als geistiger Rücksicht zum Bessern fortschritten. Die Propheten machen freilich hievon größtentheils eine ehrenvolle Ausnahme; allein sie waren in den von Samuel gestifteten Prophetenschulen gebildet, und daß wir nach ihnen nicht den übrigen Theil des Volks beurtheilen dürfen, lehren ihre Schriften; denn welcher Greuel und Abscheulichkeiten werden die Juden von ihnen nicht angeklagt? Wo ist eine Nation, die sich solcher Laster schuldig machte, wie das auserwählte Volk Gottes?
Dennoch bin ich überzeugt, daß der sittliche Zustand der Juden nur durch Wiederherstellung ei- nes eigenen selbstständigen Staats verbessert werden kann. An der Möglichkeit hievon ist nicht zu zweifeln, vorausgesetzt, daß das türkische Reich und mit dem- selben der Jslamismus im Orient über kurz oder lang stürzen sollten, und daß die Regierungen von Rußland, Pohlen und den angränzenden Ländern die Nothwendigkeit erkennen würden, die in ihren Gebieten äußerst zahlreichen Juden, durch deren Wuchergeist und Schacher der Wohlstand der dor- tigen Christen so sehr leidet, fort zu weisen. Ehe aber die Jsraeliten wieder eine eigene Staatsgesell- schaft würden gründen können, müßten sie etwas ganz Anders werden, als was sie jetzt sind. Zu einer solchen geistigen, sittlichen und selbst physischen Umwandlung bedarf es sehr viel; sie ist nicht das Werk eines Augenblicks, nicht die schnell reife Frucht eines plötzlich gefaßten Entschlusses.
als geiſtiger Ruͤckſicht zum Beſſern fortſchritten. Die Propheten machen freilich hievon groͤßtentheils eine ehrenvolle Ausnahme; allein ſie waren in den von Samuel geſtifteten Prophetenſchulen gebildet, und daß wir nach ihnen nicht den uͤbrigen Theil des Volks beurtheilen duͤrfen, lehren ihre Schriften; denn welcher Greuel und Abſcheulichkeiten werden die Juden von ihnen nicht angeklagt? Wo iſt eine Nation, die ſich ſolcher Laſter ſchuldig machte, wie das auserwaͤhlte Volk Gottes?
Dennoch bin ich uͤberzeugt, daß der ſittliche Zuſtand der Juden nur durch Wiederherſtellung ei- nes eigenen ſelbſtſtaͤndigen Staats verbeſſert werden kann. An der Moͤglichkeit hievon iſt nicht zu zweifeln, vorausgeſetzt, daß das tuͤrkiſche Reich und mit dem- ſelben der Jslamismus im Orient uͤber kurz oder lang ſtuͤrzen ſollten, und daß die Regierungen von Rußland, Pohlen und den angraͤnzenden Laͤndern die Nothwendigkeit erkennen wuͤrden, die in ihren Gebieten aͤußerſt zahlreichen Juden, durch deren Wuchergeiſt und Schacher der Wohlſtand der dor- tigen Chriſten ſo ſehr leidet, fort zu weiſen. Ehe aber die Jſraeliten wieder eine eigene Staatsgeſell- ſchaft wuͤrden gruͤnden koͤnnen, muͤßten ſie etwas ganz Anders werden, als was ſie jetzt ſind. Zu einer ſolchen geiſtigen, ſittlichen und ſelbſt phyſiſchen Umwandlung bedarf es ſehr viel; ſie iſt nicht das Werk eines Augenblicks, nicht die ſchnell reife Frucht eines ploͤtzlich gefaßten Entſchluſſes.
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[22/0022]
als geiſtiger Ruͤckſicht zum Beſſern fortſchritten. Die
Propheten machen freilich hievon groͤßtentheils eine
ehrenvolle Ausnahme; allein ſie waren in den von
Samuel geſtifteten Prophetenſchulen gebildet, und
daß wir nach ihnen nicht den uͤbrigen Theil des
Volks beurtheilen duͤrfen, lehren ihre Schriften;
denn welcher Greuel und Abſcheulichkeiten werden
die Juden von ihnen nicht angeklagt? Wo iſt eine
Nation, die ſich ſolcher Laſter ſchuldig machte, wie
das auserwaͤhlte Volk Gottes?
Dennoch bin ich uͤberzeugt, daß der ſittliche
Zuſtand der Juden nur durch Wiederherſtellung ei-
nes eigenen ſelbſtſtaͤndigen Staats verbeſſert werden
kann. An der Moͤglichkeit hievon iſt nicht zu zweifeln,
vorausgeſetzt, daß das tuͤrkiſche Reich und mit dem-
ſelben der Jslamismus im Orient uͤber kurz oder
lang ſtuͤrzen ſollten, und daß die Regierungen von
Rußland, Pohlen und den angraͤnzenden Laͤndern
die Nothwendigkeit erkennen wuͤrden, die in ihren
Gebieten aͤußerſt zahlreichen Juden, durch deren
Wuchergeiſt und Schacher der Wohlſtand der dor-
tigen Chriſten ſo ſehr leidet, fort zu weiſen. Ehe
aber die Jſraeliten wieder eine eigene Staatsgeſell-
ſchaft wuͤrden gruͤnden koͤnnen, muͤßten ſie etwas
ganz Anders werden, als was ſie jetzt ſind. Zu
einer ſolchen geiſtigen, ſittlichen und ſelbſt phyſiſchen
Umwandlung bedarf es ſehr viel; ſie iſt nicht das
Werk eines Augenblicks, nicht die ſchnell reife Frucht
eines ploͤtzlich gefaßten Entſchluſſes.
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/22>, abgerufen am 27.07.2024.
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