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Humboldt, Alexander von: Schichtung der Gebirgsarten am südlichen Abfall der Küstenkette von Venezuela gegen das grosse Becken der Ebenen (Llanos). Aus einem Briefe des Herrn Alexander v. Humboldt an Herrn Ewald. In: Zeitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft, Bd. 5 (1853), S. 18-20.

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die Küste bei dem Hafen Puerto Cabello Breite 10° 28' 22",
Länge 70° 37' 3" Nueva Valencia in den Valles de Ara-
gua
Breite 10° 9' 56", Höhe 234 Toisen; Villa de Cura
Breite 10° 2' 47", Höhe 266 Toisen; das Dorf San Juan
Breite 9° 55' 4", Höhe 194 Toisen.



In Betreff der vorliegenden, im Jahre 1800 ausgeführten, jedoch hier
zum ersten Male publicirten Profilzeichnung, in welcher die erste geo-
gnostische Kunde der Küstengebirge von Venezuela und die schon da-
mals vollkommen erkannte Struktur derselben sich vergegenwärtigt, mö-
gen aus den im obigen Briefe des Herrn v. Humboldt citirten Stellen
des Voyage aux regions equinoxiales folgende Daten, die sich auf die
Gesteine sowie auf die horizontalen und vertikalen Dimensionen jenes
Gebirges beziehen, angeführt werden:

Die Gneiss- und Glimmerschieferzone, welche den nördlichen Theil
des Küstengebirges von Venezuela einnimmt, hat vom Meere bis zu der
Villa de Cura eine Breite von zehn Stunden. Sie besteht da, wo das
Profil hindurchgelegt ist, nämlich unter 70° 5' westlicher Länge von
Paris, aus zwei Parallelketten, von denen die südliche ausschliesslich
von Gneiss und Glimmerschiefer gebildet wird, während in der nördli-
chen ausserdem auch noch Granit zu Tage tritt. Zwischen beiden Ket-
ten bilden die Hochebenen von Aragua ein Längenthal, in welchem
Nueva Valencia 234 und der See von Tacarigua 222 Toisen über dem
Meere liegen.

Der südliche Abfall des Küstengebirges, vom Plateau von Cura
(266 Toisen über dem Meere) bis zu den Llanos, hat noch eine Breite
von acht Stunden.

In diesem Theile des Profils ist es, wo jener Wechsel von grünen
Schiefern, Grünsteinen und Serpentinen eintritt, der immer bestimmter
sich als eine an den entferntesten Punkten der Erde wiederkehrende
Gesteins-Association zu erkennen giebt. Schwärzlichgrüne, kleinkörnige,
quarzfreie Grünsteine bilden in diesem Theile des Profils die Hauptmasse
der Gesteine; dunkelolivengrüne Serpentine von unebenem Bruche treten
untergeordnet dazwischen auf; die grünen Schiefer sind stellenweise aus-
gezeichnet talkig und enthalten Hornblende, jedoch weder Glimmer noch
Quarz. Südlich von Malpasso, wo der grüne Schiefer seine Hornblende
verliert, geht er in die blauschwarzen Schiefer von Piedras azules über.

Mitten aus diesem Wechsel von Gesteinen erheben sich wie Schloss-
ruinen die Kalkfelsen, welche die Morros von S. Juan bilden. Der Kalk
der Morros ist krystallinisch, theils sehr dicht, theils löcherig und von
grünlichgrauer Farbe; einzelne Glimmerblättchen sind darin eingemengt;
enthält Bänke eines dunkeln schiefrigen Gesteins, worin man eine
Annäherung an Uebergangsthonschiefer oder Kieselschiefer erkennt; er
bildet vielleicht ein untergeordnetes Lager innerhalb der aus grünen
Schiefern, Grünsteinen und Serpentinen bestehenden Gesteinsreihe und

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die Küste bei dem Hafen Puerto Cabello Breite 10° 28′ 22″,
Länge 70° 37′ 3″ Nueva Valencia in den Valles de Ara-
gua
Breite 10° 9′ 56″, Höhe 234 Toisen; Villa de Cura
Breite 10° 2′ 47″, Höhe 266 Toisen; das Dorf San Juan
Breite 9° 55′ 4″, Höhe 194 Toisen.



In Betreff der vorliegenden, im Jahre 1800 ausgeführten, jedoch hier
zum ersten Male publicirten Profilzeichnung, in welcher die erste geo-
gnostische Kunde der Küstengebirge von Venezuela und die schon da-
mals vollkommen erkannte Struktur derselben sich vergegenwärtigt, mö-
gen aus den im obigen Briefe des Herrn v. Humboldt citirten Stellen
des Voyage aux régions équinoxiales folgende Daten, die sich auf die
Gesteine sowie auf die horizontalen und vertikalen Dimensionen jenes
Gebirges beziehen, angeführt werden:

Die Gneiss- und Glimmerschieferzone, welche den nördlichen Theil
des Küstengebirges von Venezuela einnimmt, hat vom Meere bis zu der
Villa de Cura eine Breite von zehn Stunden. Sie besteht da, wo das
Profil hindurchgelegt ist, nämlich unter 70° 5′ westlicher Länge von
Paris, aus zwei Parallelketten, von denen die südliche ausschliesslich
von Gneiss und Glimmerschiefer gebildet wird, während in der nördli-
chen ausserdem auch noch Granit zu Tage tritt. Zwischen beiden Ket-
ten bilden die Hochebenen von Aragua ein Längenthal, in welchem
Nueva Valencia 234 und der See von Tacarigua 222 Toisen über dem
Meere liegen.

Der südliche Abfall des Küstengebirges, vom Plateau von Cura
(266 Toisen über dem Meere) bis zu den Llanos, hat noch eine Breite
von acht Stunden.

In diesem Theile des Profils ist es, wo jener Wechsel von grünen
Schiefern, Grünsteinen und Serpentinen eintritt, der immer bestimmter
sich als eine an den entferntesten Punkten der Erde wiederkehrende
Gesteins-Association zu erkennen giebt. Schwärzlichgrüne, kleinkörnige,
quarzfreie Grünsteine bilden in diesem Theile des Profils die Hauptmasse
der Gesteine; dunkelolivengrüne Serpentine von unebenem Bruche treten
untergeordnet dazwischen auf; die grünen Schiefer sind stellenweise aus-
gezeichnet talkig und enthalten Hornblende, jedoch weder Glimmer noch
Quarz. Südlich von Malpasso, wo der grüne Schiefer seine Hornblende
verliert, geht er in die blauschwarzen Schiefer von Piedras azules über.

Mitten aus diesem Wechsel von Gesteinen erheben sich wie Schloss-
ruinen die Kalkfelsen, welche die Morros von S. Juan bilden. Der Kalk
der Morros ist krystallinisch, theils sehr dicht, theils löcherig und von
grünlichgrauer Farbe; einzelne Glimmerblättchen sind darin eingemengt;
enthält Bänke eines dunkeln schiefrigen Gesteins, worin man eine
Annäherung an Uebergangsthonschiefer oder Kieselschiefer erkennt; er
bildet vielleicht ein untergeordnetes Lager innerhalb der aus grünen
Schiefern, Grünsteinen und Serpentinen bestehenden Gesteinsreihe und

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[19/0003] die Küste bei dem Hafen Puerto Cabello Breite 10° 28′ 22″, Länge 70° 37′ 3″ Nueva Valencia in den Valles de Ara- gua Breite 10° 9′ 56″, Höhe 234 Toisen; Villa de Cura Breite 10° 2′ 47″, Höhe 266 Toisen; das Dorf San Juan Breite 9° 55′ 4″, Höhe 194 Toisen. In Betreff der vorliegenden, im Jahre 1800 ausgeführten, jedoch hier zum ersten Male publicirten Profilzeichnung, in welcher die erste geo- gnostische Kunde der Küstengebirge von Venezuela und die schon da- mals vollkommen erkannte Struktur derselben sich vergegenwärtigt, mö- gen aus den im obigen Briefe des Herrn v. Humboldt citirten Stellen des Voyage aux régions équinoxiales folgende Daten, die sich auf die Gesteine sowie auf die horizontalen und vertikalen Dimensionen jenes Gebirges beziehen, angeführt werden: Die Gneiss- und Glimmerschieferzone, welche den nördlichen Theil des Küstengebirges von Venezuela einnimmt, hat vom Meere bis zu der Villa de Cura eine Breite von zehn Stunden. Sie besteht da, wo das Profil hindurchgelegt ist, nämlich unter 70° 5′ westlicher Länge von Paris, aus zwei Parallelketten, von denen die südliche ausschliesslich von Gneiss und Glimmerschiefer gebildet wird, während in der nördli- chen ausserdem auch noch Granit zu Tage tritt. Zwischen beiden Ket- ten bilden die Hochebenen von Aragua ein Längenthal, in welchem Nueva Valencia 234 und der See von Tacarigua 222 Toisen über dem Meere liegen. Der südliche Abfall des Küstengebirges, vom Plateau von Cura (266 Toisen über dem Meere) bis zu den Llanos, hat noch eine Breite von acht Stunden. In diesem Theile des Profils ist es, wo jener Wechsel von grünen Schiefern, Grünsteinen und Serpentinen eintritt, der immer bestimmter sich als eine an den entferntesten Punkten der Erde wiederkehrende Gesteins-Association zu erkennen giebt. Schwärzlichgrüne, kleinkörnige, quarzfreie Grünsteine bilden in diesem Theile des Profils die Hauptmasse der Gesteine; dunkelolivengrüne Serpentine von unebenem Bruche treten untergeordnet dazwischen auf; die grünen Schiefer sind stellenweise aus- gezeichnet talkig und enthalten Hornblende, jedoch weder Glimmer noch Quarz. Südlich von Malpasso, wo der grüne Schiefer seine Hornblende verliert, geht er in die blauschwarzen Schiefer von Piedras azules über. Mitten aus diesem Wechsel von Gesteinen erheben sich wie Schloss- ruinen die Kalkfelsen, welche die Morros von S. Juan bilden. Der Kalk der Morros ist krystallinisch, theils sehr dicht, theils löcherig und von grünlichgrauer Farbe; einzelne Glimmerblättchen sind darin eingemengt; enthält Bänke eines dunkeln schiefrigen Gesteins, worin man eine Annäherung an Uebergangsthonschiefer oder Kieselschiefer erkennt; er bildet vielleicht ein untergeordnetes Lager innerhalb der aus grünen Schiefern, Grünsteinen und Serpentinen bestehenden Gesteinsreihe und 2 *

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Schichtung der Gebirgsarten am südlichen Abfall der Küstenkette von Venezuela gegen das grosse Becken der Ebenen (Llanos). Aus einem Briefe des Herrn Alexander v. Humboldt an Herrn Ewald. In: Zeitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft, Bd. 5 (1853), S. 18-20, hier S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_schichtung_1853/3>, abgerufen am 21.11.2024.