eben so lügenhaften, als leichtgläubigen Juden be- richtet wird?
Alle Völker und alle Zeiten, die von dem Himmel in Rücksicht der Gläubigkeit und -- Geist- lichkeit nicht ganz vernachläßigt wurden, haben Wunder und Wunderthäter und eine Menge von Narren gehabt, die den frommen Gaunern und Schelmen gläubig nachliefen. Wo ein Aas ist, sagt unser Erlöser, da sammeln sich die Adler. Sahen wir doch vor Kurzem noch in einem sehr gebildeten Lande einen solchen geistlichen Wunderthäter aus fürstlichem Geblüt, der Blinden das Gesicht, Tau- ben das Gehör, Stummen die Sprache gab, und einen beträchtlichen Anhang gewann. Allein die Wunder und Wunderdinge der Juden sind wahr- lich so ungeheuer, daß sie selbst das gläubigste Ge- müth nicht zu fassen vermag. Ueberhaupt sehe ich nicht ein, mit welchem Recht man die Wunder ei- nes Apollonius von Thyana und anderer Heiden leugnen, und dagegen den Mährchen der verlogenen Juden Glauben schenken will? Geschichtlich haben jene eben so viel, und in Hinsicht auf die Zuver- läßigkeit der Zeugen weit mehr für sich, als diese. Noch befremdender ist es, daß gerade diejenigen, welche mit so fester Ueberzeugung Alles als wahr annehmen, was die Juden von abentheuerlichen und wundervollen Dingen berichten, die Wundersagen der katholischen Kirche verwerfen. Jch bin kein Ka- tholik; ich bin Protestant; aber dennoch finde ich
eben ſo luͤgenhaften, als leichtglaͤubigen Juden be- richtet wird?
Alle Voͤlker und alle Zeiten, die von dem Himmel in Ruͤckſicht der Glaͤubigkeit und — Geiſt- lichkeit nicht ganz vernachlaͤßigt wurden, haben Wunder und Wunderthaͤter und eine Menge von Narren gehabt, die den frommen Gaunern und Schelmen glaͤubig nachliefen. Wo ein Aas iſt, ſagt unſer Erloͤſer, da ſammeln ſich die Adler. Sahen wir doch vor Kurzem noch in einem ſehr gebildeten Lande einen ſolchen geiſtlichen Wunderthaͤter aus fuͤrſtlichem Gebluͤt, der Blinden das Geſicht, Tau- ben das Gehoͤr, Stummen die Sprache gab, und einen betraͤchtlichen Anhang gewann. Allein die Wunder und Wunderdinge der Juden ſind wahr- lich ſo ungeheuer, daß ſie ſelbſt das glaͤubigſte Ge- muͤth nicht zu faſſen vermag. Ueberhaupt ſehe ich nicht ein, mit welchem Recht man die Wunder ei- nes Apollonius von Thyana und anderer Heiden leugnen, und dagegen den Maͤhrchen der verlogenen Juden Glauben ſchenken will? Geſchichtlich haben jene eben ſo viel, und in Hinſicht auf die Zuver- laͤßigkeit der Zeugen weit mehr fuͤr ſich, als dieſe. Noch befremdender iſt es, daß gerade diejenigen, welche mit ſo feſter Ueberzeugung Alles als wahr annehmen, was die Juden von abentheuerlichen und wundervollen Dingen berichten, die Wunderſagen der katholiſchen Kirche verwerfen. Jch bin kein Ka- tholik; ich bin Proteſtant; aber dennoch finde ich
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eben ſo luͤgenhaften, als leichtglaͤubigen Juden be-
richtet wird?
Alle Voͤlker und alle Zeiten, die von dem
Himmel in Ruͤckſicht der Glaͤubigkeit und — Geiſt-
lichkeit nicht ganz vernachlaͤßigt wurden, haben
Wunder und Wunderthaͤter und eine Menge von
Narren gehabt, die den frommen Gaunern und
Schelmen glaͤubig nachliefen. Wo ein Aas iſt, ſagt
unſer Erloͤſer, da ſammeln ſich die Adler. Sahen
wir doch vor Kurzem noch in einem ſehr gebildeten
Lande einen ſolchen geiſtlichen Wunderthaͤter aus
fuͤrſtlichem Gebluͤt, der Blinden das Geſicht, Tau-
ben das Gehoͤr, Stummen die Sprache gab, und
einen betraͤchtlichen Anhang gewann. Allein die
Wunder und Wunderdinge der Juden ſind wahr-
lich ſo ungeheuer, daß ſie ſelbſt das glaͤubigſte Ge-
muͤth nicht zu faſſen vermag. Ueberhaupt ſehe ich
nicht ein, mit welchem Recht man die Wunder ei-
nes Apollonius von Thyana und anderer Heiden
leugnen, und dagegen den Maͤhrchen der verlogenen
Juden Glauben ſchenken will? Geſchichtlich haben
jene eben ſo viel, und in Hinſicht auf die Zuver-
laͤßigkeit der Zeugen weit mehr fuͤr ſich, als dieſe.
Noch befremdender iſt es, daß gerade diejenigen,
welche mit ſo feſter Ueberzeugung Alles als wahr
annehmen, was die Juden von abentheuerlichen und
wundervollen Dingen berichten, die Wunderſagen
der katholiſchen Kirche verwerfen. Jch bin kein Ka-
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 314. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/348>, abgerufen am 22.11.2024.
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