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Humboldt, Alexander von: Ueber die Schwankungen der Goldproduktion mit Rücksicht auf staatswirthschaftliche Probleme. In: Deutsche Vierteljahrs Schrift, Bd. 1, H. IV (1838), S. 1-40.

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Ueber die Schwankungen
Höhe des Wetterhorns und Pics von Teneriffa majestätisch erhebt. Die
Lager goldhaltigen Sandes zeigen sich an beiden Abhängen, besonders
aber an dem östlichen eines kleinen Gebirgsarmes, welchen der von
Osten gegen Westen streichende Altai in dem Meridian des Telezkischen
Sees gegen Norden aussendet, und der bis in den Parallel von Tomsk
reicht. "Auf den Karten," sagt mein Freund, Herr v. Helmersen,
"wird dieser waschgoldführende Gebirgsarm durch die Namen des
Abakanskischen, Kusnezkischen und Alatau-Gebirges bezeichnet. Sei-
ner Richtung, seiner innern Zusammensetzung* und seiner Form nach
hat er mit dem Ural die unverkennbarste Aehnlichkeit; es ist in
der That eine Wiederholung des Ural, nur in geringerer Länge.
Die Analogie geht so weit, daß auch hier der Ostabhang goldreich,
der Westabhang aber viel ärmer ist. Da gerade dieser Westabhang
der Krone zur Bearbeitung vorbehalten wurde, so haben bisher fast
nur die Privatunternehmer den Goldreichthum des Alatau (dieses
gegen Norden auslaufenden Zweiges des Altai) benutzt." Geo-
gnosten, welche mit meinen Untersuchungen über die Richtung der
Gebirgssysteme von Jnner-Asien und mit den geistreichen Ansichten
Elie de Beaumont's über Parallelismus und relative Altersfolge der
Gebirgsspalten und Ketten vertraut sind, kann die Wichtigkeit jener
Beobachtungen des Herrn von Helmersen nicht entgehen. Jch selbst
habe die nördliche Lagerstätte des altaischen (kusnezkischen) Goldsandes
nicht gesehen, da meine Reise von Tobolsk über Tara, durch die Bara-
binskische Steppe, nach dem westlichen und südlichen Altai und von
da nach dem chinesischen Grenzposten Chunimailächu (in der Pro-
vinz Jli, nördlich vom Saysan-See) gerichtet war.

Das altaische Waschgold ist etwas silberhaltiger als das Gold
des Ural. Die sibirischen Kaufleute, von dem kaiserlichen Bergdepar-
tement kräftig begünstigt, haben jetzt selbst Winterwäschen angelegt,
und die Bearbeitung dieses neuen Zweiges der asiatischen Jndustrie ist
um so merkwürdiger und erfreulicher, als die Arbeiter nur Freiwillige
sind und sehr gut bezahlt werden. Nach neueren Nachrichten, die ich
dem Herrn Finanzminister Grafen von Cancrin, verdanke, sind reiche
Sandlager, wie im Salairskischen Gebirgszuge, so auch am Flusse Bi-
riusa entdeckt worden, der die Gouvernements Jeniseisk und Jrkutsk

* Helmersen im Bull. de l'Acad. de St. Petersb. T. II. p. 107. Siehe
auch Erman, Reise um die Erde. Thl. II. S. 19-21.

Ueber die Schwankungen
Höhe des Wetterhorns und Pics von Teneriffa majeſtätiſch erhebt. Die
Lager goldhaltigen Sandes zeigen ſich an beiden Abhängen, beſonders
aber an dem öſtlichen eines kleinen Gebirgsarmes, welchen der von
Oſten gegen Weſten ſtreichende Altai in dem Meridian des Telezkiſchen
Sees gegen Norden ausſendet, und der bis in den Parallel von Tomsk
reicht. „Auf den Karten,“ ſagt mein Freund, Herr v. Helmerſen,
„wird dieſer waſchgoldführende Gebirgsarm durch die Namen des
Abakanskiſchen, Kusnezkiſchen und Alatau-Gebirges bezeichnet. Sei-
ner Richtung, ſeiner innern Zuſammenſetzung* und ſeiner Form nach
hat er mit dem Ural die unverkennbarſte Aehnlichkeit; es iſt in
der That eine Wiederholung des Ural, nur in geringerer Länge.
Die Analogie geht ſo weit, daß auch hier der Oſtabhang goldreich,
der Weſtabhang aber viel ärmer iſt. Da gerade dieſer Weſtabhang
der Krone zur Bearbeitung vorbehalten wurde, ſo haben bisher faſt
nur die Privatunternehmer den Goldreichthum des Alatau (dieſes
gegen Norden auslaufenden Zweiges des Altai) benutzt.“ Geo-
gnoſten, welche mit meinen Unterſuchungen über die Richtung der
Gebirgsſyſteme von Jnner-Aſien und mit den geiſtreichen Anſichten
Elie de Beaumont's über Parallelismus und relative Altersfolge der
Gebirgsſpalten und Ketten vertraut ſind, kann die Wichtigkeit jener
Beobachtungen des Herrn von Helmerſen nicht entgehen. Jch ſelbſt
habe die nördliche Lagerſtätte des altaiſchen (kusnezkiſchen) Goldſandes
nicht geſehen, da meine Reiſe von Tobolsk über Tara, durch die Bara-
binskiſche Steppe, nach dem weſtlichen und ſüdlichen Altai und von
da nach dem chineſiſchen Grenzpoſten Chunimailächu (in der Pro-
vinz Jli, nördlich vom Sayſan-See) gerichtet war.

Das altaiſche Waſchgold iſt etwas ſilberhaltiger als das Gold
des Ural. Die ſibiriſchen Kaufleute, von dem kaiſerlichen Bergdepar-
tement kräftig begünſtigt, haben jetzt ſelbſt Winterwäſchen angelegt,
und die Bearbeitung dieſes neuen Zweiges der aſiatiſchen Jnduſtrie iſt
um ſo merkwürdiger und erfreulicher, als die Arbeiter nur Freiwillige
ſind und ſehr gut bezahlt werden. Nach neueren Nachrichten, die ich
dem Herrn Finanzminiſter Grafen von Cancrin, verdanke, ſind reiche
Sandlager, wie im Salairskiſchen Gebirgszuge, ſo auch am Fluſſe Bi-
riuſa entdeckt worden, der die Gouvernements Jeniſeisk und Jrkutsk

* Helmerſen im Bull. de l'Acad. de St. Petersb. T. II. p. 107. Siehe
auch Erman, Reiſe um die Erde. Thl. II. S. 19–21.
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[24/0025] Ueber die Schwankungen Höhe des Wetterhorns und Pics von Teneriffa majeſtätiſch erhebt. Die Lager goldhaltigen Sandes zeigen ſich an beiden Abhängen, beſonders aber an dem öſtlichen eines kleinen Gebirgsarmes, welchen der von Oſten gegen Weſten ſtreichende Altai in dem Meridian des Telezkiſchen Sees gegen Norden ausſendet, und der bis in den Parallel von Tomsk reicht. „Auf den Karten,“ ſagt mein Freund, Herr v. Helmerſen, „wird dieſer waſchgoldführende Gebirgsarm durch die Namen des Abakanskiſchen, Kusnezkiſchen und Alatau-Gebirges bezeichnet. Sei- ner Richtung, ſeiner innern Zuſammenſetzung * und ſeiner Form nach hat er mit dem Ural die unverkennbarſte Aehnlichkeit; es iſt in der That eine Wiederholung des Ural, nur in geringerer Länge. Die Analogie geht ſo weit, daß auch hier der Oſtabhang goldreich, der Weſtabhang aber viel ärmer iſt. Da gerade dieſer Weſtabhang der Krone zur Bearbeitung vorbehalten wurde, ſo haben bisher faſt nur die Privatunternehmer den Goldreichthum des Alatau (dieſes gegen Norden auslaufenden Zweiges des Altai) benutzt.“ Geo- gnoſten, welche mit meinen Unterſuchungen über die Richtung der Gebirgsſyſteme von Jnner-Aſien und mit den geiſtreichen Anſichten Elie de Beaumont's über Parallelismus und relative Altersfolge der Gebirgsſpalten und Ketten vertraut ſind, kann die Wichtigkeit jener Beobachtungen des Herrn von Helmerſen nicht entgehen. Jch ſelbſt habe die nördliche Lagerſtätte des altaiſchen (kusnezkiſchen) Goldſandes nicht geſehen, da meine Reiſe von Tobolsk über Tara, durch die Bara- binskiſche Steppe, nach dem weſtlichen und ſüdlichen Altai und von da nach dem chineſiſchen Grenzpoſten Chunimailächu (in der Pro- vinz Jli, nördlich vom Sayſan-See) gerichtet war. Das altaiſche Waſchgold iſt etwas ſilberhaltiger als das Gold des Ural. Die ſibiriſchen Kaufleute, von dem kaiſerlichen Bergdepar- tement kräftig begünſtigt, haben jetzt ſelbſt Winterwäſchen angelegt, und die Bearbeitung dieſes neuen Zweiges der aſiatiſchen Jnduſtrie iſt um ſo merkwürdiger und erfreulicher, als die Arbeiter nur Freiwillige ſind und ſehr gut bezahlt werden. Nach neueren Nachrichten, die ich dem Herrn Finanzminiſter Grafen von Cancrin, verdanke, ſind reiche Sandlager, wie im Salairskiſchen Gebirgszuge, ſo auch am Fluſſe Bi- riuſa entdeckt worden, der die Gouvernements Jeniſeisk und Jrkutsk * Helmerſen im Bull. de l'Acad. de St. Petersb. T. II. p. 107. Siehe auch Erman, Reiſe um die Erde. Thl. II. S. 19–21.

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Ueber die Schwankungen der Goldproduktion mit Rücksicht auf staatswirthschaftliche Probleme. In: Deutsche Vierteljahrs Schrift, Bd. 1, H. IV (1838), S. 1-40, hier S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_schwankungen_1838/25>, abgerufen am 21.11.2024.