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Humboldt, Alexander von: Ueber den neusten Zustand des Freistaats von Centro-Amerika oder Guatemala. In: Herta, Bd. 6 (1826), S. 131-161.

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des Freistaats Guatemala.
Vulkane wissen, bekannt gemacht hat. Jch verfolge die Reihe
von SO. nach NW. wie sie Arago im Annuaire du Bureau
des Longitudes 1824
, nach den von mir mitgetheilten Ma-
terialien aufgeführt hat. Ueberall, wo meine Nachrichten mit
den Karten, und wo diese unter sich im Widerspruch sind,
gebe ich diese Abweichungen genau an, damit künftige Reisende diese
geographische Zweifel erst lösen mögen. Viele Vulkane führen
mehre Namen zugleich, die den Bergen eigenthümlichen, sind nach Ver-
schiedenheit der indischen Jdiome verschieden, und von Namen
nahe gelegener Orte entlehnt. So heißen in Neu-Spanien der
Popocatepetl und Iztacci hunte, bald Volcanes de Puebla,
bald Volcanes de Mexico, und zwei Berge können aus Mißver-
ständniß in sechs verwandelt werden. Eine andere Quelle des
Jrrthums ist, daß in Amerika der Name Volcan nicht blos
Bergen beigelegt wird, deren Ausbrüche über alle historische Zeiten
hinausreichen, sondern auch Trachyt-Massen, die gewiß nie gespien
haben, die nicht durch permanente Oeffnungen mit dem Jnnern
der Erde zusammenhängen. Am südlichsten steht der Volcan de
Barua
(Br. 8° 50'), im Jnnern des Landes sieben Seemeilen in
NO. von Golfo dulce; in engländischen Karten wird er Volcan
de Varu
genannt, und, wie ich glaube, mit Unrecht, weit östlicher
(unter 84° 52' westl. par. Länge und 8° 25° Breite) in die
Provinz Veragua verlegt. Diesem Volcan de Barua folgt der
Volcan de Papagayo (Br. 10° 10'), nicht auf dem Vorgebirge
von Santa Catalina, sondern 5 Seemeilen nördlicher, kaum
4000 Toisen von der Küste entfernt.

Vom Volcan de Papagayo östlich liegen drei alte feuerspeiende
Berge, dem südlichen Ufer des Sees von Nicaragua nahe: der
Volcan de Orosi zwischen Rio Zabales und Rio Terluga, der
Volcan de Tenorio und der Volcan del Rincon de la Vieja,
(der letzte in Br. 10° 57' und nur 1° 35' westlich von dem
Ausfluß des Rio San Juan in das antillische Meer). Die Exi-
stenz des großen Krater-Sees von Nicaragua scheint mit dieser
sonderbar östlichen Lage des Volcan de la Vieja in Causal-Ver-
bindung zu stehen.

Nördlich von der Stadt Nicaragua auf der Landzunge zwi-
schen dem See und der Meeresküste zwischen 10° 30' und 12°
30' Breite herrscht noch einige Ungewißheit in der Synonimie der


des Freiſtaats Guatemala.
Vulkane wiſſen, bekannt gemacht hat. Jch verfolge die Reihe
von SO. nach NW. wie ſie Arago im Annuaire du Bureau
des Longitudes 1824
, nach den von mir mitgetheilten Ma-
terialien aufgefuͤhrt hat. Ueberall, wo meine Nachrichten mit
den Karten, und wo dieſe unter ſich im Widerſpruch ſind,
gebe ich dieſe Abweichungen genau an, damit kuͤnftige Reiſende dieſe
geographiſche Zweifel erſt loͤſen moͤgen. Viele Vulkane fuͤhren
mehre Namen zugleich, die den Bergen eigenthuͤmlichen, ſind nach Ver-
ſchiedenheit der indiſchen Jdiome verſchieden, und von Namen
nahe gelegener Orte entlehnt. So heißen in Neu-Spanien der
Popocatepetl und Iztacci hunté, bald Volcanes de Puebla,
bald Volcanes de Mexico, und zwei Berge koͤnnen aus Mißver-
ſtaͤndniß in ſechs verwandelt werden. Eine andere Quelle des
Jrrthums iſt, daß in Amerika der Name Volcan nicht blos
Bergen beigelegt wird, deren Ausbruͤche uͤber alle hiſtoriſche Zeiten
hinausreichen, ſondern auch Trachyt-Maſſen, die gewiß nie geſpien
haben, die nicht durch permanente Oeffnungen mit dem Jnnern
der Erde zuſammenhaͤngen. Am ſuͤdlichſten ſteht der Volcan de
Barua
(Br. 8° 50′), im Jnnern des Landes ſieben Seemeilen in
NO. von Golfo dulce; in englaͤndiſchen Karten wird er Volcan
de Varu
genannt, und, wie ich glaube, mit Unrecht, weit oͤſtlicher
(unter 84° 52′ weſtl. par. Laͤnge und 8° 25° Breite) in die
Provinz Veragua verlegt. Dieſem Volcan de Barua folgt der
Volcan de Papagayo (Br. 10° 10′), nicht auf dem Vorgebirge
von Santa Catalina, ſondern 5 Seemeilen noͤrdlicher, kaum
4000 Toiſen von der Kuͤſte entfernt.

Vom Volcan de Papagayo oͤſtlich liegen drei alte feuerſpeiende
Berge, dem ſuͤdlichen Ufer des Sees von Nicaragua nahe: der
Volcan de Oroſi zwiſchen Rio Zabales und Rio Terluga, der
Volcan de Tenorio und der Volcan del Rincon de la Vieja,
(der letzte in Br. 10° 57′ und nur 1° 35′ weſtlich von dem
Ausfluß des Rio San Juan in das antilliſche Meer). Die Exi-
ſtenz des großen Krater-Sees von Nicaragua ſcheint mit dieſer
ſonderbar oͤſtlichen Lage des Volcan de la Vieja in Cauſal-Ver-
bindung zu ſtehen.

Noͤrdlich von der Stadt Nicaragua auf der Landzunge zwi-
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[139/0011] des Freiſtaats Guatemala. Vulkane wiſſen, bekannt gemacht hat. Jch verfolge die Reihe von SO. nach NW. wie ſie Arago im Annuaire du Bureau des Longitudes 1824, nach den von mir mitgetheilten Ma- terialien aufgefuͤhrt hat. Ueberall, wo meine Nachrichten mit den Karten, und wo dieſe unter ſich im Widerſpruch ſind, gebe ich dieſe Abweichungen genau an, damit kuͤnftige Reiſende dieſe geographiſche Zweifel erſt loͤſen moͤgen. Viele Vulkane fuͤhren mehre Namen zugleich, die den Bergen eigenthuͤmlichen, ſind nach Ver- ſchiedenheit der indiſchen Jdiome verſchieden, und von Namen nahe gelegener Orte entlehnt. So heißen in Neu-Spanien der Popocatepetl und Iztacci hunté, bald Volcanes de Puebla, bald Volcanes de Mexico, und zwei Berge koͤnnen aus Mißver- ſtaͤndniß in ſechs verwandelt werden. Eine andere Quelle des Jrrthums iſt, daß in Amerika der Name Volcan nicht blos Bergen beigelegt wird, deren Ausbruͤche uͤber alle hiſtoriſche Zeiten hinausreichen, ſondern auch Trachyt-Maſſen, die gewiß nie geſpien haben, die nicht durch permanente Oeffnungen mit dem Jnnern der Erde zuſammenhaͤngen. Am ſuͤdlichſten ſteht der Volcan de Barua (Br. 8° 50′), im Jnnern des Landes ſieben Seemeilen in NO. von Golfo dulce; in englaͤndiſchen Karten wird er Volcan de Varu genannt, und, wie ich glaube, mit Unrecht, weit oͤſtlicher (unter 84° 52′ weſtl. par. Laͤnge und 8° 25° Breite) in die Provinz Veragua verlegt. Dieſem Volcan de Barua folgt der Volcan de Papagayo (Br. 10° 10′), nicht auf dem Vorgebirge von Santa Catalina, ſondern 5 Seemeilen noͤrdlicher, kaum 4000 Toiſen von der Kuͤſte entfernt. Vom Volcan de Papagayo oͤſtlich liegen drei alte feuerſpeiende Berge, dem ſuͤdlichen Ufer des Sees von Nicaragua nahe: der Volcan de Oroſi zwiſchen Rio Zabales und Rio Terluga, der Volcan de Tenorio und der Volcan del Rincon de la Vieja, (der letzte in Br. 10° 57′ und nur 1° 35′ weſtlich von dem Ausfluß des Rio San Juan in das antilliſche Meer). Die Exi- ſtenz des großen Krater-Sees von Nicaragua ſcheint mit dieſer ſonderbar oͤſtlichen Lage des Volcan de la Vieja in Cauſal-Ver- bindung zu ſtehen. Noͤrdlich von der Stadt Nicaragua auf der Landzunge zwi- ſchen dem See und der Meereskuͤſte zwiſchen 10° 30′ und 12° 30′ Breite herrſcht noch einige Ungewißheit in der Synonimie der

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Ueber den neusten Zustand des Freistaats von Centro-Amerika oder Guatemala. In: Herta, Bd. 6 (1826), S. 131-161, hier S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_zustand_1826/11>, abgerufen am 28.03.2024.