wo Jerusalem zum zweiten Male zerstört ward. Bis der Zeitpunkt seines Auftretens da seyn wird, soll er sich an einem Thore von Rom unter den Kranken und Aussätzigen aufhalten. Dort würde man also am Besten von ihm Nachricht einziehen können, wenn es ihm anders gefiele, sich in seinem schmutzigen Jnkognito kund zu geben. Nach dem talmudischen Buch Sanhedrin *) soll er aber in den Spatziergängen des Paradieses mit einem Frauen- haar gefesselt liegen, damit er nicht eher kömmt, als bis die Jsraeliten sich völlig zu Gott gewandt ha- ben. Freilich, das Haar eines schönen Weibes ist ein mächtiges Bindemittel; haben wir doch oft schon große Monarchen der Gojim gesehen, die dadurch sich fesseln ließen, und Volk, Ruhm und Ehre dar- über vergaßen? Warum sollte dem Messias nicht bei den reizenden Houris des Paradieses ein Glei- ches begegnen?
*) Sanhedrin Kap. 11.
wo Jeruſalem zum zweiten Male zerſtoͤrt ward. Bis der Zeitpunkt ſeines Auftretens da ſeyn wird, ſoll er ſich an einem Thore von Rom unter den Kranken und Ausſaͤtzigen aufhalten. Dort wuͤrde man alſo am Beſten von ihm Nachricht einziehen koͤnnen, wenn es ihm anders gefiele, ſich in ſeinem ſchmutzigen Jnkognito kund zu geben. Nach dem talmudiſchen Buch Sanhedrin *) ſoll er aber in den Spatziergaͤngen des Paradieſes mit einem Frauen- haar gefeſſelt liegen, damit er nicht eher koͤmmt, als bis die Jſraeliten ſich voͤllig zu Gott gewandt ha- ben. Freilich, das Haar eines ſchoͤnen Weibes iſt ein maͤchtiges Bindemittel; haben wir doch oft ſchon große Monarchen der Gojim geſehen, die dadurch ſich feſſeln ließen, und Volk, Ruhm und Ehre dar- uͤber vergaßen? Warum ſollte dem Meſſias nicht bei den reizenden Houris des Paradieſes ein Glei- ches begegnen?
*) Sanhedrin Kap. 11.
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wo Jeruſalem zum zweiten Male zerſtoͤrt ward.
Bis der Zeitpunkt ſeines Auftretens da ſeyn wird,
ſoll er ſich an einem Thore von Rom unter den
Kranken und Ausſaͤtzigen aufhalten. Dort wuͤrde
man alſo am Beſten von ihm Nachricht einziehen
koͤnnen, wenn es ihm anders gefiele, ſich in ſeinem
ſchmutzigen Jnkognito kund zu geben. Nach dem
talmudiſchen Buch Sanhedrin *) ſoll er aber in den
Spatziergaͤngen des Paradieſes mit einem Frauen-
haar gefeſſelt liegen, damit er nicht eher koͤmmt, als
bis die Jſraeliten ſich voͤllig zu Gott gewandt ha-
ben. Freilich, das Haar eines ſchoͤnen Weibes iſt
ein maͤchtiges Bindemittel; haben wir doch oft ſchon
große Monarchen der Gojim geſehen, die dadurch
ſich feſſeln ließen, und Volk, Ruhm und Ehre dar-
uͤber vergaßen? Warum ſollte dem Meſſias nicht
bei den reizenden Houris des Paradieſes ein Glei-
ches begegnen?
*) Sanhedrin Kap. 11.
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/287>, abgerufen am 12.05.2024.
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