nen keine Anleihe oder kein Wechselgeschäftchen machen wird und kann. Greift aber ein solcher knoblauchduftender Sohn Abrahams in seine Westen- oder Hosentasche und läßt mich einen recht hellen Silberton vernehmen, gleich spitze ich, wie Sie und Jhre Herren Vettern, meine Ohren, und rücke freundlich nickend meinen Hut. Wird der Silberton gar von einem gold- nen Wiederhall begleitet, dann, Hochwohlge- borner, dann ziehe ich höflich meinen Deckel herunter und meine Tritte verwandeln sich in Kratzfüße, meine Worte in Liebkosungen, meine finstere ernste Miene in ein schmeichlerisch- grin- sendes Lächeln. Läßt mich das Judenkind end- lich auch einen großen Chinesischen Bankzettel, eine Japanische Staatsobligation oder derglei- chen sehen; dann, ach dann, mein Verehrte- ster, gerathe ich vor Ehrfurcht und Entzücken ganz außer mir, deute mit Fingern auf den Beglückten, und rufe! Hic est! Dies ist ein
nen keine Anleihe oder kein Wechſelgeſchaͤftchen machen wird und kann. Greift aber ein ſolcher knoblauchduftender Sohn Abrahams in ſeine Weſten- oder Hoſentaſche und laͤßt mich einen recht hellen Silberton vernehmen, gleich ſpitze ich, wie Sie und Jhre Herren Vettern, meine Ohren, und ruͤcke freundlich nickend meinen Hut. Wird der Silberton gar von einem gold- nen Wiederhall begleitet, dann, Hochwohlge- borner, dann ziehe ich hoͤflich meinen Deckel herunter und meine Tritte verwandeln ſich in Kratzfuͤße, meine Worte in Liebkoſungen, meine finſtere ernſte Miene in ein ſchmeichleriſch- grin- ſendes Laͤcheln. Laͤßt mich das Judenkind end- lich auch einen großen Chineſiſchen Bankzettel, eine Japaniſche Staatsobligation oder derglei- chen ſehen; dann, ach dann, mein Verehrte- ſter, gerathe ich vor Ehrfurcht und Entzuͤcken ganz außer mir, deute mit Fingern auf den Begluͤckten, und rufe! Hic est! Dies iſt ein
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[0010]
nen keine Anleihe oder kein Wechſelgeſchaͤftchen
machen wird und kann. Greift aber ein ſolcher
knoblauchduftender Sohn Abrahams in ſeine
Weſten- oder Hoſentaſche und laͤßt mich einen
recht hellen Silberton vernehmen, gleich ſpitze
ich, wie Sie und Jhre Herren Vettern, meine
Ohren, und ruͤcke freundlich nickend meinen
Hut. Wird der Silberton gar von einem gold-
nen Wiederhall begleitet, dann, Hochwohlge-
borner, dann ziehe ich hoͤflich meinen Deckel
herunter und meine Tritte verwandeln ſich in
Kratzfuͤße, meine Worte in Liebkoſungen, meine
finſtere ernſte Miene in ein ſchmeichleriſch- grin-
ſendes Laͤcheln. Laͤßt mich das Judenkind end-
lich auch einen großen Chineſiſchen Bankzettel,
eine Japaniſche Staatsobligation oder derglei-
chen ſehen; dann, ach dann, mein Verehrte-
ſter, gerathe ich vor Ehrfurcht und Entzuͤcken
ganz außer mir, deute mit Fingern auf den
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/10>, abgerufen am 04.12.2024.
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