Humboldt, Alexander von: Skizze einer Geologischen Schilderung des südlichen Amerika. In: Allgemeine Geographische Ephemeriden. Bd. 9 (1802) St. 4, S. 310-329.Abhandlungen. zieht sich ein so wie sie dem Meerbusen von Mexi-co näher kommt am Cap von Vela, und läuft so- dann, zuerst von Süd-Süd-West gegen Nord-Nord- Ost streichend, von Westen nach Osten, bis zu dem Gebirge von Paria, oder vielmehr bis zu der Pun- ta de la Galera auf der Insel Trinidad. Ihre gröss- te Höhe hat sie da, wo sie den Nahmen der Sierra Nevada de S. Martha (Br. 10° 2') und der Sierra Nevada de Merida (Br. 8° 30") führt; die erstere ist bey 5000, die andere 5400 spanische Ellen, (Va- ras) oder 2350 Toisen hoch. Die Paramo de la Rosa und de Macuchi, so wie die Berge von Meri- da sind beständig mit Schnee bedeckt; aus ihren Seiten sprudelt kochendes Wasser (mit Wasserstoff- schwefel), und in der Höhe übertreffen sie den Pic von Teneriffa, und halten es vielleicht dem genauer gemessenen Montblanc gleich. Diese Kolossen und die heilige Martha stehen fast isolirt da, von wenig hohen Gebirgen umgeben. Bis zu dem West von S. Fe oder bis zur Sierra von Zuindiu sieht man keine beschneite Bergspitze, und die Sierra Nevada de Merida steht am Rande des Llano de Caracas, der keine 40 Toisen über der Meeresfläche erhaben ist. Der Montblanc, der die hohe Kette der Alpen schliesst, zeigt dasselbe Phänomen. Die Höhe der grössten Berge ist doch so unermesslich klein im Verhältniss zu der Masse der Erde, dass es scheinen möchte, als hätten sehr geringe örtliche Ursachen noch mehr Materie auf jedem Punkte anhäufen müssen. Der Theil der Küsten Cordillere, der west- lich des Maracaybo-Sees liegt, und an die Anden selbst anschliesst, hat grosse von Süden nach Nor- den streichende Thäler, als das Thal der Magda- lena,
Abhandlungen. zieht ſich ein ſo wie ſie dem Meerbuſen von Mexi-co näher kommt am Cap von Vela, und läuft ſo- dann, zuerſt von Süd-Süd-Weſt gegen Nord-Nord- Oſt ſtreichend, von Weſten nach Oſten, bis zu dem Gebirge von Paria, oder vielmehr bis zu der Pun- ta de la Galera auf der Inſel Trinidad. Ihre gröſs- te Höhe hat ſie da, wo ſie den Nahmen der Sierra Nevada de S. Martha (Br. 10° 2′) und der Sierra Nevada de Merida (Br. 8° 30″) führt; die erſtere iſt bey 5000, die andere 5400 ſpaniſche Ellen, (Va- ras) oder 2350 Toiſen hoch. Die Paramo de la Roſa und de Macuchi, ſo wie die Berge von Meri- da ſind beſtändig mit Schnee bedeckt; aus ihren Seiten ſprudelt kochendes Waſſer (mit Waſſerſtoff- ſchwefel), und in der Höhe übertreffen ſie den Pic von Teneriffa, und halten es vielleicht dem genauer gemeſſenen Montblanc gleich. Dieſe Koloſſen und die heilige Martha ſtehen faſt iſolirt da, von wenig hohen Gebirgen umgeben. Bis zu dem Weſt von S. Fé oder bis zur Sierra von Zuindiù ſieht man keine beſchneite Bergſpitze, und die Sierra Nevada de Merida ſteht am Rande des Llano de Caracas, der keine 40 Toiſen über der Meeresfläche erhaben iſt. Der Montblanc, der die hohe Kette der Alpen ſchlieſst, zeigt daſſelbe Phänomen. Die Höhe der gröſsten Berge iſt doch ſo unermeſslich klein im Verhältniſs zu der Maſſe der Erde, daſs es ſcheinen möchte, als hätten ſehr geringe örtliche Urſachen noch mehr Materie auf jedem Punkte anhäufen müſſen. Der Theil der Küſten Cordillere, der weſt- lich des Maracaybo-Sees liegt, und an die Anden ſelbſt anſchlieſst, hat groſse von Süden nach Nor- den ſtreichende Thäler, als das Thal der Magda- lena,
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Abhandlungen.
zieht ſich ein ſo wie ſie dem Meerbuſen von Mexi-
co näher kommt am Cap von Vela, und läuft ſo-
dann, zuerſt von Süd-Süd-Weſt gegen Nord-Nord-
Oſt ſtreichend, von Weſten nach Oſten, bis zu dem
Gebirge von Paria, oder vielmehr bis zu der Pun-
ta de la Galera auf der Inſel Trinidad. Ihre gröſs-
te Höhe hat ſie da, wo ſie den Nahmen der Sierra
Nevada de S. Martha (Br. 10° 2′) und der Sierra
Nevada de Merida (Br. 8° 30″) führt; die erſtere
iſt bey 5000, die andere 5400 ſpaniſche Ellen, (Va-
ras) oder 2350 Toiſen hoch. Die Paramo de la
Roſa und de Macuchi, ſo wie die Berge von Meri-
da ſind beſtändig mit Schnee bedeckt; aus ihren
Seiten ſprudelt kochendes Waſſer (mit Waſſerſtoff-
ſchwefel), und in der Höhe übertreffen ſie den Pic
von Teneriffa, und halten es vielleicht dem genauer
gemeſſenen Montblanc gleich. Dieſe Koloſſen und
die heilige Martha ſtehen faſt iſolirt da, von wenig
hohen Gebirgen umgeben. Bis zu dem Weſt von
S. Fé oder bis zur Sierra von Zuindiù ſieht man
keine beſchneite Bergſpitze, und die Sierra Nevada
de Merida ſteht am Rande des Llano de Caracas,
der keine 40 Toiſen über der Meeresfläche erhaben
iſt. Der Montblanc, der die hohe Kette der Alpen
ſchlieſst, zeigt daſſelbe Phänomen. Die Höhe der
gröſsten Berge iſt doch ſo unermeſslich klein im
Verhältniſs zu der Maſſe der Erde, daſs es ſcheinen
möchte, als hätten ſehr geringe örtliche Urſachen
noch mehr Materie auf jedem Punkte anhäufen
müſſen. Der Theil der Küſten Cordillere, der weſt-
lich des Maracaybo-Sees liegt, und an die Anden
ſelbſt anſchlieſst, hat groſse von Süden nach Nor-
den ſtreichende Thäler, als das Thal der Magda-
lena,
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