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Humboldt, Alexander von: [Mitteilung über den früheren Goldbergbau in Westindien]. In: Archiv für Mineralogie, Geognosie, Bergbau und Hüttenkunde, Bd. 17 (1843), S. 641-647.

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die andere das Gold von der Erde zu trennen wüssten.
Sie bedienten sich dieser expeditiven Waschmethode, um
den Fremden zu zeigen, wo Gold in den Flüssen war.
(S. 25 und 339). Das Gold, sagt Anghiera, wird in Haiti
nicht da erzeugt, wo es sich jetzt findet. Es ist durch
Ueberschwemmung dahin gekommen: (Decas III. lib. 8.
p. 297)."

"Der erste Ursprung, sagt er, ist das Gebirge, wo die
Gänge, wie Bäume mit ihren Zweigen, aus dem Innern
der Erde aufsteigen. Er hatte also die richtige Ansicht,
dass die Goldalluvionen nichts mit dem Gestein zu thun
haben, welches dieselben zunächst umgiebt, dass sie viel-
mehr das zertrümmerte Ausgehende ferner goldführender
Gänge ist."

"Die Idee hydrostatischer Absonderung, der Anwen-
dung des Wassers bei Goldsänden, war, (durch die gold-
führenden Flüsse erregt) wohl bei Völkern des verschie-
denartigsten Culturzustandes zugleich entstanden. Die Al-
ten, besonders Strabo, beschreiben das Goldwaschen sorg-
fältig, ja in Spanien selbst, im Lande der Turdetanier.
Man bespült, sagt Strabo (Buch III. p. 146. Casaub), den
wasserlosen Goldsand mit herbeigeführtem Wasser und gräbt
desshalb Brunnen."

"In den Alpen führten die Salasser Kriege mit ihren
Nachbarn, um den Besitz des Flusses Durias, der ihnen zur
Gewinnung des (trocknen) Goldsandes nothwendig war.
(Strabo Buch IV. p. 204). Im ganzen Mittelalter waren
Goldwäschen im Gange, in Schlesien wie am Fichtel-
gebirge. Der Prozess des Waschens war den erobernden
Spaniern so bekannt, dass sie denselben würden gleich ein-
geführt haben, wenn sie nicht schon das Waschen des
Goldsandes als den Eingebornen Amerika's bekannt ge-
funden hätten."

"So gross war das Geschick und die Thätigkeit der
Spanier damals, dass, (wie der Historiker Mundoz gezeigt

die andere das Gold von der Erde zu trennen wüſsten.
Sie bedienten sich dieser expeditiven Waschmethode, um
den Fremden zu zeigen, wo Gold in den Flüssen war.
(S. 25 und 339). Das Gold, sagt Anghiera, wird in Haiti
nicht da erzeugt, wo es sich jetzt findet. Es ist durch
Ueberschwemmung dahin gekommen: (Decas III. lib. 8.
p. 297).”

„Der erste Ursprung, sagt er, ist das Gebirge, wo die
Gänge, wie Bäume mit ihren Zweigen, aus dem Innern
der Erde aufsteigen. Er hatte also die richtige Ansicht,
daſs die Goldalluvionen nichts mit dem Gestein zu thun
haben, welches dieselben zunächst umgiebt, daſs sie viel-
mehr das zertrümmerte Ausgehende ferner goldführender
Gänge ist.”

„Die Idee hydrostatischer Absonderung, der Anwen-
dung des Wassers bei Goldsänden, war, (durch die gold-
führenden Flüsse erregt) wohl bei Völkern des verschie-
denartigsten Culturzustandes zugleich entstanden. Die Al-
ten, besonders Strabo, beschreiben das Goldwaschen sorg-
fältig, ja in Spanien selbst, im Lande der Turdetanier.
Man bespült, sagt Strabo (Buch III. p. 146. Casaub), den
wasserlosen Goldsand mit herbeigeführtem Wasser und gräbt
deſshalb Brunnen.”

„In den Alpen führten die Salasser Kriege mit ihren
Nachbarn, um den Besitz des Flusses Durias, der ihnen zur
Gewinnung des (trocknen) Goldsandes nothwendig war.
(Strabo Buch IV. p. 204). Im ganzen Mittelalter waren
Goldwäschen im Gange, in Schlesien wie am Fichtel-
gebirge. Der Prozeſs des Waschens war den erobernden
Spaniern so bekannt, daſs sie denselben würden gleich ein-
geführt haben, wenn sie nicht schon das Waschen des
Goldsandes als den Eingebornen Amerika's bekannt ge-
funden hätten.”

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[645/0006] die andere das Gold von der Erde zu trennen wüſsten. Sie bedienten sich dieser expeditiven Waschmethode, um den Fremden zu zeigen, wo Gold in den Flüssen war. (S. 25 und 339). Das Gold, sagt Anghiera, wird in Haiti nicht da erzeugt, wo es sich jetzt findet. Es ist durch Ueberschwemmung dahin gekommen: (Decas III. lib. 8. p. 297).” „Der erste Ursprung, sagt er, ist das Gebirge, wo die Gänge, wie Bäume mit ihren Zweigen, aus dem Innern der Erde aufsteigen. Er hatte also die richtige Ansicht, daſs die Goldalluvionen nichts mit dem Gestein zu thun haben, welches dieselben zunächst umgiebt, daſs sie viel- mehr das zertrümmerte Ausgehende ferner goldführender Gänge ist.” „Die Idee hydrostatischer Absonderung, der Anwen- dung des Wassers bei Goldsänden, war, (durch die gold- führenden Flüsse erregt) wohl bei Völkern des verschie- denartigsten Culturzustandes zugleich entstanden. Die Al- ten, besonders Strabo, beschreiben das Goldwaschen sorg- fältig, ja in Spanien selbst, im Lande der Turdetanier. Man bespült, sagt Strabo (Buch III. p. 146. Casaub), den wasserlosen Goldsand mit herbeigeführtem Wasser und gräbt deſshalb Brunnen.” „In den Alpen führten die Salasser Kriege mit ihren Nachbarn, um den Besitz des Flusses Durias, der ihnen zur Gewinnung des (trocknen) Goldsandes nothwendig war. (Strabo Buch IV. p. 204). Im ganzen Mittelalter waren Goldwäschen im Gange, in Schlesien wie am Fichtel- gebirge. Der Prozeſs des Waschens war den erobernden Spaniern so bekannt, daſs sie denselben würden gleich ein- geführt haben, wenn sie nicht schon das Waschen des Goldsandes als den Eingebornen Amerika's bekannt ge- funden hätten.” „So groſs war das Geschick und die Thätigkeit der Spanier damals, daſs, (wie der Historiker Muñoz gezeigt

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: [Mitteilung über den früheren Goldbergbau in Westindien]. In: Archiv für Mineralogie, Geognosie, Bergbau und Hüttenkunde, Bd. 17 (1843), S. 641-647, hier S. 645. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_westindien_1843/6>, abgerufen am 29.03.2024.