Außer dem Waschen haben die Jsraeliten noch viele Reinigungen, die größtentheils in dem mosaischen Gesetze ihren Grund haben. So possenhaft manche dieser Gebräuche uns jetzt scheinen mögen, so we- nig wird man ihren Urheber tadeln, der, um das tief versunkene Volk an Reinlichkeit und Ordnung zu gewöhnen, seinen blos menschlichen Gesetzen ei- nen göttlichen Stempel aufdrückte, und das als religiöse Pflicht gebot, was eigentlich nur die Sorge für die Gesundheit und den äußern Anstand heischt. Moses zog mit seinen Jsraeliten aus Aegypten hin- weg, um in einer andern Gegend einen Staat zu gründen, und daher suchte er ihnen solche Bildung zu geben, daß sie ihren künftigen Nachbaren nicht so eckelhaft und widerlich, als den Aegyptern er- scheinen, sondern durch ihr Aeußeres Achtung ein- flößen möchten. Dies und der Wunsch, die, durch Unreinlichkeit, besonders im Essen und Trinken entstandenen Krankheiten auszurotten, waren die Ursachen der vielen Reinigungsgesetze, welche Mo- ses den Juden gab. Jhnen, die vorher gleich den Zigeunern, Aas und verreckte Thiere als Leckerbis-
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Von den juͤdiſchen Reinigungen.
Außer dem Waſchen haben die Jſraeliten noch viele Reinigungen, die groͤßtentheils in dem moſaiſchen Geſetze ihren Grund haben. So poſſenhaft manche dieſer Gebraͤuche uns jetzt ſcheinen moͤgen, ſo we- nig wird man ihren Urheber tadeln, der, um das tief verſunkene Volk an Reinlichkeit und Ordnung zu gewoͤhnen, ſeinen blos menſchlichen Geſetzen ei- nen goͤttlichen Stempel aufdruͤckte, und das als religioͤſe Pflicht gebot, was eigentlich nur die Sorge fuͤr die Geſundheit und den aͤußern Anſtand heiſcht. Moſes zog mit ſeinen Jſraeliten aus Aegypten hin- weg, um in einer andern Gegend einen Staat zu gruͤnden, und daher ſuchte er ihnen ſolche Bildung zu geben, daß ſie ihren kuͤnftigen Nachbaren nicht ſo eckelhaft und widerlich, als den Aegyptern er- ſcheinen, ſondern durch ihr Aeußeres Achtung ein- floͤßen moͤchten. Dies und der Wunſch, die, durch Unreinlichkeit, beſonders im Eſſen und Trinken entſtandenen Krankheiten auszurotten, waren die Urſachen der vielen Reinigungsgeſetze, welche Mo- ſes den Juden gab. Jhnen, die vorher gleich den Zigeunern, Aas und verreckte Thiere als Leckerbiſ-
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Von den juͤdiſchen Reinigungen.
Außer dem Waſchen haben die Jſraeliten noch viele
Reinigungen, die groͤßtentheils in dem moſaiſchen
Geſetze ihren Grund haben. So poſſenhaft manche
dieſer Gebraͤuche uns jetzt ſcheinen moͤgen, ſo we-
nig wird man ihren Urheber tadeln, der, um das
tief verſunkene Volk an Reinlichkeit und Ordnung
zu gewoͤhnen, ſeinen blos menſchlichen Geſetzen ei-
nen goͤttlichen Stempel aufdruͤckte, und das als
religioͤſe Pflicht gebot, was eigentlich nur die Sorge
fuͤr die Geſundheit und den aͤußern Anſtand heiſcht.
Moſes zog mit ſeinen Jſraeliten aus Aegypten hin-
weg, um in einer andern Gegend einen Staat zu
gruͤnden, und daher ſuchte er ihnen ſolche Bildung
zu geben, daß ſie ihren kuͤnftigen Nachbaren nicht
ſo eckelhaft und widerlich, als den Aegyptern er-
ſcheinen, ſondern durch ihr Aeußeres Achtung ein-
floͤßen moͤchten. Dies und der Wunſch, die, durch
Unreinlichkeit, beſonders im Eſſen und Trinken
entſtandenen Krankheiten auszurotten, waren die
Urſachen der vielen Reinigungsgeſetze, welche Mo-
ſes den Juden gab. Jhnen, die vorher gleich den
Zigeunern, Aas und verreckte Thiere als Leckerbiſ-
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/195>, abgerufen am 23.11.2024.
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