weges zu dem Himmelstürmenden Geschlechte der Giganten, oder zu jenem der Babylonier, welche nach der Erzählung unserer Rabbinen gesegneten Andenkens, auf ihrem Thurm gen Himmel steigen und den lieben Gott mit Äxten todt schlagen wollten. Auch bekenne ich mich nicht zu der Zahl der Gläubigen der schweizeri- schen Kantone Waadt und Genf, und der from- men Konventikel in Berlin, Potsdam und Leip- zig, die da lehren, man müße sich nicht durch eine gute rechtliche Handlungsweise des Him- melreichs würdig zu machen suchen, sondern es durch viele Sünden und Bosheiten, und durch den festen Glauben an das stellvertretende Ver- dienst des großen Gekreuzigten erstürmen. Der Himmel, nach dem ich ringe und den ich mir zu erhalten strebe, ist der Himmel in mei- nem Herzen. Durch das Glauben ist sicherlich mehr Unheil in der Welt geschehen, als durch das Nichtglauben, und ich bin überzeugt, daß der allliebende Vater, der über uns waltet, sich
weges zu dem Himmelſtuͤrmenden Geſchlechte der Giganten, oder zu jenem der Babylonier, welche nach der Erzaͤhlung unſerer Rabbinen geſegneten Andenkens, auf ihrem Thurm gen Himmel ſteigen und den lieben Gott mit Äxten todt ſchlagen wollten. Auch bekenne ich mich nicht zu der Zahl der Glaͤubigen der ſchweizeri- ſchen Kantone Waadt und Genf, und der from- men Konventikel in Berlin, Potsdam und Leip- zig, die da lehren, man muͤße ſich nicht durch eine gute rechtliche Handlungsweiſe des Him- melreichs wuͤrdig zu machen ſuchen, ſondern es durch viele Suͤnden und Bosheiten, und durch den feſten Glauben an das ſtellvertretende Ver- dienſt des großen Gekreuzigten erſtuͤrmen. Der Himmel, nach dem ich ringe und den ich mir zu erhalten ſtrebe, iſt der Himmel in mei- nem Herzen. Durch das Glauben iſt ſicherlich mehr Unheil in der Welt geſchehen, als durch das Nichtglauben, und ich bin uͤberzeugt, daß der allliebende Vater, der uͤber uns waltet, ſich
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[II/0020]
weges zu dem Himmelſtuͤrmenden Geſchlechte
der Giganten, oder zu jenem der Babylonier,
welche nach der Erzaͤhlung unſerer Rabbinen
geſegneten Andenkens, auf ihrem Thurm gen
Himmel ſteigen und den lieben Gott mit Äxten
todt ſchlagen wollten. Auch bekenne ich mich
nicht zu der Zahl der Glaͤubigen der ſchweizeri-
ſchen Kantone Waadt und Genf, und der from-
men Konventikel in Berlin, Potsdam und Leip-
zig, die da lehren, man muͤße ſich nicht durch
eine gute rechtliche Handlungsweiſe des Him-
melreichs wuͤrdig zu machen ſuchen, ſondern es
durch viele Suͤnden und Bosheiten, und durch
den feſten Glauben an das ſtellvertretende Ver-
dienſt des großen Gekreuzigten erſtuͤrmen.
Der Himmel, nach dem ich ringe und den ich
mir zu erhalten ſtrebe, iſt der Himmel in mei-
nem Herzen. Durch das Glauben iſt ſicherlich
mehr Unheil in der Welt geſchehen, als durch
das Nichtglauben, und ich bin uͤberzeugt, daß
der allliebende Vater, der uͤber uns waltet, ſich
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. II. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/20>, abgerufen am 24.11.2024.
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