Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.

Bild:
<< vorherige Seite

Herrscher bemüht waren, jene erhabenen Jdeale zu
erreichen. Den Talmudisten steht es noch weniger
zu verdenken, daß sie die Nichtswürdigkeiten dieser
beiden Despoten auf alle mögliche Art zu rechtfer-
tigen suchen. "Wer da sagt, heißt es im Talmud,
daß David gesündiget habe, als er die Bathseba
nahm, der irrt; denn wer in den Krieg zog, gab
vorher seiner Frau einen Scheidebrief; so auch Uri-
as. Bathseba war also frei, und David versün-
digte sich nicht mit ihr *)." Man sieht, daß die
Juden sich vortrefflich zu fürstlichen Beichtvätern
und Gewissensräthen eigneten; und wer weiß, was
sie künftig noch werden? Sind sie doch hin und
wieder schon zu manchen Aemtern und Würden
gelangt, wozu man sie vormals unfähig glaubte!
Salomo soll gleichfalls nicht gesündiget haben, als
er sein Herz zum Götzendienst neigte **); und wirk-
lich möchte man dem alten entnervten Wüstling
dies leichter verzeihen, als jene ungeheure Anzahl
von Weibern und Huren, und besonders den kost-
baren Tempelbau, wodurch er sein Volk bis zur
Verzweiflung drückte, alle Herzen von sich abwand-
te, und den Neid und die Habsucht der benachbar-
ten Fürsten und Völker erregte.

Sehr wunderbar gieng es übrigens bei diesem
Tempelbau her. Es war bekanntlich verboten,

*) Schabbath oder Schabbas.
**) M. s. im Talmud a. a. O.

Herrſcher bemuͤht waren, jene erhabenen Jdeale zu
erreichen. Den Talmudiſten ſteht es noch weniger
zu verdenken, daß ſie die Nichtswuͤrdigkeiten dieſer
beiden Deſpoten auf alle moͤgliche Art zu rechtfer-
tigen ſuchen. »Wer da ſagt, heißt es im Talmud,
daß David geſuͤndiget habe, als er die Bathſeba
nahm, der irrt; denn wer in den Krieg zog, gab
vorher ſeiner Frau einen Scheidebrief; ſo auch Uri-
as. Bathſeba war alſo frei, und David verſuͤn-
digte ſich nicht mit ihr *).« Man ſieht, daß die
Juden ſich vortrefflich zu fuͤrſtlichen Beichtvaͤtern
und Gewiſſensraͤthen eigneten; und wer weiß, was
ſie kuͤnftig noch werden? Sind ſie doch hin und
wieder ſchon zu manchen Aemtern und Wuͤrden
gelangt, wozu man ſie vormals unfaͤhig glaubte!
Salomo ſoll gleichfalls nicht geſuͤndiget haben, als
er ſein Herz zum Goͤtzendienſt neigte **); und wirk-
lich moͤchte man dem alten entnervten Wuͤſtling
dies leichter verzeihen, als jene ungeheure Anzahl
von Weibern und Huren, und beſonders den koſt-
baren Tempelbau, wodurch er ſein Volk bis zur
Verzweiflung druͤckte, alle Herzen von ſich abwand-
te, und den Neid und die Habſucht der benachbar-
ten Fuͤrſten und Voͤlker erregte.

Sehr wunderbar gieng es uͤbrigens bei dieſem
Tempelbau her. Es war bekanntlich verboten,

*) Schabbath oder Schabbas.
**) M. ſ. im Talmud a. a. O.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0318" n="284"/>
Herr&#x017F;cher bemu&#x0364;ht waren, jene erhabenen Jdeale zu<lb/>
erreichen. Den Talmudi&#x017F;ten &#x017F;teht es noch weniger<lb/>
zu verdenken, daß &#x017F;ie die Nichtswu&#x0364;rdigkeiten die&#x017F;er<lb/>
beiden De&#x017F;poten auf alle mo&#x0364;gliche Art zu rechtfer-<lb/>
tigen &#x017F;uchen. »Wer da &#x017F;agt, heißt es im Talmud,<lb/>
daß David ge&#x017F;u&#x0364;ndiget habe, als er die Bath&#x017F;eba<lb/>
nahm, der irrt; denn wer in den Krieg zog, gab<lb/>
vorher &#x017F;einer Frau einen Scheidebrief; &#x017F;o auch Uri-<lb/>
as. Bath&#x017F;eba war al&#x017F;o frei, und David ver&#x017F;u&#x0364;n-<lb/>
digte &#x017F;ich nicht mit ihr <note place="foot" n="*)">Schabbath oder Schabbas.</note>.« Man &#x017F;ieht, daß die<lb/>
Juden &#x017F;ich vortrefflich zu fu&#x0364;r&#x017F;tlichen Beichtva&#x0364;tern<lb/>
und Gewi&#x017F;&#x017F;ensra&#x0364;then eigneten; und wer weiß, was<lb/>
&#x017F;ie ku&#x0364;nftig noch werden? Sind &#x017F;ie doch hin und<lb/>
wieder &#x017F;chon zu manchen Aemtern und Wu&#x0364;rden<lb/>
gelangt, wozu man &#x017F;ie vormals unfa&#x0364;hig glaubte!<lb/>
Salomo &#x017F;oll gleichfalls nicht ge&#x017F;u&#x0364;ndiget haben, als<lb/>
er &#x017F;ein Herz zum Go&#x0364;tzendien&#x017F;t neigte <note place="foot" n="**)">M. &#x017F;. im Talmud a. a. O.</note>; und wirk-<lb/>
lich mo&#x0364;chte man dem alten entnervten Wu&#x0364;&#x017F;tling<lb/>
dies leichter verzeihen, als jene ungeheure Anzahl<lb/>
von Weibern und Huren, und be&#x017F;onders den ko&#x017F;t-<lb/>
baren Tempelbau, wodurch er &#x017F;ein Volk bis zur<lb/>
Verzweiflung dru&#x0364;ckte, alle Herzen von &#x017F;ich abwand-<lb/>
te, und den Neid und die Hab&#x017F;ucht der benachbar-<lb/>
ten Fu&#x0364;r&#x017F;ten und Vo&#x0364;lker erregte.</p><lb/>
        <p>Sehr wunderbar gieng es u&#x0364;brigens bei die&#x017F;em<lb/>
Tempelbau her. Es war bekanntlich verboten,<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[284/0318] Herrſcher bemuͤht waren, jene erhabenen Jdeale zu erreichen. Den Talmudiſten ſteht es noch weniger zu verdenken, daß ſie die Nichtswuͤrdigkeiten dieſer beiden Deſpoten auf alle moͤgliche Art zu rechtfer- tigen ſuchen. »Wer da ſagt, heißt es im Talmud, daß David geſuͤndiget habe, als er die Bathſeba nahm, der irrt; denn wer in den Krieg zog, gab vorher ſeiner Frau einen Scheidebrief; ſo auch Uri- as. Bathſeba war alſo frei, und David verſuͤn- digte ſich nicht mit ihr *).« Man ſieht, daß die Juden ſich vortrefflich zu fuͤrſtlichen Beichtvaͤtern und Gewiſſensraͤthen eigneten; und wer weiß, was ſie kuͤnftig noch werden? Sind ſie doch hin und wieder ſchon zu manchen Aemtern und Wuͤrden gelangt, wozu man ſie vormals unfaͤhig glaubte! Salomo ſoll gleichfalls nicht geſuͤndiget haben, als er ſein Herz zum Goͤtzendienſt neigte **); und wirk- lich moͤchte man dem alten entnervten Wuͤſtling dies leichter verzeihen, als jene ungeheure Anzahl von Weibern und Huren, und beſonders den koſt- baren Tempelbau, wodurch er ſein Volk bis zur Verzweiflung druͤckte, alle Herzen von ſich abwand- te, und den Neid und die Habſucht der benachbar- ten Fuͤrſten und Voͤlker erregte. Sehr wunderbar gieng es uͤbrigens bei dieſem Tempelbau her. Es war bekanntlich verboten, *) Schabbath oder Schabbas. **) M. ſ. im Talmud a. a. O.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/318
Zitationshilfe: Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/318>, abgerufen am 14.05.2024.