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Humboldt, Alexander von: Neue Untersuchungen über die Gesetze, welche man in der Vertheilung der Pflanzenformen bemerkt. In: Isis, Bd. 5 (1821), Sp. 1033-1047.

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änderungen der Coefficienten nicht plötzlich, sondern nach
unveränderlichen Gesetzen geschehen. Es kann das tropi-
sche Verhältniß
der Malvaceen oder seyn, statt
; es ist aber nicht weniger gewiß, daß die Leguminosen,
Malvaceen gegen den Aequator, so wie die Juncaceen und
Ericineen gegen den Pol hin steigen. Die Quantität der
Veränderungen, die Raschheit des Steigens kann in Zwei-
fel gezogen werden, aber nicht dessen Richtung.

7. Bey Vergleichung der Coefficienten, die zu densel-
ben Familien unter verschiedenen Zonen gehören, lernt
man in der Raschheit des Steigens sehr bezeichnende Con-
traste kennen. Jm alten Continent verändern sich die Ver-
hältniße der Gramineen, der Leguminosen und der Eu-
phorbiaceen von der gemäßigten Zone zum Aequator hin
weniger als von der gemäßigten Zone zum Pole hin.

8. Die Gelehrten, welche jede Erscheinung gerne so
viel wie möglich absolut isolirt betrachten, die die mittleren
Temperaturen der Oerter, die Gesetze, welche man in den
Veränderungen des Erdmagnetismus bemerkt, die Verhält-
nisse zwischen Gebornen und Gestorbenen, für gewagte Hy-
pothesen, für schwankende theoretische Speculationen hal-
ten, werden vielleicht die in dieser Abhandlung angestell-
ten Untersuchungen für gering achten; hingegen diejenigen,
welche gerne die wechselseitige Verkettung der organisierten
Wesen anschauen, welche wissen, daß die numerischen Re-
sultate durch Accumulation und sorgfältiges Studium der
einzelnen Thatsachen sich berichtigen lassen, werden gewiß
eine Untersuchungs-Art günstig aufnehmen, welche Licht
bringt in die Oeconomie der Natur, über die zwischen den
Climaten und der Form der Geschöpfe bemerkte Verbin-
dung, über die Vertheilung der Pflanzen und der Thiere
in die verschiedenen Regionen unseres Planeten. Nur durch
numerische Untersuchung und durch Vergleichung der Gat-
tungen kann man sich eine richtige Jdee bilden von dem
Zustand der Vegetation in einem gegebenen Lande;
von dem allgemeinen Einfluß der Temperatur auf das Häu-
figseyn gewisser Formen am Aequator, unter der mittle-
ren Parallele und gegen den Polarkreiß; von den chara-
cteristischen Zügen, welche unter den Jsothermen-Zonen
die beyden Zusammenhäufungssysteme des alten und des
neuen Continents haben.

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aͤnderungen der Coefficienten nicht ploͤtzlich, ſondern nach
unveraͤnderlichen Geſetzen geſchehen. Es kann das tropi-
ſche Verhaͤltniß
der Malvaceen oder ſeyn, ſtatt
; es iſt aber nicht weniger gewiß, daß die Leguminoſen,
Malvaceen gegen den Aequator, ſo wie die Juncaceen und
Ericineen gegen den Pol hin ſteigen. Die Quantitaͤt der
Veraͤnderungen, die Raſchheit des Steigens kann in Zwei-
fel gezogen werden, aber nicht deſſen Richtung.

7. Bey Vergleichung der Coefficienten, die zu denſel-
ben Familien unter verſchiedenen Zonen gehoͤren, lernt
man in der Raſchheit des Steigens ſehr bezeichnende Con-
traſte kennen. Jm alten Continent veraͤndern ſich die Ver-
haͤltniße der Gramineen, der Leguminoſen und der Eu-
phorbiaceen von der gemaͤßigten Zone zum Aequator hin
weniger als von der gemaͤßigten Zone zum Pole hin.

8. Die Gelehrten, welche jede Erſcheinung gerne ſo
viel wie moͤglich abſolut iſolirt betrachten, die die mittleren
Temperaturen der Oerter, die Geſetze, welche man in den
Veraͤnderungen des Erdmagnetismus bemerkt, die Verhaͤlt-
niſſe zwiſchen Gebornen und Geſtorbenen, fuͤr gewagte Hy-
potheſen, fuͤr ſchwankende theoretiſche Speculationen hal-
ten, werden vielleicht die in dieſer Abhandlung angeſtell-
ten Unterſuchungen fuͤr gering achten; hingegen diejenigen,
welche gerne die wechſelſeitige Verkettung der organiſierten
Weſen anſchauen, welche wiſſen, daß die numeriſchen Re-
ſultate durch Accumulation und ſorgfaͤltiges Studium der
einzelnen Thatſachen ſich berichtigen laſſen, werden gewiß
eine Unterſuchungs-Art guͤnſtig aufnehmen, welche Licht
bringt in die Oeconomie der Natur, uͤber die zwiſchen den
Climaten und der Form der Geſchoͤpfe bemerkte Verbin-
dung, uͤber die Vertheilung der Pflanzen und der Thiere
in die verſchiedenen Regionen unſeres Planeten. Nur durch
numeriſche Unterſuchung und durch Vergleichung der Gat-
tungen kann man ſich eine richtige Jdee bilden von dem
Zuſtand der Vegetation in einem gegebenen Lande;
von dem allgemeinen Einfluß der Temperatur auf das Haͤu-
figſeyn gewiſſer Formen am Aequator, unter der mittle-
ren Parallele und gegen den Polarkreiß; von den chara-
cteriſtiſchen Zuͤgen, welche unter den Jſothermen-Zonen
die beyden Zuſammenhaͤufungsſyſteme des alten und des
neuen Continents haben.

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[0009] aͤnderungen der Coefficienten nicht ploͤtzlich, ſondern nach unveraͤnderlichen Geſetzen geſchehen. Es kann das tropi- ſche Verhaͤltniß der Malvaceen [FORMEL] oder [FORMEL] ſeyn, ſtatt [FORMEL]; es iſt aber nicht weniger gewiß, daß die Leguminoſen, Malvaceen gegen den Aequator, ſo wie die Juncaceen und Ericineen gegen den Pol hin ſteigen. Die Quantitaͤt der Veraͤnderungen, die Raſchheit des Steigens kann in Zwei- fel gezogen werden, aber nicht deſſen Richtung. 7. Bey Vergleichung der Coefficienten, die zu denſel- ben Familien unter verſchiedenen Zonen gehoͤren, lernt man in der Raſchheit des Steigens ſehr bezeichnende Con- traſte kennen. Jm alten Continent veraͤndern ſich die Ver- haͤltniße der Gramineen, der Leguminoſen und der Eu- phorbiaceen von der gemaͤßigten Zone zum Aequator hin weniger als von der gemaͤßigten Zone zum Pole hin. 8. Die Gelehrten, welche jede Erſcheinung gerne ſo viel wie moͤglich abſolut iſolirt betrachten, die die mittleren Temperaturen der Oerter, die Geſetze, welche man in den Veraͤnderungen des Erdmagnetismus bemerkt, die Verhaͤlt- niſſe zwiſchen Gebornen und Geſtorbenen, fuͤr gewagte Hy- potheſen, fuͤr ſchwankende theoretiſche Speculationen hal- ten, werden vielleicht die in dieſer Abhandlung angeſtell- ten Unterſuchungen fuͤr gering achten; hingegen diejenigen, welche gerne die wechſelſeitige Verkettung der organiſierten Weſen anſchauen, welche wiſſen, daß die numeriſchen Re- ſultate durch Accumulation und ſorgfaͤltiges Studium der einzelnen Thatſachen ſich berichtigen laſſen, werden gewiß eine Unterſuchungs-Art guͤnſtig aufnehmen, welche Licht bringt in die Oeconomie der Natur, uͤber die zwiſchen den Climaten und der Form der Geſchoͤpfe bemerkte Verbin- dung, uͤber die Vertheilung der Pflanzen und der Thiere in die verſchiedenen Regionen unſeres Planeten. Nur durch numeriſche Unterſuchung und durch Vergleichung der Gat- tungen kann man ſich eine richtige Jdee bilden von dem Zuſtand der Vegetation in einem gegebenen Lande; von dem allgemeinen Einfluß der Temperatur auf das Haͤu- figſeyn gewiſſer Formen am Aequator, unter der mittle- ren Parallele und gegen den Polarkreiß; von den chara- cteriſtiſchen Zuͤgen, welche unter den Jſothermen-Zonen die beyden Zuſammenhaͤufungsſyſteme des alten und des neuen Continents haben. __________ _________________________________________________________

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Neue Untersuchungen über die Gesetze, welche man in der Vertheilung der Pflanzenformen bemerkt. In: Isis, Bd. 5 (1821), Sp. 1033-1047, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_untersuchungen_1821/9>, abgerufen am 22.11.2024.