Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.

Bild:
<< vorherige Seite

nicht zurückkehren, und hat geschworen, er gehe
nicht wieder heraus. Da antwortete der hochgelob-
te, heilige Gott: gehet hin und erkundiget euch auf
Erden, ob er niemals geschworen, und seinen Schwur
für ungültig erklärt und sich davon entbunden hat.
Jst dies, dann soll er auch seinen jetzigen Schwur
brechen. Die Engel thaten, wie der Herr ihnen
gesagt hatte. Als sie wieder zurück kamen, sprachen
sie: Herr der Welt, er hat niemals einen Schwur
übertreten! Wenn das ist, versetzte der hochgelobte,
heilige Gott, so soll er auch jetzt nicht wieder aus
dem Paradiese heraus gehen. Wie dies der Engel
des Todes vernahm, bat er: gieb mir mein Schwert
doch zurück! Aber der Rabbi weigerte sich dessen,
bis endlich eine Stimme vom Himmel zu ihm sprach:
Rabbi Jehoscha Ben Levi, gieb ihm das Schwert,
denn er bedarf es ja, um die Geschöpfe zu tödten.
Hierauf sagte der Rabbi Jehoscha zu dem Engel:
So schwöre mir erst, daß du es fürder Niemanden
willst sehen lassen, wenn du einem Menschen die
Seele wegnimmst! Denn vorher hatte der Todes-
engel die Menschen, ja selbst die Kinder im Schooße
ihrer Mütter sichtbarer Weise umgebracht. Der
Engel schwur den Eid, und nun gab ihm der Rabbi
sein Schwert zurück. Da erhob sich Elias, und rief
mit lauter Stimme den Gerechten zu: Macht Platz
vor dem Rabbi Jehoscha, dem Sohn Levi *)."



*) M. s. auch das talmudische Buch Kethavoth.
25 *

nicht zuruͤckkehren, und hat geſchworen, er gehe
nicht wieder heraus. Da antwortete der hochgelob-
te, heilige Gott: gehet hin und erkundiget euch auf
Erden, ob er niemals geſchworen, und ſeinen Schwur
fuͤr unguͤltig erklaͤrt und ſich davon entbunden hat.
Jſt dies, dann ſoll er auch ſeinen jetzigen Schwur
brechen. Die Engel thaten, wie der Herr ihnen
geſagt hatte. Als ſie wieder zuruͤck kamen, ſprachen
ſie: Herr der Welt, er hat niemals einen Schwur
uͤbertreten! Wenn das iſt, verſetzte der hochgelobte,
heilige Gott, ſo ſoll er auch jetzt nicht wieder aus
dem Paradieſe heraus gehen. Wie dies der Engel
des Todes vernahm, bat er: gieb mir mein Schwert
doch zuruͤck! Aber der Rabbi weigerte ſich deſſen,
bis endlich eine Stimme vom Himmel zu ihm ſprach:
Rabbi Jehoſcha Ben Levi, gieb ihm das Schwert,
denn er bedarf es ja, um die Geſchoͤpfe zu toͤdten.
Hierauf ſagte der Rabbi Jehoſcha zu dem Engel:
So ſchwoͤre mir erſt, daß du es fuͤrder Niemanden
willſt ſehen laſſen, wenn du einem Menſchen die
Seele wegnimmſt! Denn vorher hatte der Todes-
engel die Menſchen, ja ſelbſt die Kinder im Schooße
ihrer Muͤtter ſichtbarer Weiſe umgebracht. Der
Engel ſchwur den Eid, und nun gab ihm der Rabbi
ſein Schwert zuruͤck. Da erhob ſich Elias, und rief
mit lauter Stimme den Gerechten zu: Macht Platz
vor dem Rabbi Jehoſcha, dem Sohn Levi *)



*) M. ſ. auch das talmudiſche Buch Kethavoth.
25 *
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0293" n="259"/>
nicht zuru&#x0364;ckkehren, und hat ge&#x017F;chworen, er gehe<lb/>
nicht wieder heraus. Da antwortete der hochgelob-<lb/>
te, heilige Gott: gehet hin und erkundiget euch auf<lb/>
Erden, ob er niemals ge&#x017F;chworen, und &#x017F;einen Schwur<lb/>
fu&#x0364;r ungu&#x0364;ltig erkla&#x0364;rt und &#x017F;ich davon entbunden hat.<lb/>
J&#x017F;t dies, dann &#x017F;oll er auch &#x017F;einen jetzigen Schwur<lb/>
brechen. Die Engel thaten, wie der Herr ihnen<lb/>
ge&#x017F;agt hatte. Als &#x017F;ie wieder zuru&#x0364;ck kamen, &#x017F;prachen<lb/>
&#x017F;ie: Herr der Welt, er hat niemals einen Schwur<lb/>
u&#x0364;bertreten! Wenn das i&#x017F;t, ver&#x017F;etzte der hochgelobte,<lb/>
heilige Gott, &#x017F;o &#x017F;oll er auch jetzt nicht wieder aus<lb/>
dem Paradie&#x017F;e heraus gehen. Wie dies der Engel<lb/>
des Todes vernahm, bat er: gieb mir mein Schwert<lb/>
doch zuru&#x0364;ck! Aber der Rabbi weigerte &#x017F;ich de&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
bis endlich eine Stimme vom Himmel zu ihm &#x017F;prach:<lb/>
Rabbi Jeho&#x017F;cha Ben Levi, gieb ihm das Schwert,<lb/>
denn er bedarf es ja, um die Ge&#x017F;cho&#x0364;pfe zu to&#x0364;dten.<lb/>
Hierauf &#x017F;agte der Rabbi Jeho&#x017F;cha zu dem Engel:<lb/>
So &#x017F;chwo&#x0364;re mir er&#x017F;t, daß du es fu&#x0364;rder Niemanden<lb/>
will&#x017F;t &#x017F;ehen la&#x017F;&#x017F;en, wenn du einem Men&#x017F;chen die<lb/>
Seele wegnimm&#x017F;t! Denn vorher hatte der Todes-<lb/>
engel die Men&#x017F;chen, ja &#x017F;elb&#x017F;t die Kinder im Schooße<lb/>
ihrer Mu&#x0364;tter &#x017F;ichtbarer Wei&#x017F;e umgebracht. Der<lb/>
Engel &#x017F;chwur den Eid, und nun gab ihm der Rabbi<lb/>
&#x017F;ein Schwert zuru&#x0364;ck. Da erhob &#x017F;ich Elias, und rief<lb/>
mit lauter Stimme den Gerechten zu: Macht Platz<lb/>
vor dem Rabbi Jeho&#x017F;cha, dem Sohn Levi <note place="foot" n="*)">M. &#x017F;. auch das talmudi&#x017F;che Buch Kethavoth.</note></p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <fw place="bottom" type="sig">25 *</fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[259/0293] nicht zuruͤckkehren, und hat geſchworen, er gehe nicht wieder heraus. Da antwortete der hochgelob- te, heilige Gott: gehet hin und erkundiget euch auf Erden, ob er niemals geſchworen, und ſeinen Schwur fuͤr unguͤltig erklaͤrt und ſich davon entbunden hat. Jſt dies, dann ſoll er auch ſeinen jetzigen Schwur brechen. Die Engel thaten, wie der Herr ihnen geſagt hatte. Als ſie wieder zuruͤck kamen, ſprachen ſie: Herr der Welt, er hat niemals einen Schwur uͤbertreten! Wenn das iſt, verſetzte der hochgelobte, heilige Gott, ſo ſoll er auch jetzt nicht wieder aus dem Paradieſe heraus gehen. Wie dies der Engel des Todes vernahm, bat er: gieb mir mein Schwert doch zuruͤck! Aber der Rabbi weigerte ſich deſſen, bis endlich eine Stimme vom Himmel zu ihm ſprach: Rabbi Jehoſcha Ben Levi, gieb ihm das Schwert, denn er bedarf es ja, um die Geſchoͤpfe zu toͤdten. Hierauf ſagte der Rabbi Jehoſcha zu dem Engel: So ſchwoͤre mir erſt, daß du es fuͤrder Niemanden willſt ſehen laſſen, wenn du einem Menſchen die Seele wegnimmſt! Denn vorher hatte der Todes- engel die Menſchen, ja ſelbſt die Kinder im Schooße ihrer Muͤtter ſichtbarer Weiſe umgebracht. Der Engel ſchwur den Eid, und nun gab ihm der Rabbi ſein Schwert zuruͤck. Da erhob ſich Elias, und rief mit lauter Stimme den Gerechten zu: Macht Platz vor dem Rabbi Jehoſcha, dem Sohn Levi *).« *) M. ſ. auch das talmudiſche Buch Kethavoth. 25 *

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/293
Zitationshilfe: Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/293>, abgerufen am 13.05.2024.