höchste Weisheit bescherte. Als Sammael (der Ober- ste der bösen Engel) gleichfalls kam, und Adams Herrlichkeit erblickte, verdroß es ihn, und besonders ärgerte es ihn, daß die dienstbaren Engel dem Menschen bei seinem Hochzeitschmause aufwarteten. Was that er? Er nahm eine Schlange, welche die Gestalt eines Kameels hatte, ritt auf derselben nach dem Paradiese, und verführte den Menschen."
Nach dem Buche Othioth des Rabbi Akkiva hatte Gott dem Adam nicht zehn, sondern gar zwölf Hochzeithimmel von lauter Edelsteinen gebauet, die Eva selbst frisirt, und sie in Gegenwart aller sei- ner Engel mit dem Adam im Paradiese getrauet. Der heilige hochgelobte Gott lud sie darauf beide zur Tafel, die mit den köstlichsten Leckerbissen be- setzt war. Auch hatte er ihnen Tische aus Edel- steinen gemacht, von denen jeder hundert Ellen lang und sechzig Ellen breit war. Die herrlichsten Speisen wurden aufgetragen; die dienstbaren Engel brieten dem Adam Fleisch, kühlten ihm den Wein, und gehorchten allen seinen Befehlen. Als aber die Schlange sahe, wie große Ehre Gott den Men- schen erzeigte, ward sie neidisch, und beschloß, sie zum Bösen zu verführen.
Unter der Schlange wird der Sammael, der Oberste der Teufel, verstanden. Dieser war vor dem Sündenfall des Menschen einer der Seraphi- nen und hatte sechs Flügel. Als er aber die Men- schen verführt hatte, ließ Gott sie alle drei vor
I. Bändchen. 13
hoͤchſte Weisheit beſcherte. Als Sammael (der Ober- ſte der boͤſen Engel) gleichfalls kam, und Adams Herrlichkeit erblickte, verdroß es ihn, und beſonders aͤrgerte es ihn, daß die dienſtbaren Engel dem Menſchen bei ſeinem Hochzeitſchmauſe aufwarteten. Was that er? Er nahm eine Schlange, welche die Geſtalt eines Kameels hatte, ritt auf derſelben nach dem Paradieſe, und verfuͤhrte den Menſchen.«
Nach dem Buche Othioth des Rabbi Akkiva hatte Gott dem Adam nicht zehn, ſondern gar zwoͤlf Hochzeithimmel von lauter Edelſteinen gebauet, die Eva ſelbſt friſirt, und ſie in Gegenwart aller ſei- ner Engel mit dem Adam im Paradieſe getrauet. Der heilige hochgelobte Gott lud ſie darauf beide zur Tafel, die mit den koͤſtlichſten Leckerbiſſen be- ſetzt war. Auch hatte er ihnen Tiſche aus Edel- ſteinen gemacht, von denen jeder hundert Ellen lang und ſechzig Ellen breit war. Die herrlichſten Speiſen wurden aufgetragen; die dienſtbaren Engel brieten dem Adam Fleiſch, kuͤhlten ihm den Wein, und gehorchten allen ſeinen Befehlen. Als aber die Schlange ſahe, wie große Ehre Gott den Men- ſchen erzeigte, ward ſie neidiſch, und beſchloß, ſie zum Boͤſen zu verfuͤhren.
Unter der Schlange wird der Sammael, der Oberſte der Teufel, verſtanden. Dieſer war vor dem Suͤndenfall des Menſchen einer der Seraphi- nen und hatte ſechs Fluͤgel. Als er aber die Men- ſchen verfuͤhrt hatte, ließ Gott ſie alle drei vor
I. Baͤndchen. 13
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0147"n="113"/>
hoͤchſte Weisheit beſcherte. Als Sammael (der Ober-<lb/>ſte der boͤſen Engel) gleichfalls kam, und Adams<lb/>
Herrlichkeit erblickte, verdroß es ihn, und beſonders<lb/>
aͤrgerte es ihn, daß die dienſtbaren Engel dem<lb/>
Menſchen bei ſeinem Hochzeitſchmauſe aufwarteten.<lb/>
Was that er? Er nahm eine Schlange, welche die<lb/>
Geſtalt eines Kameels hatte, ritt auf derſelben nach<lb/>
dem Paradieſe, und verfuͤhrte den Menſchen.«</p><lb/><p>Nach dem Buche Othioth des Rabbi Akkiva<lb/>
hatte Gott dem Adam nicht zehn, ſondern gar zwoͤlf<lb/>
Hochzeithimmel von lauter Edelſteinen gebauet, die<lb/>
Eva ſelbſt friſirt, und ſie in Gegenwart aller ſei-<lb/>
ner Engel mit dem Adam im Paradieſe getrauet.<lb/>
Der heilige hochgelobte Gott lud ſie darauf beide<lb/>
zur Tafel, die mit den koͤſtlichſten Leckerbiſſen be-<lb/>ſetzt war. Auch hatte er ihnen Tiſche aus Edel-<lb/>ſteinen gemacht, von denen jeder hundert Ellen<lb/>
lang und ſechzig Ellen breit war. Die herrlichſten<lb/>
Speiſen wurden aufgetragen; die dienſtbaren Engel<lb/>
brieten dem Adam Fleiſch, kuͤhlten ihm den Wein,<lb/>
und gehorchten allen ſeinen Befehlen. Als aber<lb/>
die Schlange ſahe, wie große Ehre Gott den Men-<lb/>ſchen erzeigte, ward ſie neidiſch, und beſchloß, ſie<lb/>
zum Boͤſen zu verfuͤhren.</p><lb/><p>Unter der Schlange wird der Sammael, der<lb/>
Oberſte der Teufel, verſtanden. Dieſer war vor<lb/>
dem Suͤndenfall des Menſchen einer der Seraphi-<lb/>
nen und hatte ſechs Fluͤgel. Als er aber die Men-<lb/>ſchen verfuͤhrt hatte, ließ Gott ſie alle drei vor<lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#aq">I.</hi> Baͤndchen. 13</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[113/0147]
hoͤchſte Weisheit beſcherte. Als Sammael (der Ober-
ſte der boͤſen Engel) gleichfalls kam, und Adams
Herrlichkeit erblickte, verdroß es ihn, und beſonders
aͤrgerte es ihn, daß die dienſtbaren Engel dem
Menſchen bei ſeinem Hochzeitſchmauſe aufwarteten.
Was that er? Er nahm eine Schlange, welche die
Geſtalt eines Kameels hatte, ritt auf derſelben nach
dem Paradieſe, und verfuͤhrte den Menſchen.«
Nach dem Buche Othioth des Rabbi Akkiva
hatte Gott dem Adam nicht zehn, ſondern gar zwoͤlf
Hochzeithimmel von lauter Edelſteinen gebauet, die
Eva ſelbſt friſirt, und ſie in Gegenwart aller ſei-
ner Engel mit dem Adam im Paradieſe getrauet.
Der heilige hochgelobte Gott lud ſie darauf beide
zur Tafel, die mit den koͤſtlichſten Leckerbiſſen be-
ſetzt war. Auch hatte er ihnen Tiſche aus Edel-
ſteinen gemacht, von denen jeder hundert Ellen
lang und ſechzig Ellen breit war. Die herrlichſten
Speiſen wurden aufgetragen; die dienſtbaren Engel
brieten dem Adam Fleiſch, kuͤhlten ihm den Wein,
und gehorchten allen ſeinen Befehlen. Als aber
die Schlange ſahe, wie große Ehre Gott den Men-
ſchen erzeigte, ward ſie neidiſch, und beſchloß, ſie
zum Boͤſen zu verfuͤhren.
Unter der Schlange wird der Sammael, der
Oberſte der Teufel, verſtanden. Dieſer war vor
dem Suͤndenfall des Menſchen einer der Seraphi-
nen und hatte ſechs Fluͤgel. Als er aber die Men-
ſchen verfuͤhrt hatte, ließ Gott ſie alle drei vor
I. Baͤndchen. 13
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/147>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.