viel als empfangen, und in diesem Sinn ver- steht man die, durch mündliche Ueberlieferung fort- gepflanzte Lehre, welche die Hebräer nach ihrer Behauptung von ihren Vorfahren, und diese un- mittelbar von Gott empfangen haben. Hiernach wird also die Thorah Schäbeal-peh (das münd- liche Gesetz) mit darunter begriffen.
Ferner nennt man Kabbala eine mystische jü- dische Philosophie, die theils zur Auslegung der Bibel dienen, theils eine Anleitung enthalten soll, wie man durch den Gebrauch der, in der heiligen Schrift enthaltenen göttlichen und andern Namen und Worte übernatürliche Dinge bewirken könne.
Die Kabbala wird eingetheilt in die theoreti- sche und die praktische. Die erstere zerfällt wieder in die buchstäbliche, künstliche oder symbo- lische und in die reelle, ungekünstelte oder philoso- phische.
Die buchstäbliche oder symbolische Kab- bala (Cabbala literalis s. symbolica) hat wieder- um drei Unterabtheilungen: a) die geometrische (von den Juden Gematria nach dem Griechischen Geometria genannt); b) die Kabbala Notari- kon, und c) die Temurah. Die philosophi- sche oder reelle Kabbala wird eingetheilt a) in Bereschith, welche das, was die Juden zur Physik rechnen, und b) in Mercavah, welche das, was bei ihnen für Metaphysik gilt, enthält.
Die beigefügte Tabelle wird den Lesern zum
viel als empfangen, und in dieſem Sinn ver- ſteht man die, durch muͤndliche Ueberlieferung fort- gepflanzte Lehre, welche die Hebraͤer nach ihrer Behauptung von ihren Vorfahren, und dieſe un- mittelbar von Gott empfangen haben. Hiernach wird alſo die Thorah Schaͤbeal-peh (das muͤnd- liche Geſetz) mit darunter begriffen.
Ferner nennt man Kabbala eine myſtiſche juͤ- diſche Philoſophie, die theils zur Auslegung der Bibel dienen, theils eine Anleitung enthalten ſoll, wie man durch den Gebrauch der, in der heiligen Schrift enthaltenen goͤttlichen und andern Namen und Worte uͤbernatuͤrliche Dinge bewirken koͤnne.
Die Kabbala wird eingetheilt in die theoreti- ſche und die praktiſche. Die erſtere zerfaͤllt wieder in die buchſtaͤbliche, kuͤnſtliche oder ſymbo- liſche und in die reelle, ungekuͤnſtelte oder philoſo- phiſche.
Die buchſtaͤbliche oder ſymboliſche Kab- bala (Cabbala literalis s. symbolica) hat wieder- um drei Unterabtheilungen: a) die geometriſche (von den Juden Gematria nach dem Griechiſchen Geometria genannt); b) die Kabbala Notari- kon, und c) die Temurah. Die philoſophi- ſche oder reelle Kabbala wird eingetheilt a) in Bereſchith, welche das, was die Juden zur Phyſik rechnen, und b) in Mercavah, welche das, was bei ihnen fuͤr Metaphyſik gilt, enthaͤlt.
Die beigefuͤgte Tabelle wird den Leſern zum
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viel als empfangen, und in dieſem Sinn ver-
ſteht man die, durch muͤndliche Ueberlieferung fort-
gepflanzte Lehre, welche die Hebraͤer nach ihrer
Behauptung von ihren Vorfahren, und dieſe un-
mittelbar von Gott empfangen haben. Hiernach
wird alſo die Thorah Schaͤbeal-peh (das muͤnd-
liche Geſetz) mit darunter begriffen.
Ferner nennt man Kabbala eine myſtiſche juͤ-
diſche Philoſophie, die theils zur Auslegung der
Bibel dienen, theils eine Anleitung enthalten ſoll,
wie man durch den Gebrauch der, in der heiligen
Schrift enthaltenen goͤttlichen und andern Namen
und Worte uͤbernatuͤrliche Dinge bewirken koͤnne.
Die Kabbala wird eingetheilt in die theoreti-
ſche und die praktiſche. Die erſtere zerfaͤllt
wieder in die buchſtaͤbliche, kuͤnſtliche oder ſymbo-
liſche und in die reelle, ungekuͤnſtelte oder philoſo-
phiſche.
Die buchſtaͤbliche oder ſymboliſche Kab-
bala (Cabbala literalis s. symbolica) hat wieder-
um drei Unterabtheilungen: a) die geometriſche
(von den Juden Gematria nach dem Griechiſchen
Geometria genannt); b) die Kabbala Notari-
kon, und c) die Temurah. Die philoſophi-
ſche oder reelle Kabbala wird eingetheilt a) in
Bereſchith, welche das, was die Juden zur
Phyſik rechnen, und b) in Mercavah, welche
das, was bei ihnen fuͤr Metaphyſik gilt, enthaͤlt.
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/107>, abgerufen am 16.02.2025.
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