Humboldt, Alexander von: Ueber die Schwankungen der Goldproduktion mit Rücksicht auf staatswirthschaftliche Probleme. In: Deutsche Vierteljahrs Schrift, Bd. 1, H. IV (1838), S. 1-40.der Goldproduktion. als Brasilien in seiner blühendsten Epoche gegeben hat. KeinWunder daher, daß die früh besuchte spanische Halbinsel durch Phönizier und Carthager den Ruf eines westlichen El-Dorado's erlangte. Gewiß war an vielen Punkten, die jetzt nur schwache Spuren von Metallgehalt zeigen, die alte Erde einst, ihrer Oberfläche nahe, mit Schichten von Goldsand bedeckt, oder in festem, anstehenden Gesteine mit Trümmern von Golderzen durchzogen. Die lokale Wichtigkeit jener Bergwerke in Südeuropa ist nicht zu läugnen, aber in Vergleich mit Asien war ihre Goldausbeute doch nur gering zu nennen. Dieser letztere Welttheil blieb lange der Hauptquell des metallischen Reichthums, und die Richtung der Zuströmung des Goldes für Europa konnte nur als von Osten nach Westen bezeichnet werden. Aber Asien selbst, das heißt der durch Landreisen im Mittel- * Letronne, p. 105 und 123. ** Brief vom Monat Februar 1502 aus dem Archive des Herzogs von
Veraguas. Die dritte Reise, in welcher der südliche Continent von Amerika den 1. August 1498 entdeckt wurde (dreizehn Monate nach der Goldproduktion. als Braſilien in ſeiner blühendſten Epoche gegeben hat. KeinWunder daher, daß die früh beſuchte ſpaniſche Halbinſel durch Phönizier und Carthager den Ruf eines weſtlichen El-Dorado's erlangte. Gewiß war an vielen Punkten, die jetzt nur ſchwache Spuren von Metallgehalt zeigen, die alte Erde einſt, ihrer Oberfläche nahe, mit Schichten von Goldſand bedeckt, oder in feſtem, anſtehenden Geſteine mit Trümmern von Golderzen durchzogen. Die lokale Wichtigkeit jener Bergwerke in Südeuropa iſt nicht zu läugnen, aber in Vergleich mit Aſien war ihre Goldausbeute doch nur gering zu nennen. Dieſer letztere Welttheil blieb lange der Hauptquell des metalliſchen Reichthums, und die Richtung der Zuſtrömung des Goldes für Europa konnte nur als von Oſten nach Weſten bezeichnet werden. Aber Aſien ſelbſt, das heißt der durch Landreiſen im Mittel- * Letronne, p. 105 und 123. ** Brief vom Monat Februar 1502 aus dem Archive des Herzogs von
Veraguas. Die dritte Reiſe, in welcher der ſüdliche Continent von Amerika den 1. Auguſt 1498 entdeckt wurde (dreizehn Monate nach <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0010" n="9"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">der Goldproduktion.</hi></fw><lb/> als Braſilien in ſeiner blühendſten Epoche gegeben hat. Kein<lb/> Wunder daher, daß die früh beſuchte ſpaniſche Halbinſel durch<lb/> Phönizier und Carthager den Ruf eines weſtlichen El-Dorado's<lb/> erlangte. Gewiß war an vielen Punkten, die jetzt nur ſchwache Spuren<lb/> von Metallgehalt zeigen, die alte Erde einſt, ihrer Oberfläche nahe,<lb/> mit Schichten von Goldſand bedeckt, oder in feſtem, anſtehenden<lb/> Geſteine mit Trümmern von Golderzen durchzogen. Die lokale<lb/> Wichtigkeit jener Bergwerke in Südeuropa iſt nicht zu läugnen,<lb/> aber in Vergleich mit Aſien war ihre Goldausbeute doch nur gering<lb/> zu nennen. Dieſer letztere Welttheil blieb lange der Hauptquell<lb/> des metalliſchen Reichthums, und die Richtung der Zuſtrömung<lb/> des Goldes für Europa konnte nur als von Oſten nach Weſten<lb/> bezeichnet werden.</p><lb/> <p>Aber Aſien ſelbſt, das heißt der durch Landreiſen im Mittel-<lb/> alter verbreitete Ruf von den unermeßlichen Schätzen von Zipangu<lb/> (Japan) und von dem ſüdlichen Archipelagus, veranlaßte eine<lb/> plötzliche Veränderung in der Richtung<note place="foot" n="*"><hi rendition="#aq">Letronne, p</hi>. 105 und 123.</note> jenes Metallſtromes.<lb/> Amerika ward entdeckt, nicht weil Columbus, wie man ſo lange<lb/> fälſchlich geſagt, einen andern Continent ahnete, ſondern weil er<lb/> durch den Weſten einen kürzeren Weg nach dem goldreichen Zi-<lb/> pangu und den Gewürzländern im Südoſten von Aſien ſuchte.<lb/> „Der größte geographiſche Jrrthum (die Jdee der Nähe von Spa-<lb/> nien und Jndien) führte zu der größten geographiſchen Entdeckung.“<lb/> Chriſtoph Columbus und Amerigo Vespucci ſind beide in der<lb/> feſten Ueberzeugung geſtorben, Oſt-Aſien (das gangetiſche Jndien,<lb/> die Halbinſel, auf der Cattigara liegt) berührt zu haben. Um<lb/> den Ruhm der Entdeckung eines Neuen Continents konnte daher<lb/> zwiſchen beiden kein Streit entſtehen. Jn Cuba wollte Columbus<lb/> dem <hi rendition="#g">Gran Khan</hi> der Mongolen die Briefe ſeines Monarchen<lb/> abgeben. Er glaubt ſich in Mangi, dem ſüdlichen Theil von Cat-<lb/> han (China): er ſucht die von Marco-Polo beſchriebene <hi rendition="#g">Himmels-<lb/> ſtadt</hi> Quinſay, jetzt Hang-tſcheu-fu. „Die Jnſel Española<lb/> (Haiti), ſchreibt Columbus an den Papſt Alexander <hi rendition="#aq">VI</hi>.,<note xml:id="fn2" next="#fn2.1" place="foot" n="**">Brief vom Monat Februar 1502 aus dem Archive des Herzogs von<lb/> Veraguas. Die dritte Reiſe, in welcher der ſüdliche Continent von<lb/> Amerika den 1. Auguſt 1498 entdeckt wurde (dreizehn Monate nach</note> iſt Tarſis,</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [9/0010]
der Goldproduktion.
als Braſilien in ſeiner blühendſten Epoche gegeben hat. Kein
Wunder daher, daß die früh beſuchte ſpaniſche Halbinſel durch
Phönizier und Carthager den Ruf eines weſtlichen El-Dorado's
erlangte. Gewiß war an vielen Punkten, die jetzt nur ſchwache Spuren
von Metallgehalt zeigen, die alte Erde einſt, ihrer Oberfläche nahe,
mit Schichten von Goldſand bedeckt, oder in feſtem, anſtehenden
Geſteine mit Trümmern von Golderzen durchzogen. Die lokale
Wichtigkeit jener Bergwerke in Südeuropa iſt nicht zu läugnen,
aber in Vergleich mit Aſien war ihre Goldausbeute doch nur gering
zu nennen. Dieſer letztere Welttheil blieb lange der Hauptquell
des metalliſchen Reichthums, und die Richtung der Zuſtrömung
des Goldes für Europa konnte nur als von Oſten nach Weſten
bezeichnet werden.
Aber Aſien ſelbſt, das heißt der durch Landreiſen im Mittel-
alter verbreitete Ruf von den unermeßlichen Schätzen von Zipangu
(Japan) und von dem ſüdlichen Archipelagus, veranlaßte eine
plötzliche Veränderung in der Richtung * jenes Metallſtromes.
Amerika ward entdeckt, nicht weil Columbus, wie man ſo lange
fälſchlich geſagt, einen andern Continent ahnete, ſondern weil er
durch den Weſten einen kürzeren Weg nach dem goldreichen Zi-
pangu und den Gewürzländern im Südoſten von Aſien ſuchte.
„Der größte geographiſche Jrrthum (die Jdee der Nähe von Spa-
nien und Jndien) führte zu der größten geographiſchen Entdeckung.“
Chriſtoph Columbus und Amerigo Vespucci ſind beide in der
feſten Ueberzeugung geſtorben, Oſt-Aſien (das gangetiſche Jndien,
die Halbinſel, auf der Cattigara liegt) berührt zu haben. Um
den Ruhm der Entdeckung eines Neuen Continents konnte daher
zwiſchen beiden kein Streit entſtehen. Jn Cuba wollte Columbus
dem Gran Khan der Mongolen die Briefe ſeines Monarchen
abgeben. Er glaubt ſich in Mangi, dem ſüdlichen Theil von Cat-
han (China): er ſucht die von Marco-Polo beſchriebene Himmels-
ſtadt Quinſay, jetzt Hang-tſcheu-fu. „Die Jnſel Española
(Haiti), ſchreibt Columbus an den Papſt Alexander VI., ** iſt Tarſis,
* Letronne, p. 105 und 123.
** Brief vom Monat Februar 1502 aus dem Archive des Herzogs von
Veraguas. Die dritte Reiſe, in welcher der ſüdliche Continent von
Amerika den 1. Auguſt 1498 entdeckt wurde (dreizehn Monate nach
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