Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.für die nöthigen Gebäude sorgen, worin die beiden Sanhedrine ihre Sitzungen hielten, und die "Pep- piere" und Gelder verwahrt würden; und sodann müßte man noch eine Menge von Amtswohnungen für die Herrn Präsidenten, Vicepräsidenten, San- hedrinsräthe, Sekretäre, Kanzellisten und Kopisten, Bidellen u. s. w. haben. Alle diese Gebäude wür- den aber viel Geld kosten. Gesetzt übrigens, man kaufte sie, oder führte sie mit schweren Kosten auf, und der Messias käme dann plötzlich, um Jsraels fromme Kinder zu holen; was sollte man mit den Palästen, Häusern und Häuserchen wohl anfangen? Auf Abrahams großem Esel, der an den Millio- nen Juden mit ihrem Gelde und ihren edeln Mi- neraliensammlungen, an dem Messias, und endlich sogar noch an den vielen tausend Christen auf sei- nem Schweif hinlänglich zu tragen hätte, könnte man sie nicht fortschaffen; in den prachtvollen Kut- schen unserer Kaiser, Könige, Großherzoge und Fürsten, die kaum zureichen würden, alle Juden- barone mit ihren gnädigen Frauen und Kindern nach Kanaan zu bringen, gienge es gleichfalls nicht; man müßte also alle die jüdischen Heiligthümer für einen Spottpreis den Christen überlassen, und gar fürchten, daß nach Jahrtausenden ein frommer christlicher Lundius einen dicken Folianten voll theologischen Unsinns darüber schriebe. Diesen oder ähnlichen Ansichten muß man es wahrscheinlich zu- fuͤr die noͤthigen Gebaͤude ſorgen, worin die beiden Sanhedrine ihre Sitzungen hielten, und die »Pep- piere« und Gelder verwahrt wuͤrden; und ſodann muͤßte man noch eine Menge von Amtswohnungen fuͤr die Herrn Praͤſidenten, Vicepraͤſidenten, San- hedrinsraͤthe, Sekretaͤre, Kanzelliſten und Kopiſten, Bidellen u. ſ. w. haben. Alle dieſe Gebaͤude wuͤr- den aber viel Geld koſten. Geſetzt uͤbrigens, man kaufte ſie, oder fuͤhrte ſie mit ſchweren Koſten auf, und der Meſſias kaͤme dann ploͤtzlich, um Jſraels fromme Kinder zu holen; was ſollte man mit den Palaͤſten, Haͤuſern und Haͤuſerchen wohl anfangen? Auf Abrahams großem Eſel, der an den Millio- nen Juden mit ihrem Gelde und ihren edeln Mi- neralienſammlungen, an dem Meſſias, und endlich ſogar noch an den vielen tauſend Chriſten auf ſei- nem Schweif hinlaͤnglich zu tragen haͤtte, koͤnnte man ſie nicht fortſchaffen; in den prachtvollen Kut- ſchen unſerer Kaiſer, Koͤnige, Großherzoge und Fuͤrſten, die kaum zureichen wuͤrden, alle Juden- barone mit ihren gnaͤdigen Frauen und Kindern nach Kanaan zu bringen, gienge es gleichfalls nicht; man muͤßte alſo alle die juͤdiſchen Heiligthuͤmer fuͤr einen Spottpreis den Chriſten uͤberlaſſen, und gar fuͤrchten, daß nach Jahrtauſenden ein frommer chriſtlicher Lundius einen dicken Folianten voll theologiſchen Unſinns daruͤber ſchriebe. Dieſen oder aͤhnlichen Anſichten muß man es wahrſcheinlich zu- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0117" n="117"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> fuͤr die noͤthigen Gebaͤude ſorgen, worin die beiden<lb/> Sanhedrine ihre Sitzungen hielten, und die »<hi rendition="#g">Pep-<lb/> piere</hi>« und Gelder verwahrt wuͤrden; und ſodann<lb/> muͤßte man noch eine Menge von Amtswohnungen<lb/> fuͤr die Herrn Praͤſidenten, Vicepraͤſidenten, San-<lb/> hedrinsraͤthe, Sekretaͤre, Kanzelliſten und Kopiſten,<lb/> Bidellen u. ſ. w. haben. Alle dieſe Gebaͤude wuͤr-<lb/> den aber viel Geld koſten. Geſetzt uͤbrigens, man<lb/> kaufte ſie, oder fuͤhrte ſie mit ſchweren Koſten auf,<lb/> und der Meſſias kaͤme dann ploͤtzlich, um Jſraels<lb/> fromme Kinder zu holen; was ſollte man mit den<lb/> Palaͤſten, Haͤuſern und Haͤuſerchen wohl anfangen?<lb/> Auf Abrahams großem Eſel, der an den Millio-<lb/> nen Juden mit ihrem Gelde und ihren edeln Mi-<lb/> neralienſammlungen, an dem Meſſias, und endlich<lb/> ſogar noch an den vielen tauſend Chriſten auf ſei-<lb/> nem Schweif hinlaͤnglich zu tragen haͤtte, koͤnnte<lb/> man ſie nicht fortſchaffen; in den prachtvollen Kut-<lb/> ſchen unſerer Kaiſer, Koͤnige, Großherzoge und<lb/> Fuͤrſten, die kaum zureichen wuͤrden, alle Juden-<lb/> barone mit ihren gnaͤdigen Frauen und Kindern<lb/> nach Kanaan zu bringen, gienge es gleichfalls nicht;<lb/> man muͤßte alſo alle die juͤdiſchen Heiligthuͤmer fuͤr<lb/> einen Spottpreis den Chriſten uͤberlaſſen, und gar<lb/> fuͤrchten, daß nach Jahrtauſenden ein frommer<lb/> chriſtlicher <hi rendition="#g">Lundius</hi> einen dicken Folianten voll<lb/> theologiſchen Unſinns daruͤber ſchriebe. Dieſen oder<lb/> aͤhnlichen Anſichten muß man es wahrſcheinlich zu-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [117/0117]
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Sanhedrine ihre Sitzungen hielten, und die »Pep-
piere« und Gelder verwahrt wuͤrden; und ſodann
muͤßte man noch eine Menge von Amtswohnungen
fuͤr die Herrn Praͤſidenten, Vicepraͤſidenten, San-
hedrinsraͤthe, Sekretaͤre, Kanzelliſten und Kopiſten,
Bidellen u. ſ. w. haben. Alle dieſe Gebaͤude wuͤr-
den aber viel Geld koſten. Geſetzt uͤbrigens, man
kaufte ſie, oder fuͤhrte ſie mit ſchweren Koſten auf,
und der Meſſias kaͤme dann ploͤtzlich, um Jſraels
fromme Kinder zu holen; was ſollte man mit den
Palaͤſten, Haͤuſern und Haͤuſerchen wohl anfangen?
Auf Abrahams großem Eſel, der an den Millio-
nen Juden mit ihrem Gelde und ihren edeln Mi-
neralienſammlungen, an dem Meſſias, und endlich
ſogar noch an den vielen tauſend Chriſten auf ſei-
nem Schweif hinlaͤnglich zu tragen haͤtte, koͤnnte
man ſie nicht fortſchaffen; in den prachtvollen Kut-
ſchen unſerer Kaiſer, Koͤnige, Großherzoge und
Fuͤrſten, die kaum zureichen wuͤrden, alle Juden-
barone mit ihren gnaͤdigen Frauen und Kindern
nach Kanaan zu bringen, gienge es gleichfalls nicht;
man muͤßte alſo alle die juͤdiſchen Heiligthuͤmer fuͤr
einen Spottpreis den Chriſten uͤberlaſſen, und gar
fuͤrchten, daß nach Jahrtauſenden ein frommer
chriſtlicher Lundius einen dicken Folianten voll
theologiſchen Unſinns daruͤber ſchriebe. Dieſen oder
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Zitationshilfe: | Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/117>, abgerufen am 16.02.2025. |