Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.ses mit allen Gewässern der Welt vermischen soll. Wer so glücklich ist, nur einen Tropfen von dem Wasser aus Mirjams Brunnen zu bekommen, der hat die herrlichste Arzenei, wodurch alle Krankhei- ten geheilt werden. Einst gieng die Frau eines kranken Jsraeliten nach dem Gebet Barechu zu dem Brunnen, und schöpfte von Mirjams Wasser. Al- lein sie verspätete sich etwas, worüber ihr Mann so heftig mit ihr zürnte, daß sie vor Schrecken und Angst den Eimer fallen ließ. Der Ungeduldige ward zufällig mit einigen Tropfen besprützt, und augenblicklich an allen benetzten Theilen seines Leich- nams gesund; aber die übrigen blieben krank und voll Schmerzen. Hätte er statt zu schelten und zu toben, von dem heilsamen Wasser getrunken, so wäre er völlig genesen. Darum sprechen auch un- sere Rabbinen, denen das Paradies sey: ein zor- niger Mann bringt nichts davon, als seinen Zorn *). Den Beschluß der nächtlichen Andacht macht *) Minhagim S. 4; Orachchajim Nr. 299; Colbs
Kap. 41. Nr. 20. ſes mit allen Gewaͤſſern der Welt vermiſchen ſoll. Wer ſo gluͤcklich iſt, nur einen Tropfen von dem Waſſer aus Mirjams Brunnen zu bekommen, der hat die herrlichſte Arzenei, wodurch alle Krankhei- ten geheilt werden. Einſt gieng die Frau eines kranken Jſraeliten nach dem Gebet Barechu zu dem Brunnen, und ſchoͤpfte von Mirjams Waſſer. Al- lein ſie verſpaͤtete ſich etwas, woruͤber ihr Mann ſo heftig mit ihr zuͤrnte, daß ſie vor Schrecken und Angſt den Eimer fallen ließ. Der Ungeduldige ward zufaͤllig mit einigen Tropfen beſpruͤtzt, und augenblicklich an allen benetzten Theilen ſeines Leich- nams geſund; aber die uͤbrigen blieben krank und voll Schmerzen. Haͤtte er ſtatt zu ſchelten und zu toben, von dem heilſamen Waſſer getrunken, ſo waͤre er voͤllig geneſen. Darum ſprechen auch un- ſere Rabbinen, denen das Paradies ſey: ein zor- niger Mann bringt nichts davon, als ſeinen Zorn *). Den Beſchluß der naͤchtlichen Andacht macht *) Minhagim S. 4; Orachchajim Nr. 299; Colbs
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ſes mit allen Gewaͤſſern der Welt vermiſchen ſoll.
Wer ſo gluͤcklich iſt, nur einen Tropfen von dem
Waſſer aus Mirjams Brunnen zu bekommen, der
hat die herrlichſte Arzenei, wodurch alle Krankhei-
ten geheilt werden. Einſt gieng die Frau eines
kranken Jſraeliten nach dem Gebet Barechu zu dem
Brunnen, und ſchoͤpfte von Mirjams Waſſer. Al-
lein ſie verſpaͤtete ſich etwas, woruͤber ihr Mann
ſo heftig mit ihr zuͤrnte, daß ſie vor Schrecken und
Angſt den Eimer fallen ließ. Der Ungeduldige
ward zufaͤllig mit einigen Tropfen beſpruͤtzt, und
augenblicklich an allen benetzten Theilen ſeines Leich-
nams geſund; aber die uͤbrigen blieben krank und
voll Schmerzen. Haͤtte er ſtatt zu ſchelten und zu
toben, von dem heilſamen Waſſer getrunken, ſo
waͤre er voͤllig geneſen. Darum ſprechen auch un-
ſere Rabbinen, denen das Paradies ſey: ein zor-
niger Mann bringt nichts davon, als ſeinen Zorn *).
Den Beſchluß der naͤchtlichen Andacht macht
das Habhdalah, d. h. das Scheiden des Sab-
baths von der neuen Woche. Jn der Synagoge
geſchieht dies vom Vorſaͤnger oder Chaſan zum
Beſten der armen Juden, die es zu Hauſe nicht
thun koͤnnen; reiche und wohlhabende Hausvaͤter
verrichten es aber haͤufig in ihrem Hauſe ſelbſt. Jn
*) Minhagim S. 4; Orachchajim Nr. 299; Colbs
Kap. 41. Nr. 20.
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