Humboldt, Alexander von: An Hrn Delambre in Paris. Lima, d[en] 25[.] November 1802; An Hrn[.] Prof. Willdenow in Berlin. Mexiko, den 29[.] April 1803. In: Neue Berlinische Monatschrift, Bd. 10 (1803), S. 241-272.Oktober 1803. die Reichthümer sehr vermehrt, welche wir inder Provinz Quito, bei Loxa, am Amazonen- flusse, und in der Kordillere von Peru, antra- fen. Wir haben viele von Josef Jussieuw) be- obachtete Pflanzen wieder gefunden: z.B. die der Quillaja verwandte Lloguex) und andere. Wir haben eine neue hübsche Art der Jussiea, verschiedne Arten von Colletia, mehrere Passi- flora, und den Loranthus als 60 Fuß hohen Baum angetroffeny). Vorzüglich sind wir sehr reich an Palmen und Gräsern, worüber mein w) Der Großvater des jetzt lebenden Gelehrten dieses Namens in Paris. Er begleitete la Condamine 1735 als Botaniker nach Peru x) Von der Gattung Llogue ist hier noch we- nig oder nichts bekannt. Die Quillaja ist eine Baumart deren Rinde seifenartig fein, und auch von den Eingebornen statt der Seife be- nutzt werden soll. y) Die Loranthus-Arten sind sonst alle parasi-
tisch, d.h. sie finden sich auf andern Gewäch- sen, namentlich auf Bäumen. Ob dieser 60 Fuß hohe Loranthus es ebenfalls ist, muß man bis auf nähere Nachrichten dahin gestellet sein lassen. Unmöglich wäre es nicht, da in Süd- amerika mehrere Bäume auf andern Bäumen wachsen. Oktober 1803. die Reichthuͤmer ſehr vermehrt, welche wir inder Provinz Quito, bei Loxa, am Amazonen- fluſſe, und in der Kordillere von Peru, antra- fen. Wir haben viele von Joſef Juſſieuw) be- obachtete Pflanzen wieder gefunden: z.B. die der Quillaja verwandte Lloguex) und andere. Wir haben eine neue huͤbſche Art der Juſſiea, verschiedne Arten von Colletia, mehrere Paſſi- flora, und den Loranthus als 60 Fuß hohen Baum angetroffeny). Vorzuͤglich ſind wir ſehr reich an Palmen und Graͤſern, woruͤber mein w) Der Großvater des jetzt lebenden Gelehrten dieſes Namens in Paris. Er begleitete la Condamine 1735 als Botaniker nach Peru x) Von der Gattung Llogue iſt hier noch we- nig oder nichts bekannt. Die Quillaja iſt eine Baumart deren Rinde seifenartig fein, und auch von den Eingebornen ſtatt der Seife be- nutzt werden soll. y) Die Loranthus-Arten ſind ſonſt alle paraſi-
tiſch, d.h. ſie finden ſich auf andern Gewaͤch- ſen, namentlich auf Baͤumen. Ob dieſer 60 Fuß hohe Loranthus es ebenfalls iſt, muß man bis auf naͤhere Nachrichten dahin gestellet ſein laſſen. Unmoͤglich waͤre es nicht, da in Suͤd- amerika mehrere Baͤume auf andern Baͤumen wachſen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0026" n="264"/><fw type="header" place="top">Oktober 1803.</fw><lb/> die Reichthuͤmer ſehr vermehrt, welche wir in<lb/> der Provinz Quito, bei Loxa, am Amazonen-<lb/> fluſſe, und in der Kordillere von Peru, antra-<lb/> fen. Wir haben viele von Joſef Juſſieu<note place="foot" n="w)">Der Großvater des jetzt lebenden Gelehrten<lb/> dieſes Namens in Paris. Er begleitete la<lb/> Condamine 1735 als Botaniker nach Peru<lb/></note> be-<lb/> obachtete Pflanzen wieder gefunden: z.B. die<lb/> der Quillaja verwandte Llogue<note place="foot" n="x)">Von der Gattung <hi rendition="#fr">Llogue</hi> iſt hier noch we-<lb/> nig oder nichts bekannt. Die <hi rendition="#fr">Quillaja</hi> iſt eine<lb/> Baumart deren Rinde seifenartig fein, und<lb/> auch von den Eingebornen ſtatt der Seife be-<lb/> nutzt werden soll.<lb/></note> und andere.<lb/> Wir haben eine neue huͤbſche Art der Juſſiea,<lb/> verschiedne Arten von Colletia, mehrere Paſſi-<lb/> flora, und den Loranthus als 60 Fuß hohen Baum<lb/> angetroffen<note place="foot" n="y)">Die Loranthus-Arten ſind ſonſt alle paraſi-<lb/> tiſch, d.h. ſie finden ſich auf andern Gewaͤch-<lb/> ſen, namentlich auf Baͤumen. Ob dieſer 60<lb/> Fuß hohe Loranthus es ebenfalls iſt, muß man<lb/> bis auf naͤhere Nachrichten dahin gestellet ſein<lb/> laſſen. Unmoͤglich waͤre es nicht, da in Suͤd-<lb/> amerika mehrere Baͤume auf andern Baͤumen<lb/> wachſen.<lb/></note>. Vorzuͤglich ſind wir ſehr reich<lb/> an Palmen und Graͤſern, woruͤber mein<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [264/0026]
Oktober 1803.
die Reichthuͤmer ſehr vermehrt, welche wir in
der Provinz Quito, bei Loxa, am Amazonen-
fluſſe, und in der Kordillere von Peru, antra-
fen. Wir haben viele von Joſef Juſſieu w) be-
obachtete Pflanzen wieder gefunden: z.B. die
der Quillaja verwandte Llogue x) und andere.
Wir haben eine neue huͤbſche Art der Juſſiea,
verschiedne Arten von Colletia, mehrere Paſſi-
flora, und den Loranthus als 60 Fuß hohen Baum
angetroffen y). Vorzuͤglich ſind wir ſehr reich
an Palmen und Graͤſern, woruͤber mein
w) Der Großvater des jetzt lebenden Gelehrten
dieſes Namens in Paris. Er begleitete la
Condamine 1735 als Botaniker nach Peru
x) Von der Gattung Llogue iſt hier noch we-
nig oder nichts bekannt. Die Quillaja iſt eine
Baumart deren Rinde seifenartig fein, und
auch von den Eingebornen ſtatt der Seife be-
nutzt werden soll.
y) Die Loranthus-Arten ſind ſonſt alle paraſi-
tiſch, d.h. ſie finden ſich auf andern Gewaͤch-
ſen, namentlich auf Baͤumen. Ob dieſer 60
Fuß hohe Loranthus es ebenfalls iſt, muß man
bis auf naͤhere Nachrichten dahin gestellet ſein
laſſen. Unmoͤglich waͤre es nicht, da in Suͤd-
amerika mehrere Baͤume auf andern Baͤumen
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Zitationshilfe: | Humboldt, Alexander von: An Hrn Delambre in Paris. Lima, d[en] 25[.] November 1802; An Hrn[.] Prof. Willdenow in Berlin. Mexiko, den 29[.] April 1803. In: Neue Berlinische Monatschrift, Bd. 10 (1803), S. 241-272, hier S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_willdenow_1803/26>, abgerufen am 08.07.2024. |