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Humboldt, Alexander von: Ueber die künftigen Verhältnisse von Europa und Amerika. In: Morgenblatt für gebildete Stände, Nr. 33 (1826), S. 129-130 und Nr. 34 (1826), S. 134-135.

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[Spaltenumbruch] scher Despotismus oder ein fremder Eroberer dieselbe ausübt:
der Despotismus ist allzeit von fortschreitender Verarmung
und Abnahme des öffentlichen Wohlstandes begleitet. Freye
und kräftige, dem Vortheile Aller entsprechende Staatsein-
richtungen wenden diese Gefahren ab; und die wachsende Ge-
sittung der Welt, die Konkurrenz von Arbeit und Tausch-
verkehr richten diejenigen Staaten nicht zu Grund, deren
Wohlstand aus natürlicher Quelle herfließt. Das gewerb-
fleißige und handeltreibende Europa wird von der im spa-
nischen Amerika sich entwickelnden neuen Ordnung der
Dinge Vortheil ziehen, wie ihm solcher hinwieder auch
durch vermehrten Verbrauch und Absatz aus Ereignissen
zufließen würde, welche in Griechenland, auf den Nord-
küsten Afrika's und in andern der Tyranney der Osmanen
unterworfenen Landschaften, der Barbarey ein Ziel setzen
möchten. Was den Wohlstand des alten Festlandes bedro-
ben kann, ist einzig nur die Verlängerung jener innern
Kämpfe, welche die Erzeugnisse hemmen und zugleich Zahl
und Bedürfnisse der Konsumenten vermindern. Jm spa-
nischen Amerika nähert sich nun dieser, sechs Jahre nach
meiner Abreise begonnene Kampf seinem Ende. Jn kur-
zer Zeit werden wir unabhängige Völkerschaften an beyden
Ufergestaden des atlantischen Weltmeeres erblicken, die bey
sehr abweichenden Regierungsformen, hinwieder durch die
Erinnerung an die gemeinsame Herkunft, durch die gleiche
Sprache und durch gleichartige Bedürfnisse, wie sie aus der
Gesittung überall hervorgehen, [...]vereinbart erscheinen.
Durch die unermeßlichen Fortschritte, welche die Kunst
des Seefahrers gemacht hat, sind, möchte man sagen,
die Wasserbecken der Meere verengert worden. Der at-
lantische Ocean stellt sich uns in Gestalt eines schmalen
Kanales dar, welcher die europäischen Handelsstaaten von
der neuen Welt nicht weiter entfernt, als in der Kind-
heit der Schifffahrtskunde das Wasserbecken vom Mittel-
meere die Griechen des Peloponnes von den Bewohnern
Joniens, Siciliens, Cyrenea's entfernt hielt.



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[Spaltenumbruch] ſcher Deſpotismus oder ein fremder Eroberer dieſelbe ausübt:
der Deſpotismus iſt allzeit von fortſchreitender Verarmung
und Abnahme des öffentlichen Wohlſtandes begleitet. Freye
und kräftige, dem Vortheile Aller entſprechende Staatsein-
richtungen wenden dieſe Gefahren ab; und die wachſende Ge-
ſittung der Welt, die Konkurrenz von Arbeit und Tauſch-
verkehr richten diejenigen Staaten nicht zu Grund, deren
Wohlſtand aus natürlicher Quelle herfließt. Das gewerb-
fleißige und handeltreibende Europa wird von der im ſpa-
niſchen Amerika ſich entwickelnden neuen Ordnung der
Dinge Vortheil ziehen, wie ihm ſolcher hinwieder auch
durch vermehrten Verbrauch und Abſatz aus Ereigniſſen
zufließen würde, welche in Griechenland, auf den Nord-
küſten Afrika's und in andern der Tyranney der Osmanen
unterworfenen Landſchaften, der Barbarey ein Ziel ſetzen
möchten. Was den Wohlſtand des alten Feſtlandes bedro-
ben kann, iſt einzig nur die Verlängerung jener innern
Kämpfe, welche die Erzeugniſſe hemmen und zugleich Zahl
und Bedürfniſſe der Konſumenten vermindern. Jm ſpa-
niſchen Amerika nähert ſich nun dieſer, ſechs Jahre nach
meiner Abreiſe begonnene Kampf ſeinem Ende. Jn kur-
zer Zeit werden wir unabhängige Völkerſchaften an beyden
Ufergeſtaden des atlantiſchen Weltmeeres erblicken, die bey
ſehr abweichenden Regierungsformen, hinwieder durch die
Erinnerung an die gemeinſame Herkunft, durch die gleiche
Sprache und durch gleichartige Bedürfniſſe, wie ſie aus der
Geſittung überall hervorgehen, […]vereinbart erſcheinen.
Durch die unermeßlichen Fortſchritte, welche die Kunſt
des Seefahrers gemacht hat, ſind, möchte man ſagen,
die Waſſerbecken der Meere verengert worden. Der at-
lantiſche Ocean ſtellt ſich uns in Geſtalt eines ſchmalen
Kanales dar, welcher die europäiſchen Handelsſtaaten von
der neuen Welt nicht weiter entfernt, als in der Kind-
heit der Schifffahrtskunde das Waſſerbecken vom Mittel-
meere die Griechen des Peloponnes von den Bewohnern
Joniens, Siciliens, Cyrenea's entfernt hielt.



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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Ueber die künftigen Verhältnisse von Europa und Amerika. In: Morgenblatt für gebildete Stände, Nr. 33 (1826), S. 129-130 und Nr. 34 (1826), S. 134-135, hier S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_verhaeltnis_1826/4>, abgerufen am 24.11.2024.