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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.

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"Wer die Seele eines Viehes opfert, der opfert
mit derselben oft eines Menschen Seele. Darum
ist uns geboten, daß wir mit einem Messer ohne
Scharte schächten oder schlachten sollen; denn wer
weiß, ob nicht eine Seele in das Vieh gefahren
ist. Deshalb muß man ihm einen leichten Tod be-
reiten. Wer ein Glied von einem lebendigen Thier
ißt, in welches die Seele eines Jsraeliten versetzt
worden, der handelt eben so sündlich, als wenn
er von dem Fleisch seines Bruders äße. Daher
gebietet Moses: du sollst die Seele nicht mit dem
Fleisch essen, 5 B. Mos. 12, V. 23; und David
spricht: errette meine Seele von dem Schwert,
meine Einsame von den Hunden *)."

Großen Thieren binden die Juden beim Schäch-
ten alle vier Füße zusammen, "denn unser Vater
Abraham hat unserm Vater Jsaak, als er ihn
schächten wollte, gleichfalls die Hände und Füße
zusammen gebunden." Hierauf schneiden sie mit
einem Schnitt die Gurgel ab, und besehen das
Messer genau: ob es auch eine Scharte bekommen
hat. Jst dies der Fall, so ist das geschlachtete
Thier asur (verboten), denn es hat sich vor der
Scharte erschrocken und nicht gehörig ausgeblutet,
weil sich das Blut zum Herzen gesammelt hat. War
hingegen der Schnitt ohne Tadel und das Messer

*) Nischmath Chajim Maamar 4, Kap. 13.


»Wer die Seele eines Viehes opfert, der opfert
mit derſelben oft eines Menſchen Seele. Darum
iſt uns geboten, daß wir mit einem Meſſer ohne
Scharte ſchaͤchten oder ſchlachten ſollen; denn wer
weiß, ob nicht eine Seele in das Vieh gefahren
iſt. Deshalb muß man ihm einen leichten Tod be-
reiten. Wer ein Glied von einem lebendigen Thier
ißt, in welches die Seele eines Jſraeliten verſetzt
worden, der handelt eben ſo ſuͤndlich, als wenn
er von dem Fleiſch ſeines Bruders aͤße. Daher
gebietet Moſes: du ſollſt die Seele nicht mit dem
Fleiſch eſſen, 5 B. Moſ. 12, V. 23; und David
ſpricht: errette meine Seele von dem Schwert,
meine Einſame von den Hunden *)

Großen Thieren binden die Juden beim Schaͤch-
ten alle vier Fuͤße zuſammen, »denn unſer Vater
Abraham hat unſerm Vater Jſaak, als er ihn
ſchaͤchten wollte, gleichfalls die Haͤnde und Fuͤße
zuſammen gebunden.« Hierauf ſchneiden ſie mit
einem Schnitt die Gurgel ab, und beſehen das
Meſſer genau: ob es auch eine Scharte bekommen
hat. Jſt dies der Fall, ſo iſt das geſchlachtete
Thier aſur (verboten), denn es hat ſich vor der
Scharte erſchrocken und nicht gehoͤrig ausgeblutet,
weil ſich das Blut zum Herzen geſammelt hat. War
hingegen der Schnitt ohne Tadel und das Meſſer

*) Niſchmath Chajim Maamar 4, Kap. 13.
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[183/0183] »Wer die Seele eines Viehes opfert, der opfert mit derſelben oft eines Menſchen Seele. Darum iſt uns geboten, daß wir mit einem Meſſer ohne Scharte ſchaͤchten oder ſchlachten ſollen; denn wer weiß, ob nicht eine Seele in das Vieh gefahren iſt. Deshalb muß man ihm einen leichten Tod be- reiten. Wer ein Glied von einem lebendigen Thier ißt, in welches die Seele eines Jſraeliten verſetzt worden, der handelt eben ſo ſuͤndlich, als wenn er von dem Fleiſch ſeines Bruders aͤße. Daher gebietet Moſes: du ſollſt die Seele nicht mit dem Fleiſch eſſen, 5 B. Moſ. 12, V. 23; und David ſpricht: errette meine Seele von dem Schwert, meine Einſame von den Hunden *).« Großen Thieren binden die Juden beim Schaͤch- ten alle vier Fuͤße zuſammen, »denn unſer Vater Abraham hat unſerm Vater Jſaak, als er ihn ſchaͤchten wollte, gleichfalls die Haͤnde und Fuͤße zuſammen gebunden.« Hierauf ſchneiden ſie mit einem Schnitt die Gurgel ab, und beſehen das Meſſer genau: ob es auch eine Scharte bekommen hat. Jſt dies der Fall, ſo iſt das geſchlachtete Thier aſur (verboten), denn es hat ſich vor der Scharte erſchrocken und nicht gehoͤrig ausgeblutet, weil ſich das Blut zum Herzen geſammelt hat. War hingegen der Schnitt ohne Tadel und das Meſſer *) Niſchmath Chajim Maamar 4, Kap. 13.

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Zitationshilfe: Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/183>, abgerufen am 23.11.2024.