zu Moses Zeiten schon war; eifersüchtig, rachgie- rig, ein Feind aller übrigen Menschen mit Aus- schluß seiner hebräischen Lieblinge. Er hält strenge auf ein orientalisches Etikette, und wenn man ihm jetzt auch nicht mehr, wie vormals Hekatomben opfern kann, so sucht man dies durch Büßungen, Fasten und eine Menge anderer Possen zu ersetzen.
Die in den ersten Kapiteln des ersten Buchs Moses enthaltenen Volkssagen von der Erschaffung der Welt und vom Sündenfall geben uns den klar- sten Begriff von den ursprünglichen religiösen Jdeen der Juden. Gott erscheint ganz als ein Mensch. Gott verrichtet sein Tagewerk und sieht am Abende nach, ob ihm alles gelungen und gut sey. Am sie- benten Tage ruht er sich aus von der mühsamen Arbeit. Er hat alles sehr schön und vollkommen geschaffen; da kömmt plötzlich die listige Schlange und macht einen boshaften Strich durch die Rech- nung. Sie verführt das naschhafte Weib zum Es- sen der verbotenen Frucht, und Eva, um nicht allein eine Sünderin zu seyn, verleitet den theuern Gemahl, gleichfalls den Apfel zu kosten. Da der allwissende Gott dies voraussehen konnte, so muß man freilich sich wundern, daß er seinen geliebten Menschen jenes Gebot gab, für dessen Uebertretung jetzt viele Millionen ihrer Nachkommen im höllischen Schwefelpfuhl ewige Qual leiden müssen. Nach dem Sündenfall, und als es am Abend kühl gewor-
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zu Moſes Zeiten ſchon war; eiferſuͤchtig, rachgie- rig, ein Feind aller uͤbrigen Menſchen mit Aus- ſchluß ſeiner hebraͤiſchen Lieblinge. Er haͤlt ſtrenge auf ein orientaliſches Etikette, und wenn man ihm jetzt auch nicht mehr, wie vormals Hekatomben opfern kann, ſo ſucht man dies durch Buͤßungen, Faſten und eine Menge anderer Poſſen zu erſetzen.
Die in den erſten Kapiteln des erſten Buchs Moſes enthaltenen Volksſagen von der Erſchaffung der Welt und vom Suͤndenfall geben uns den klar- ſten Begriff von den urſpruͤnglichen religioͤſen Jdeen der Juden. Gott erſcheint ganz als ein Menſch. Gott verrichtet ſein Tagewerk und ſieht am Abende nach, ob ihm alles gelungen und gut ſey. Am ſie- benten Tage ruht er ſich aus von der muͤhſamen Arbeit. Er hat alles ſehr ſchoͤn und vollkommen geſchaffen; da koͤmmt ploͤtzlich die liſtige Schlange und macht einen boshaften Strich durch die Rech- nung. Sie verfuͤhrt das naſchhafte Weib zum Eſ- ſen der verbotenen Frucht, und Eva, um nicht allein eine Suͤnderin zu ſeyn, verleitet den theuern Gemahl, gleichfalls den Apfel zu koſten. Da der allwiſſende Gott dies vorausſehen konnte, ſo muß man freilich ſich wundern, daß er ſeinen geliebten Menſchen jenes Gebot gab, fuͤr deſſen Uebertretung jetzt viele Millionen ihrer Nachkommen im hoͤlliſchen Schwefelpfuhl ewige Qual leiden muͤſſen. Nach dem Suͤndenfall, und als es am Abend kuͤhl gewor-
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zu Moſes Zeiten ſchon war; eiferſuͤchtig, rachgie-
rig, ein Feind aller uͤbrigen Menſchen mit Aus-
ſchluß ſeiner hebraͤiſchen Lieblinge. Er haͤlt ſtrenge
auf ein orientaliſches Etikette, und wenn man ihm
jetzt auch nicht mehr, wie vormals Hekatomben
opfern kann, ſo ſucht man dies durch Buͤßungen,
Faſten und eine Menge anderer Poſſen zu erſetzen.
Die in den erſten Kapiteln des erſten Buchs
Moſes enthaltenen Volksſagen von der Erſchaffung
der Welt und vom Suͤndenfall geben uns den klar-
ſten Begriff von den urſpruͤnglichen religioͤſen Jdeen
der Juden. Gott erſcheint ganz als ein Menſch.
Gott verrichtet ſein Tagewerk und ſieht am Abende
nach, ob ihm alles gelungen und gut ſey. Am ſie-
benten Tage ruht er ſich aus von der muͤhſamen
Arbeit. Er hat alles ſehr ſchoͤn und vollkommen
geſchaffen; da koͤmmt ploͤtzlich die liſtige Schlange
und macht einen boshaften Strich durch die Rech-
nung. Sie verfuͤhrt das naſchhafte Weib zum Eſ-
ſen der verbotenen Frucht, und Eva, um nicht
allein eine Suͤnderin zu ſeyn, verleitet den theuern
Gemahl, gleichfalls den Apfel zu koſten. Da der
allwiſſende Gott dies vorausſehen konnte, ſo muß
man freilich ſich wundern, daß er ſeinen geliebten
Menſchen jenes Gebot gab, fuͤr deſſen Uebertretung
jetzt viele Millionen ihrer Nachkommen im hoͤlliſchen
Schwefelpfuhl ewige Qual leiden muͤſſen. Nach
dem Suͤndenfall, und als es am Abend kuͤhl gewor-
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/141>, abgerufen am 24.11.2024.
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