Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Humboldt, Alexander von: Vorwort. In: Humboldt, Wilhelm von: Über die Kawi-Sprache auf der Insel Java. Bd. 1. Berlin, 1836, S. [III]-X

Bild:
<< vorherige Seite

Dem Plane des Hingeschiedenen gemäss, wird ein Mexicanisch-
Lateinisches Wörterbuch, sammt einer Grammatik, das neue Un-
ternehmen beginnen.

Ich kann der, durch die Huld des Monarchen in neuerer
Zeit so bereicherten Königl. Bibliothek, in welcher die eben er-
wähnten Manuscripte zu öffentlichem Gebrauch niedergelegt sind,
nicht gedenken, ohne nicht zugleich, wie aus einer Vermächtniss-
Schuld, dem als Sprach- und Geschichtsforscher gleich hochge-
achteten Oberbibliothekar, Herrn Geheimen Regierungsrath Wil-
ken
, den innigsten Dank für die zuvorkommende Güte zu zollen,
mit der er alles dargeboten hat, was der Ausarbeitung und Her-
ausgabe dieses Sprachwerkes förderlich sein konnte. Die leichte
und stete Benutzung einer öffentlichen Sammlung wurde durch
die geringe Entfernung des freundlichen Landsitzes begünstigt, wo
der Verewigte, einsam, in der Nähe eines Grabes, von dem
Hauche alter Kunst umweht, seinen ernsten Studien, grossen Erin-
nerungen an eine vielbewegte Zeit, und einer Familie lebte, an der
er, bis zur Todesstunde, mit weichem, liebendem Herzen hing.

"Es ist," nach dem Ausspruch Eines der Edelsten unseres
Zeitalters(*), "ein gewöhnliches Vorurtheil, den Werth des Men-
"schen nach dem Stoffe zu schätzen, mit dem er sich beschäf-
"tigt, nicht nach der Art, wie er ihn bearbeitet." Wo aber

(*) Schiller in den philos. Briefen. (Werke. XI. 336.)
2

Dem Plane des Hingeschiedenen gemäſs, wird ein Mexicanisch-
Lateinisches Wörterbuch, sammt einer Grammatik, das neue Un-
ternehmen beginnen.

Ich kann der, durch die Huld des Monarchen in neuerer
Zeit so bereicherten Königl. Bibliothek, in welcher die eben er-
wähnten Manuscripte zu öffentlichem Gebrauch niedergelegt sind,
nicht gedenken, ohne nicht zugleich, wie aus einer Vermächtniſs-
Schuld, dem als Sprach- und Geschichtsforscher gleich hochge-
achteten Oberbibliothekar, Herrn Geheimen Regierungsrath Wil-
ken
, den innigsten Dank für die zuvorkommende Güte zu zollen,
mit der er alles dargeboten hat, was der Ausarbeitung und Her-
ausgabe dieses Sprachwerkes förderlich sein konnte. Die leichte
und stete Benutzung einer öffentlichen Sammlung wurde durch
die geringe Entfernung des freundlichen Landsitzes begünstigt, wo
der Verewigte, einsam, in der Nähe eines Grabes, von dem
Hauche alter Kunst umweht, seinen ernsten Studien, groſsen Erin-
nerungen an eine vielbewegte Zeit, und einer Familie lebte, an der
er, bis zur Todesstunde, mit weichem, liebendem Herzen hing.

„Es ist,“ nach dem Ausspruch Eines der Edelsten unseres
Zeitalters(*), „ein gewöhnliches Vorurtheil, den Werth des Men-
„schen nach dem Stoffe zu schätzen, mit dem er sich beschäf-
„tigt, nicht nach der Art, wie er ihn bearbeitet.“ Wo aber

(*) Schiller in den philos. Briefen. (Werke. XI. 336.)
2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0007" n="IX"/>
Dem Plane des Hingeschiedenen gemä&#x017F;s, wird ein Mexicanisch-<lb/>
Lateinisches Wörterbuch, sammt einer Grammatik, das neue Un-<lb/>
ternehmen beginnen.</p><lb/>
        <p>Ich kann der, durch die Huld des Monarchen in neuerer<lb/>
Zeit so bereicherten Königl. Bibliothek, in welcher die eben er-<lb/>
wähnten Manuscripte zu öffentlichem Gebrauch niedergelegt sind,<lb/>
nicht gedenken, ohne nicht zugleich, wie aus einer Vermächtni&#x017F;s-<lb/>
Schuld, dem als Sprach- und Geschichtsforscher gleich hochge-<lb/>
achteten Oberbibliothekar, Herrn Geheimen Regierungsrath <hi rendition="#g">Wil-<lb/>
ken</hi>, den innigsten Dank für die zuvorkommende Güte zu zollen,<lb/>
mit der er alles dargeboten hat, was der Ausarbeitung und Her-<lb/>
ausgabe dieses Sprachwerkes förderlich sein konnte. Die leichte<lb/>
und stete Benutzung einer öffentlichen Sammlung wurde durch<lb/>
die geringe Entfernung des freundlichen Landsitzes begünstigt, wo<lb/>
der Verewigte, einsam, in der Nähe eines <hi rendition="#g">Grabes</hi>, von dem<lb/>
Hauche alter Kunst umweht, seinen ernsten Studien, gro&#x017F;sen Erin-<lb/>
nerungen an eine vielbewegte Zeit, und einer Familie lebte, an der<lb/>
er, bis zur Todesstunde, mit weichem, liebendem Herzen hing.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Es ist,&#x201C; nach dem Ausspruch Eines der Edelsten unseres<lb/>
Zeitalters<note place="foot" n="(*)">Schiller in den philos. Briefen. (Werke. XI. 336.)</note>, &#x201E;ein gewöhnliches Vorurtheil, den Werth des Men-<lb/>
&#x201E;schen nach dem <hi rendition="#g">Stoffe</hi> zu schätzen, mit dem er sich beschäf-<lb/>
&#x201E;tigt, nicht nach der <hi rendition="#g">Art</hi>, wie er ihn <hi rendition="#g">bearbeitet.</hi>&#x201C; Wo aber<lb/>
<fw type="sig" place="bottom"> 2 </fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[IX/0007] Dem Plane des Hingeschiedenen gemäſs, wird ein Mexicanisch- Lateinisches Wörterbuch, sammt einer Grammatik, das neue Un- ternehmen beginnen. Ich kann der, durch die Huld des Monarchen in neuerer Zeit so bereicherten Königl. Bibliothek, in welcher die eben er- wähnten Manuscripte zu öffentlichem Gebrauch niedergelegt sind, nicht gedenken, ohne nicht zugleich, wie aus einer Vermächtniſs- Schuld, dem als Sprach- und Geschichtsforscher gleich hochge- achteten Oberbibliothekar, Herrn Geheimen Regierungsrath Wil- ken, den innigsten Dank für die zuvorkommende Güte zu zollen, mit der er alles dargeboten hat, was der Ausarbeitung und Her- ausgabe dieses Sprachwerkes förderlich sein konnte. Die leichte und stete Benutzung einer öffentlichen Sammlung wurde durch die geringe Entfernung des freundlichen Landsitzes begünstigt, wo der Verewigte, einsam, in der Nähe eines Grabes, von dem Hauche alter Kunst umweht, seinen ernsten Studien, groſsen Erin- nerungen an eine vielbewegte Zeit, und einer Familie lebte, an der er, bis zur Todesstunde, mit weichem, liebendem Herzen hing. „Es ist,“ nach dem Ausspruch Eines der Edelsten unseres Zeitalters (*), „ein gewöhnliches Vorurtheil, den Werth des Men- „schen nach dem Stoffe zu schätzen, mit dem er sich beschäf- „tigt, nicht nach der Art, wie er ihn bearbeitet.“ Wo aber (*) Schiller in den philos. Briefen. (Werke. XI. 336.) 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Eine weitere Fassung dieses Textes finden Sie in der Ausgabe Sämtliche Schriften digital (2021 ff.) der Universität Bern.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_vorwort_1836
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_vorwort_1836/7
Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Vorwort. In: Humboldt, Wilhelm von: Über die Kawi-Sprache auf der Insel Java. Bd. 1. Berlin, 1836, S. [III]-X, S. IX. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_vorwort_1836/7>, abgerufen am 23.11.2024.