Die Braut wird hiebei von den Gästen ermahnt, nicht betrübt, sondern recht lustig zu seyn, weil sie eben so schmerzenfrei und vergnügt Kinder gebäh- ren werde, wie die Henne mit fröhlichem Gekakel ein Ey legt.
Darauf wird tüchtig gegessen, getrunken und gesungen und an Jerusalem und den Tempel nicht weiter gedacht. Nach beendigter Mahlzeit beginnt vor allen andern der Mitzva-Tanz d. h. der Tanz der Gebote. Hier springt Alles wild durch einan- der; der vornehmste Mann tanzt zuerst mit dem Bräutigam, die vornehmste Frau mit der Braut, und nachher müssen die Neuvermählten der Reihe nach mit allen übrigen tanzen.
Christen sieht man bei den Hochzeiten überhaupt nicht gerne, und dazu einladen soll man sie gar nicht; denn Salomo spricht: in deine Freude soll sich kein Fremder mischen. Wenn die guten Engel einen Christen bei einer Hochzeit sehen, dann fliehen sie davon, und die Teufel kommen, und richten Zank und Streit, ja sogar Mord, Todschlag und alles mögliche Unheil an.
Die Hochzeit dauert gewöhnlich acht Tage, und wenn der Sabbath einfällt, muß zu Ehren dessel- ben besonders viel gegessen, getrunken und getanzt werden, denn du sollt den Sabbath heiligen; auch muß man der überflüßigen Seele, welche man am Sabbath hat, etwas zu Gute thun.
II. Bäudchen. 18
Die Braut wird hiebei von den Gaͤſten ermahnt, nicht betruͤbt, ſondern recht luſtig zu ſeyn, weil ſie eben ſo ſchmerzenfrei und vergnuͤgt Kinder gebaͤh- ren werde, wie die Henne mit froͤhlichem Gekakel ein Ey legt.
Darauf wird tuͤchtig gegeſſen, getrunken und geſungen und an Jeruſalem und den Tempel nicht weiter gedacht. Nach beendigter Mahlzeit beginnt vor allen andern der Mitzva-Tanz d. h. der Tanz der Gebote. Hier ſpringt Alles wild durch einan- der; der vornehmſte Mann tanzt zuerſt mit dem Braͤutigam, die vornehmſte Frau mit der Braut, und nachher muͤſſen die Neuvermaͤhlten der Reihe nach mit allen uͤbrigen tanzen.
Chriſten ſieht man bei den Hochzeiten uͤberhaupt nicht gerne, und dazu einladen ſoll man ſie gar nicht; denn Salomo ſpricht: in deine Freude ſoll ſich kein Fremder miſchen. Wenn die guten Engel einen Chriſten bei einer Hochzeit ſehen, dann fliehen ſie davon, und die Teufel kommen, und richten Zank und Streit, ja ſogar Mord, Todſchlag und alles moͤgliche Unheil an.
Die Hochzeit dauert gewoͤhnlich acht Tage, und wenn der Sabbath einfaͤllt, muß zu Ehren deſſel- ben beſonders viel gegeſſen, getrunken und getanzt werden, denn du ſollt den Sabbath heiligen; auch muß man der uͤberfluͤßigen Seele, welche man am Sabbath hat, etwas zu Gute thun.
II. Baͤudchen. 18
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0209"n="209"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>
Die Braut wird hiebei von den Gaͤſten ermahnt,<lb/>
nicht betruͤbt, ſondern recht luſtig zu ſeyn, weil ſie<lb/>
eben ſo ſchmerzenfrei und vergnuͤgt Kinder gebaͤh-<lb/>
ren werde, wie die Henne mit froͤhlichem Gekakel<lb/>
ein Ey legt.</p><lb/><p>Darauf wird tuͤchtig gegeſſen, getrunken und<lb/>
geſungen und an Jeruſalem und den Tempel nicht<lb/>
weiter gedacht. Nach beendigter Mahlzeit beginnt<lb/>
vor allen andern der Mitzva-Tanz d. h. der Tanz<lb/>
der Gebote. Hier ſpringt Alles wild durch einan-<lb/>
der; der vornehmſte Mann tanzt <hirendition="#g">zuerſt</hi> mit dem<lb/>
Braͤutigam, die vornehmſte Frau mit der Braut,<lb/>
und nachher muͤſſen die Neuvermaͤhlten der Reihe<lb/>
nach mit allen uͤbrigen tanzen.</p><lb/><p>Chriſten ſieht man bei den Hochzeiten uͤberhaupt<lb/>
nicht gerne, und dazu einladen ſoll man ſie gar<lb/>
nicht; denn Salomo ſpricht: in deine Freude ſoll<lb/>ſich kein Fremder miſchen. Wenn die guten Engel<lb/>
einen Chriſten bei einer Hochzeit ſehen, dann fliehen<lb/>ſie davon, und die Teufel kommen, und richten<lb/>
Zank und Streit, ja ſogar Mord, Todſchlag und<lb/>
alles moͤgliche Unheil an.</p><lb/><p>Die Hochzeit dauert gewoͤhnlich acht Tage, und<lb/>
wenn der Sabbath einfaͤllt, muß zu Ehren deſſel-<lb/>
ben beſonders viel gegeſſen, getrunken und getanzt<lb/>
werden, denn du ſollt den Sabbath heiligen; auch<lb/>
muß man der uͤberfluͤßigen Seele, welche man am<lb/>
Sabbath hat, etwas zu Gute thun.</p><lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#aq">II.</hi> Baͤudchen. 18</fw><lb/></div></body></text></TEI>
[209/0209]
Die Braut wird hiebei von den Gaͤſten ermahnt,
nicht betruͤbt, ſondern recht luſtig zu ſeyn, weil ſie
eben ſo ſchmerzenfrei und vergnuͤgt Kinder gebaͤh-
ren werde, wie die Henne mit froͤhlichem Gekakel
ein Ey legt.
Darauf wird tuͤchtig gegeſſen, getrunken und
geſungen und an Jeruſalem und den Tempel nicht
weiter gedacht. Nach beendigter Mahlzeit beginnt
vor allen andern der Mitzva-Tanz d. h. der Tanz
der Gebote. Hier ſpringt Alles wild durch einan-
der; der vornehmſte Mann tanzt zuerſt mit dem
Braͤutigam, die vornehmſte Frau mit der Braut,
und nachher muͤſſen die Neuvermaͤhlten der Reihe
nach mit allen uͤbrigen tanzen.
Chriſten ſieht man bei den Hochzeiten uͤberhaupt
nicht gerne, und dazu einladen ſoll man ſie gar
nicht; denn Salomo ſpricht: in deine Freude ſoll
ſich kein Fremder miſchen. Wenn die guten Engel
einen Chriſten bei einer Hochzeit ſehen, dann fliehen
ſie davon, und die Teufel kommen, und richten
Zank und Streit, ja ſogar Mord, Todſchlag und
alles moͤgliche Unheil an.
Die Hochzeit dauert gewoͤhnlich acht Tage, und
wenn der Sabbath einfaͤllt, muß zu Ehren deſſel-
ben beſonders viel gegeſſen, getrunken und getanzt
werden, denn du ſollt den Sabbath heiligen; auch
muß man der uͤberfluͤßigen Seele, welche man am
Sabbath hat, etwas zu Gute thun.
II. Baͤudchen. 18
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/209>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.