſchwatzhaft ſind, und daher zum Suchen
nicht taugen. Jeder Gehuͤlfe muß ſeine beſondere
Wachskerze haben. Alle Gemaͤcher, alle Spalten
und Ritzen, alle Mauſeloͤcher werden mit der groͤß-
ten Sorgfalt beleuchtet und durchſucht. Hoͤher, als
man reichen kann, iſt es nicht noͤthig. Wo die
Wand an das Haus eines Chriſten ſtoͤßt, darf man
nicht in die Loͤcher und Spalten leuchten, weil es
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