Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.

Bild:
<< vorherige Seite

linge werden nicht damit verschont; blos solche, die
im Lande Jsraels oder am Sabbathabend sterben,
sind davon ausgenommen *).

Jndessen soll man doch, nach Einigen, diese
Strafe durch reichliches Almosengeben an arme
Jsraeliten, durch fleißiges Beten und Fasten, durch
sorgfältige Heiligung der Sabbathe und Festtage
und dergl. abwenden können. Deshalb beten unsere
Juden gar ernstlich und andächtig aus ihrem
Bensch- oder Gebetbuche: "Laß dir gefallen, o
Herr mein Gott und Gott meiner Väter die Rede
meines Mundes, und erlöse uns von den bösen
Rathschlägen der Gottlosen, von Armuth und Dürf-
tigkeit, von allen Arten der Strafe, vom Gericht
der Hölle, und besonders, du heiliger und hochge-
lobter Gott, bewahre uns vor dem Chibbut hakke-
fer." Wir wollen ihnen wünschen, daß ihr Gebet
erhört werde!

Der Strafe, im Grabe von den Würmern ge-
fressen zu werden, wovor die frommen Juden sich
eben so ängstigen, wie vor dem Chibbut hakkefer,
werden sie jedoch schwerlich entgehen; denn wir sind
ja alle, der Kaiser, der König und der Bettler;
der Jude, der Türke und der Christ; der Schrift-
steller, der Recensent und der Leser, ja selbst die

*) Nischmath Chajim, Maamar oder Theil 2, Kap.
24; Sepher Gilgulim; Sepher Chasidim.

linge werden nicht damit verſchont; blos ſolche, die
im Lande Jſraels oder am Sabbathabend ſterben,
ſind davon ausgenommen *).

Jndeſſen ſoll man doch, nach Einigen, dieſe
Strafe durch reichliches Almoſengeben an arme
Jſraeliten, durch fleißiges Beten und Faſten, durch
ſorgfaͤltige Heiligung der Sabbathe und Feſttage
und dergl. abwenden koͤnnen. Deshalb beten unſere
Juden gar ernſtlich und andaͤchtig aus ihrem
Benſch- oder Gebetbuche: »Laß dir gefallen, o
Herr mein Gott und Gott meiner Vaͤter die Rede
meines Mundes, und erloͤſe uns von den boͤſen
Rathſchlaͤgen der Gottloſen, von Armuth und Duͤrf-
tigkeit, von allen Arten der Strafe, vom Gericht
der Hoͤlle, und beſonders, du heiliger und hochge-
lobter Gott, bewahre uns vor dem Chibbut hakke-
fer.« Wir wollen ihnen wuͤnſchen, daß ihr Gebet
erhoͤrt werde!

Der Strafe, im Grabe von den Wuͤrmern ge-
freſſen zu werden, wovor die frommen Juden ſich
eben ſo aͤngſtigen, wie vor dem Chibbut hakkefer,
werden ſie jedoch ſchwerlich entgehen; denn wir ſind
ja alle, der Kaiſer, der Koͤnig und der Bettler;
der Jude, der Tuͤrke und der Chriſt; der Schrift-
ſteller, der Recenſent und der Leſer, ja ſelbſt die

*) Niſchmath Chajim, Maamar oder Theil 2, Kap.
24; Sepher Gilgulim; Sepher Chaſidim.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0229" n="195"/>
linge werden nicht damit ver&#x017F;chont; blos &#x017F;olche, die<lb/>
im Lande J&#x017F;raels oder am Sabbathabend &#x017F;terben,<lb/>
&#x017F;ind davon ausgenommen <note place="foot" n="*)">Ni&#x017F;chmath Chajim, Maamar oder Theil 2, Kap.<lb/>
24; Sepher Gilgulim; Sepher Cha&#x017F;idim.</note>.</p><lb/>
        <p>Jnde&#x017F;&#x017F;en &#x017F;oll man doch, nach Einigen, die&#x017F;e<lb/>
Strafe durch reichliches Almo&#x017F;engeben an arme<lb/>
J&#x017F;raeliten, durch fleißiges Beten und Fa&#x017F;ten, durch<lb/>
&#x017F;orgfa&#x0364;ltige Heiligung der Sabbathe und Fe&#x017F;ttage<lb/>
und dergl. abwenden ko&#x0364;nnen. Deshalb beten un&#x017F;ere<lb/>
Juden gar ern&#x017F;tlich und anda&#x0364;chtig aus ihrem<lb/><hi rendition="#g">Ben&#x017F;ch</hi>- oder Gebetbuche: »Laß dir gefallen, o<lb/>
Herr mein Gott und Gott meiner Va&#x0364;ter die Rede<lb/>
meines Mundes, und erlo&#x0364;&#x017F;e uns von den bo&#x0364;&#x017F;en<lb/>
Rath&#x017F;chla&#x0364;gen der Gottlo&#x017F;en, von Armuth und Du&#x0364;rf-<lb/>
tigkeit, von allen Arten der Strafe, vom Gericht<lb/>
der Ho&#x0364;lle, und be&#x017F;onders, du heiliger und hochge-<lb/>
lobter Gott, bewahre uns vor dem Chibbut hakke-<lb/>
fer.« Wir wollen ihnen wu&#x0364;n&#x017F;chen, daß ihr Gebet<lb/>
erho&#x0364;rt werde!</p><lb/>
        <p>Der Strafe, im Grabe von den Wu&#x0364;rmern ge-<lb/>
fre&#x017F;&#x017F;en zu werden, wovor die frommen Juden &#x017F;ich<lb/>
eben &#x017F;o a&#x0364;ng&#x017F;tigen, wie vor dem Chibbut hakkefer,<lb/>
werden &#x017F;ie jedoch &#x017F;chwerlich entgehen; denn wir &#x017F;ind<lb/>
ja alle, der Kai&#x017F;er, der Ko&#x0364;nig und der Bettler;<lb/>
der Jude, der Tu&#x0364;rke und der Chri&#x017F;t; der Schrift-<lb/>
&#x017F;teller, der Recen&#x017F;ent und der Le&#x017F;er, ja &#x017F;elb&#x017F;t die<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[195/0229] linge werden nicht damit verſchont; blos ſolche, die im Lande Jſraels oder am Sabbathabend ſterben, ſind davon ausgenommen *). Jndeſſen ſoll man doch, nach Einigen, dieſe Strafe durch reichliches Almoſengeben an arme Jſraeliten, durch fleißiges Beten und Faſten, durch ſorgfaͤltige Heiligung der Sabbathe und Feſttage und dergl. abwenden koͤnnen. Deshalb beten unſere Juden gar ernſtlich und andaͤchtig aus ihrem Benſch- oder Gebetbuche: »Laß dir gefallen, o Herr mein Gott und Gott meiner Vaͤter die Rede meines Mundes, und erloͤſe uns von den boͤſen Rathſchlaͤgen der Gottloſen, von Armuth und Duͤrf- tigkeit, von allen Arten der Strafe, vom Gericht der Hoͤlle, und beſonders, du heiliger und hochge- lobter Gott, bewahre uns vor dem Chibbut hakke- fer.« Wir wollen ihnen wuͤnſchen, daß ihr Gebet erhoͤrt werde! Der Strafe, im Grabe von den Wuͤrmern ge- freſſen zu werden, wovor die frommen Juden ſich eben ſo aͤngſtigen, wie vor dem Chibbut hakkefer, werden ſie jedoch ſchwerlich entgehen; denn wir ſind ja alle, der Kaiſer, der Koͤnig und der Bettler; der Jude, der Tuͤrke und der Chriſt; der Schrift- ſteller, der Recenſent und der Leſer, ja ſelbſt die *) Niſchmath Chajim, Maamar oder Theil 2, Kap. 24; Sepher Gilgulim; Sepher Chaſidim.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/229
Zitationshilfe: Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/229>, abgerufen am 27.11.2024.