So eine unbedeutende Rolle die Juden auch von jeher in der Weltgeschichte spielten, so sehr zeichne- ten sie sich durch ihren unbegränzten Nationalstolz, der gegen ihre winzige Kleinheit lächerlich genug absticht, vor allen übrigen Völkern des Alterthums aus. Sie allein glaubten das auserwählte Volk Gottes zu seyn; ihr Ländchen, ein Tropfen am Wassereimer des Erdballs, war nach ihrer Ansicht, das herrlichste, das einzig gesegnete, das gelobte Land, wo Milch und Honig in Strömen floß; ihr Kultus der allein Gott gefällige; ihr Tempel, des- sen Bauart so wenig ästhetischen Sinn verrieth, das prachtvollste Gebäude der Welt, das Nonplus- ultra architektonischer Kunst; ihr König Salomo, der Weiseste unter allen Menschenkindern, ja sogar weiser als Ethan, der Esrahiter, und Heman, Chalkol und Darda, von deren Weisheit die Welt nie etwas vernahm; ihre Helden waren die tapfer- sten, und liefen dreitausend Mann stark vor sechs und dreißig Einwohnern von Ai davon, worüber dem ganzen Volke das Herz zu Wasser ward. Die- ser lächerliche Hochmuth der Jsraeliten darf uns um so weniger befremden, da sie in strenger Abgeschlos- senheit von allen andern Völkern lebten und nie- mals erfuhren, durch welche große und glänzende Thaten, durch welche Tugenden diese sich auszeich- neten, zu welch' einer herrlichen Blüthe sich Künste und Wissenschaften bei denselben entfaltet hatten, und wie weit sie noch hinter diesen Nationen zu-
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So eine unbedeutende Rolle die Juden auch von jeher in der Weltgeſchichte ſpielten, ſo ſehr zeichne- ten ſie ſich durch ihren unbegraͤnzten Nationalſtolz, der gegen ihre winzige Kleinheit laͤcherlich genug abſticht, vor allen uͤbrigen Voͤlkern des Alterthums aus. Sie allein glaubten das auserwaͤhlte Volk Gottes zu ſeyn; ihr Laͤndchen, ein Tropfen am Waſſereimer des Erdballs, war nach ihrer Anſicht, das herrlichſte, das einzig geſegnete, das gelobte Land, wo Milch und Honig in Stroͤmen floß; ihr Kultus der allein Gott gefaͤllige; ihr Tempel, deſ- ſen Bauart ſo wenig aͤſthetiſchen Sinn verrieth, das prachtvollſte Gebaͤude der Welt, das Nonplus- ultra architektoniſcher Kunſt; ihr Koͤnig Salomo, der Weiſeſte unter allen Menſchenkindern, ja ſogar weiſer als Ethan, der Esrahiter, und Heman, Chalkol und Darda, von deren Weisheit die Welt nie etwas vernahm; ihre Helden waren die tapfer- ſten, und liefen dreitauſend Mann ſtark vor ſechs und dreißig Einwohnern von Ai davon, woruͤber dem ganzen Volke das Herz zu Waſſer ward. Die- ſer laͤcherliche Hochmuth der Jſraeliten darf uns um ſo weniger befremden, da ſie in ſtrenger Abgeſchloſ- ſenheit von allen andern Voͤlkern lebten und nie- mals erfuhren, durch welche große und glaͤnzende Thaten, durch welche Tugenden dieſe ſich auszeich- neten, zu welch’ einer herrlichen Bluͤthe ſich Kuͤnſte und Wiſſenſchaften bei denſelben entfaltet hatten, und wie weit ſie noch hinter dieſen Nationen zu-
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So eine unbedeutende Rolle die Juden auch von
jeher in der Weltgeſchichte ſpielten, ſo ſehr zeichne-
ten ſie ſich durch ihren unbegraͤnzten Nationalſtolz,
der gegen ihre winzige Kleinheit laͤcherlich genug
abſticht, vor allen uͤbrigen Voͤlkern des Alterthums
aus. Sie allein glaubten das auserwaͤhlte Volk
Gottes zu ſeyn; ihr Laͤndchen, ein Tropfen am
Waſſereimer des Erdballs, war nach ihrer Anſicht,
das herrlichſte, das einzig geſegnete, das gelobte
Land, wo Milch und Honig in Stroͤmen floß; ihr
Kultus der allein Gott gefaͤllige; ihr Tempel, deſ-
ſen Bauart ſo wenig aͤſthetiſchen Sinn verrieth,
das prachtvollſte Gebaͤude der Welt, das Nonplus-
ultra architektoniſcher Kunſt; ihr Koͤnig Salomo,
der Weiſeſte unter allen Menſchenkindern, ja ſogar
weiſer als Ethan, der Esrahiter, und Heman,
Chalkol und Darda, von deren Weisheit die Welt
nie etwas vernahm; ihre Helden waren die tapfer-
ſten, und liefen dreitauſend Mann ſtark vor ſechs
und dreißig Einwohnern von Ai davon, woruͤber
dem ganzen Volke das Herz zu Waſſer ward. Die-
ſer laͤcherliche Hochmuth der Jſraeliten darf uns um
ſo weniger befremden, da ſie in ſtrenger Abgeſchloſ-
ſenheit von allen andern Voͤlkern lebten und nie-
mals erfuhren, durch welche große und glaͤnzende
Thaten, durch welche Tugenden dieſe ſich auszeich-
neten, zu welch’ einer herrlichen Bluͤthe ſich Kuͤnſte
und Wiſſenſchaften bei denſelben entfaltet hatten,
und wie weit ſie noch hinter dieſen Nationen zu-
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/53>, abgerufen am 22.11.2024.
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