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Humboldt, Alexander von: [Mitteilung über den früheren Goldbergbau in Westindien]. In: Archiv für Mineralogie, Geognosie, Bergbau und Hüttenkunde, Bd. 17 (1843), S. 641-647.

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andern Welttheile im Allgemeinen, sowie auf Haiti insbe-
sondere, höchst interessante schriftliche Notizen mit der
Genehmigung mitzutheilen, dieselben im vorliegenden Auf-
satz benutzen zu dürfen.

"Ich glaube keinesweges, dass die Goldsande im All-
gemeinen trocken versiebt werden können. Nach dem was
ich in grossem Massstabe davon in der Andeskette (im
Cauca-Thale) und auf der für den Kaiser von Russland
übernommenen Reise nach dem Ural und Altai gesehen,
scheint es mir ganz unmöglich, auf solche Weise einen ir-
gend vortheilhaften Betrieb vorzurichten. Selbst da, wo
auf einem engen Raume, wie zu Alexandrowsk bei Miask
im südlichen Ural, Goldstücke von 13, 19 ja 22 preuss.
Pfunden in dem Schuttland wenige Zolle unter dem Rasen
gefunden worden sind, enthalten die umgebenden Gold-
sandschichten fast nur dem blossen Auge unsichtbare Gold-
lamellen; ja das Auffinden so grosser Goldstücke ist kei-
nesweges die Anzeige oder der Vorbote reichen Goldsan-
des. Ganz eben so ist es in den südlichen Theilen der
Vereinigten Staaten, deren Verhältnisse und Lagerung auf
Grünstein und Uebergangsthonschiefer ganz denen des Urals
gleichen."

"In dem Werke des berühmten Oviedo (Relacion
summaria de la Historia natural de las Indias) geschrieben
im Jahre 1526, haben wir den vollständigen Beweis, dass
das Gold in den Inseln und in der Tierra firma (in der
sogenannten Castilla de oro) eben so gewaschen wurde,
als es noch heute in Choco in der Sonora (Nord-Mexico),
am Ural und im Innern von Afrika geschieht. Oviedo
bekleidete viele Jahre die Stelle als Aufseher des Gold-
schmelzens; er liess selbst Goldwäschen betreiben, und be-
schreibt die Methode, deren die Eingebornen sich bedien-
ten, um das Gold zu erlangen. Er war schon 1513 in
der Insel Santo Domingo (Haiti), und kehrte 1535 wieder
dahin zurück. Das 84ste Kapitel seiner Schrift beschreibt

andern Welttheile im Allgemeinen, sowie auf Haiti insbe-
sondere, höchst interessante schriftliche Notizen mit der
Genehmigung mitzutheilen, dieselben im vorliegenden Auf-
satz benutzen zu dürfen.

„Ich glaube keinesweges, daſs die Goldsande im All-
gemeinen trocken versiebt werden können. Nach dem was
ich in groſsem Maſsstabe davon in der Andeskette (im
Cauca-Thale) und auf der für den Kaiser von Ruſsland
übernommenen Reise nach dem Ural und Altai gesehen,
scheint es mir ganz unmöglich, auf solche Weise einen ir-
gend vortheilhaften Betrieb vorzurichten. Selbst da, wo
auf einem engen Raume, wie zu Alexandrowsk bei Miask
im südlichen Ural, Goldstücke von 13, 19 ja 22 preuſs.
Pfunden in dem Schuttland wenige Zolle unter dem Rasen
gefunden worden sind, enthalten die umgebenden Gold-
sandschichten fast nur dem bloſsen Auge unsichtbare Gold-
lamellen; ja das Auffinden so groſser Goldstücke ist kei-
nesweges die Anzeige oder der Vorbote reichen Goldsan-
des. Ganz eben so ist es in den südlichen Theilen der
Vereinigten Staaten, deren Verhältnisse und Lagerung auf
Grünstein und Uebergangsthonschiefer ganz denen des Urals
gleichen.”

„In dem Werke des berühmten Oviedo (Relacion
summaria de la Historia natural de las Indias) geschrieben
im Jahre 1526, haben wir den vollständigen Beweis, daſs
das Gold in den Inseln und in der Tierra firma (in der
sogenannten Castilla de oro) eben so gewaschen wurde,
als es noch heute in Choco in der Sonora (Nord-Mexico),
am Ural und im Innern von Afrika geschieht. Oviedo
bekleidete viele Jahre die Stelle als Aufseher des Gold-
schmelzens; er lieſs selbst Goldwäschen betreiben, und be-
schreibt die Methode, deren die Eingebornen sich bedien-
ten, um das Gold zu erlangen. Er war schon 1513 in
der Insel Santo Domingo (Haiti), und kehrte 1535 wieder
dahin zurück. Das 84ste Kapitel seiner Schrift beschreibt

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[642/0003] andern Welttheile im Allgemeinen, sowie auf Haiti insbe- sondere, höchst interessante schriftliche Notizen mit der Genehmigung mitzutheilen, dieselben im vorliegenden Auf- satz benutzen zu dürfen. „Ich glaube keinesweges, daſs die Goldsande im All- gemeinen trocken versiebt werden können. Nach dem was ich in groſsem Maſsstabe davon in der Andeskette (im Cauca-Thale) und auf der für den Kaiser von Ruſsland übernommenen Reise nach dem Ural und Altai gesehen, scheint es mir ganz unmöglich, auf solche Weise einen ir- gend vortheilhaften Betrieb vorzurichten. Selbst da, wo auf einem engen Raume, wie zu Alexandrowsk bei Miask im südlichen Ural, Goldstücke von 13, 19 ja 22 preuſs. Pfunden in dem Schuttland wenige Zolle unter dem Rasen gefunden worden sind, enthalten die umgebenden Gold- sandschichten fast nur dem bloſsen Auge unsichtbare Gold- lamellen; ja das Auffinden so groſser Goldstücke ist kei- nesweges die Anzeige oder der Vorbote reichen Goldsan- des. Ganz eben so ist es in den südlichen Theilen der Vereinigten Staaten, deren Verhältnisse und Lagerung auf Grünstein und Uebergangsthonschiefer ganz denen des Urals gleichen.” „In dem Werke des berühmten Oviedo (Relacion summaria de la Historia natural de las Indias) geschrieben im Jahre 1526, haben wir den vollständigen Beweis, daſs das Gold in den Inseln und in der Tierra firma (in der sogenannten Castilla de oro) eben so gewaschen wurde, als es noch heute in Choco in der Sonora (Nord-Mexico), am Ural und im Innern von Afrika geschieht. Oviedo bekleidete viele Jahre die Stelle als Aufseher des Gold- schmelzens; er lieſs selbst Goldwäschen betreiben, und be- schreibt die Methode, deren die Eingebornen sich bedien- ten, um das Gold zu erlangen. Er war schon 1513 in der Insel Santo Domingo (Haiti), und kehrte 1535 wieder dahin zurück. Das 84ste Kapitel seiner Schrift beschreibt

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: [Mitteilung über den früheren Goldbergbau in Westindien]. In: Archiv für Mineralogie, Geognosie, Bergbau und Hüttenkunde, Bd. 17 (1843), S. 641-647, hier S. 642. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_westindien_1843/3>, abgerufen am 19.04.2024.