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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.

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Pflugeisen zu gehen. Mehrere Bischöfe waren als
Zeugen gegenwärtig, und die Königin bestand ihre
Probe sehr gut *). Ob sie bei eben so viel Unschuld
sich die Füße nicht verbrannt hätte, wenn ihr an-
geblicher Liebhaber kein Bischof und auch keine Bi-
schöfe zugegen gewesen wären, ist eine andere Frage.
Die Wasserproben erhielten sich als gerichtliche Or-
dalien bei den Christen am längsten, und kamen
erst mit den Hexenprozessen außer Gebrauch.

Um diesen Abschnitt von jüdischen Wundern und
Wunderdingen nicht mit christlichen Hexen zu schlies-
sen, theile ich, zur Warnung für alle Freigeister
und Spötter, noch eine wahrhafte Geschichte von
Titus, dem Erzfeinde der Juden, mit. Dieser
sprach nach der Zerstörung Jerusalems einst zu ei-
nigen frommen Jsraeliten: "Euer Gott ist wohl nur
ein Wassergott; darum ließ er den Pharao und
Sissera ersaufen. Jst er zu Lande so mächtig, wie
ihr sagt, so komme er aufs Trockene und kriege mit
mir." Da rief eine Stimme vom Himmel: gottlo-
ser Titus, ich habe ein kleines Thierchen, eine
Mücke, die soll mit dir kriegen. Die Mücke kroch
ihm hierauf in die Nase, bohrte sieben Jahre lang
große Löcher in sein Gehirn, und als man nach
seinem Tode die Hirnschale öffnete, war die Mücke
so groß, wie eine Taube, und zwei Pfund schwer:
Jhr Maul war von Kupfer, und ihre Klauen von
Eisen, man kann also leicht denken, welche Zerstö-
rungen sie in dem kaiserlichen Gehirn anrichten
mußte **).



*) M. s. Joh. Christ. Becmanni Diss. de Judiciis Dei,
wo man sehr viel über diesen Gegenstand findet.
**) M. s. den talmudischen Traktat Gittin; Vereschith
Rabba, Parascha 10 und Medrasch Koheloth.

Pflugeiſen zu gehen. Mehrere Biſchoͤfe waren als
Zeugen gegenwaͤrtig, und die Koͤnigin beſtand ihre
Probe ſehr gut *). Ob ſie bei eben ſo viel Unſchuld
ſich die Fuͤße nicht verbrannt haͤtte, wenn ihr an-
geblicher Liebhaber kein Biſchof und auch keine Bi-
ſchoͤfe zugegen geweſen waͤren, iſt eine andere Frage.
Die Waſſerproben erhielten ſich als gerichtliche Or-
dalien bei den Chriſten am laͤngſten, und kamen
erſt mit den Hexenprozeſſen außer Gebrauch.

Um dieſen Abſchnitt von juͤdiſchen Wundern und
Wunderdingen nicht mit chriſtlichen Hexen zu ſchlieſ-
ſen, theile ich, zur Warnung fuͤr alle Freigeiſter
und Spoͤtter, noch eine wahrhafte Geſchichte von
Titus, dem Erzfeinde der Juden, mit. Dieſer
ſprach nach der Zerſtoͤrung Jeruſalems einſt zu ei-
nigen frommen Jſraeliten: »Euer Gott iſt wohl nur
ein Waſſergott; darum ließ er den Pharao und
Siſſera erſaufen. Jſt er zu Lande ſo maͤchtig, wie
ihr ſagt, ſo komme er aufs Trockene und kriege mit
mir.« Da rief eine Stimme vom Himmel: gottlo-
ſer Titus, ich habe ein kleines Thierchen, eine
Muͤcke, die ſoll mit dir kriegen. Die Muͤcke kroch
ihm hierauf in die Naſe, bohrte ſieben Jahre lang
große Loͤcher in ſein Gehirn, und als man nach
ſeinem Tode die Hirnſchale oͤffnete, war die Muͤcke
ſo groß, wie eine Taube, und zwei Pfund ſchwer:
Jhr Maul war von Kupfer, und ihre Klauen von
Eiſen, man kann alſo leicht denken, welche Zerſtoͤ-
rungen ſie in dem kaiſerlichen Gehirn anrichten
mußte **).



*) M. ſ. Joh. Christ. Becmanni Diss. de Judiciis Dei,
wo man ſehr viel uͤber dieſen Gegenſtand findet.
**) M. ſ. den talmudiſchen Traktat Gittin; Vereſchith
Rabba, Paraſcha 10 und Medraſch Koheloth.
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[328/0362] Pflugeiſen zu gehen. Mehrere Biſchoͤfe waren als Zeugen gegenwaͤrtig, und die Koͤnigin beſtand ihre Probe ſehr gut *). Ob ſie bei eben ſo viel Unſchuld ſich die Fuͤße nicht verbrannt haͤtte, wenn ihr an- geblicher Liebhaber kein Biſchof und auch keine Bi- ſchoͤfe zugegen geweſen waͤren, iſt eine andere Frage. Die Waſſerproben erhielten ſich als gerichtliche Or- dalien bei den Chriſten am laͤngſten, und kamen erſt mit den Hexenprozeſſen außer Gebrauch. Um dieſen Abſchnitt von juͤdiſchen Wundern und Wunderdingen nicht mit chriſtlichen Hexen zu ſchlieſ- ſen, theile ich, zur Warnung fuͤr alle Freigeiſter und Spoͤtter, noch eine wahrhafte Geſchichte von Titus, dem Erzfeinde der Juden, mit. Dieſer ſprach nach der Zerſtoͤrung Jeruſalems einſt zu ei- nigen frommen Jſraeliten: »Euer Gott iſt wohl nur ein Waſſergott; darum ließ er den Pharao und Siſſera erſaufen. Jſt er zu Lande ſo maͤchtig, wie ihr ſagt, ſo komme er aufs Trockene und kriege mit mir.« Da rief eine Stimme vom Himmel: gottlo- ſer Titus, ich habe ein kleines Thierchen, eine Muͤcke, die ſoll mit dir kriegen. Die Muͤcke kroch ihm hierauf in die Naſe, bohrte ſieben Jahre lang große Loͤcher in ſein Gehirn, und als man nach ſeinem Tode die Hirnſchale oͤffnete, war die Muͤcke ſo groß, wie eine Taube, und zwei Pfund ſchwer: Jhr Maul war von Kupfer, und ihre Klauen von Eiſen, man kann alſo leicht denken, welche Zerſtoͤ- rungen ſie in dem kaiſerlichen Gehirn anrichten mußte **). *) M. ſ. Joh. Christ. Becmanni Diss. de Judiciis Dei, wo man ſehr viel uͤber dieſen Gegenſtand findet. **) M. ſ. den talmudiſchen Traktat Gittin; Vereſchith Rabba, Paraſcha 10 und Medraſch Koheloth.

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Zitationshilfe: Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/362>, abgerufen am 24.11.2024.