Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Humboldt, Alexander von: Versuch über einige physikalische und chemische Grundsätze der Salzwerkskunde. In: Bergmännisches Journal, Bd. V.1 (1792), S. 1–45, S. 97–141.

Bild:
<< vorherige Seite

säure angestellt haben; die genaue Uibereinstim-
mung, welche sich zwischen der Gewichtszunahme
des verbrannten Körpers und der Gewichtsabnah-
me der ihn umgebenden Lebensluft findet; die
neuen Erfahrungen über die Verkalkung der Me-
talle, die Zersetzung des Wassers und andre
Thatsachen scheinen die antiphlogistische Lehre zu
einem hohen Grade empirischer Gewißheit zu er-
heben. Brennbare Körper sind daher solche,
welche bey der jetzigen Temperatur unserer At-
mosphäre mit dem Säurestoff (oxygene) noch
nicht gesättigt und daher der Zersetzung der Le-
bensluft (des Säurestoffgas) dieser Quelle von
Licht- und Wärmestoff fähig sind. Keine Na-
turkraft bringt dieselbe in so reicher Fülle hervor,
als die der vegetabilischen Organisation, welche
auf einem uns unbekannten Wege den Kohlen-
stoff*) aus der fixen Luft abscheidet.

So viel und vielleicht schon zu viel von der
allgemeinen Theorie des Feuers! Für den Tech-

niker
*) Wie dieser Kohlenstoff nach den sinnreichen für die
Technologie so wichtigen Versuchen der Hrn. Lowitz
(S. Crells chemische Annalen, 1788. B. 2 S. 38.
1790. B. 4. S. 390. 1791. B. 1. S. 494.
) auf die
Entfärbung der Pflanzensäfte wirkt, welche bisher nur
bey Anhäufung des Säurestoffs zu erfolgen schien, oder
ob andere Substanzen dabey im Spiele sind, wage ich
hier nicht zu entscheiden.
G 3

ſaͤure angeſtellt haben; die genaue Uibereinſtim-
mung, welche ſich zwiſchen der Gewichtszunahme
des verbrannten Koͤrpers und der Gewichtsabnah-
me der ihn umgebenden Lebensluft findet; die
neuen Erfahrungen uͤber die Verkalkung der Me-
talle, die Zerſetzung des Waſſers und andre
Thatſachen ſcheinen die antiphlogiſtiſche Lehre zu
einem hohen Grade empiriſcher Gewißheit zu er-
heben. Brennbare Koͤrper ſind daher ſolche,
welche bey der jetzigen Temperatur unſerer At-
mosphaͤre mit dem Saͤureſtoff (oxygene) noch
nicht geſaͤttigt und daher der Zerſetzung der Le-
bensluft (des Saͤureſtoffgas) dieſer Quelle von
Licht- und Waͤrmeſtoff faͤhig ſind. Keine Na-
turkraft bringt dieſelbe in ſo reicher Fuͤlle hervor,
als die der vegetabiliſchen Organiſation, welche
auf einem uns unbekannten Wege den Kohlen-
ſtoff*) aus der fixen Luft abſcheidet.

So viel und vielleicht ſchon zu viel von der
allgemeinen Theorie des Feuers! Fuͤr den Tech-

niker
*) Wie dieſer Kohlenſtoff nach den ſinnreichen fuͤr die
Technologie ſo wichtigen Verſuchen der Hrn. Lowitz
(S. Crells chemiſche Annalen, 1788. B. 2 S. 38.
1790. B. 4. S. 390. 1791. B. 1. S. 494.
) auf die
Entfaͤrbung der Pflanzenſaͤfte wirkt, welche bisher nur
bey Anhaͤufung des Saͤureſtoffs zu erfolgen ſchien, oder
ob andere Subſtanzen dabey im Spiele ſind, wage ich
hier nicht zu entſcheiden.
G 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="1">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <p><pb facs="#f0051" n="101"/>
&#x017F;a&#x0364;ure ange&#x017F;tellt haben; die genaue Uiberein&#x017F;tim-<lb/>
mung, welche &#x017F;ich zwi&#x017F;chen der Gewichtszunahme<lb/>
des verbrannten Ko&#x0364;rpers und der Gewichtsabnah-<lb/>
me der ihn umgebenden Lebensluft findet; die<lb/>
neuen Erfahrungen u&#x0364;ber die Verkalkung der Me-<lb/>
talle, die Zer&#x017F;etzung des Wa&#x017F;&#x017F;ers und andre<lb/>
That&#x017F;achen &#x017F;cheinen die antiphlogi&#x017F;ti&#x017F;che Lehre zu<lb/>
einem hohen Grade empiri&#x017F;cher Gewißheit zu er-<lb/>
heben. Brennbare Ko&#x0364;rper &#x017F;ind daher &#x017F;olche,<lb/>
welche bey der jetzigen Temperatur un&#x017F;erer At-<lb/>
mospha&#x0364;re mit dem Sa&#x0364;ure&#x017F;toff (<hi rendition="#aq">oxygene</hi>) noch<lb/>
nicht ge&#x017F;a&#x0364;ttigt und daher der Zer&#x017F;etzung der Le-<lb/>
bensluft (des Sa&#x0364;ure&#x017F;toffgas) die&#x017F;er Quelle von<lb/>
Licht- und Wa&#x0364;rme&#x017F;toff fa&#x0364;hig &#x017F;ind. Keine Na-<lb/>
turkraft bringt die&#x017F;elbe in &#x017F;o reicher Fu&#x0364;lle hervor,<lb/>
als die der vegetabili&#x017F;chen Organi&#x017F;ation, welche<lb/>
auf einem uns unbekannten Wege den Kohlen-<lb/>
&#x017F;toff<note place="foot" n="*)">Wie die&#x017F;er Kohlen&#x017F;toff nach den &#x017F;innreichen fu&#x0364;r die<lb/>
Technologie &#x017F;o <hi rendition="#fr">wichtigen</hi> Ver&#x017F;uchen der Hrn. <hi rendition="#fr">Lowitz</hi><lb/>
(S. <hi rendition="#fr">Crells chemi&#x017F;che Annalen, 1788. B. 2 S. 38.<lb/>
1790. B. 4. S. 390. 1791. B. 1. S. 494.</hi>) auf die<lb/>
Entfa&#x0364;rbung der Pflanzen&#x017F;a&#x0364;fte wirkt, welche bisher nur<lb/>
bey Anha&#x0364;ufung des Sa&#x0364;ure&#x017F;toffs zu erfolgen &#x017F;chien, oder<lb/>
ob andere Sub&#x017F;tanzen dabey im Spiele &#x017F;ind, wage ich<lb/>
hier nicht zu ent&#x017F;cheiden.</note> aus der fixen Luft ab&#x017F;cheidet.</p><lb/>
              <p>So viel und vielleicht &#x017F;chon zu viel von der<lb/>
allgemeinen Theorie des Feuers! Fu&#x0364;r den Tech-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">G 3</fw><fw place="bottom" type="catch">niker</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[101/0051] ſaͤure angeſtellt haben; die genaue Uibereinſtim- mung, welche ſich zwiſchen der Gewichtszunahme des verbrannten Koͤrpers und der Gewichtsabnah- me der ihn umgebenden Lebensluft findet; die neuen Erfahrungen uͤber die Verkalkung der Me- talle, die Zerſetzung des Waſſers und andre Thatſachen ſcheinen die antiphlogiſtiſche Lehre zu einem hohen Grade empiriſcher Gewißheit zu er- heben. Brennbare Koͤrper ſind daher ſolche, welche bey der jetzigen Temperatur unſerer At- mosphaͤre mit dem Saͤureſtoff (oxygene) noch nicht geſaͤttigt und daher der Zerſetzung der Le- bensluft (des Saͤureſtoffgas) dieſer Quelle von Licht- und Waͤrmeſtoff faͤhig ſind. Keine Na- turkraft bringt dieſelbe in ſo reicher Fuͤlle hervor, als die der vegetabiliſchen Organiſation, welche auf einem uns unbekannten Wege den Kohlen- ſtoff *) aus der fixen Luft abſcheidet. So viel und vielleicht ſchon zu viel von der allgemeinen Theorie des Feuers! Fuͤr den Tech- niker *) Wie dieſer Kohlenſtoff nach den ſinnreichen fuͤr die Technologie ſo wichtigen Verſuchen der Hrn. Lowitz (S. Crells chemiſche Annalen, 1788. B. 2 S. 38. 1790. B. 4. S. 390. 1791. B. 1. S. 494.) auf die Entfaͤrbung der Pflanzenſaͤfte wirkt, welche bisher nur bey Anhaͤufung des Saͤureſtoffs zu erfolgen ſchien, oder ob andere Subſtanzen dabey im Spiele ſind, wage ich hier nicht zu entſcheiden. G 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Eine weitere Fassung dieses Textes finden Sie in der Ausgabe Sämtliche Schriften digital (2021 ff.) der Universität Bern.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_salzwerkskunde_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_salzwerkskunde_1792/51
Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Versuch über einige physikalische und chemische Grundsätze der Salzwerkskunde. In: Bergmännisches Journal, Bd. V.1 (1792), S. 1–45, S. 97–141, hier S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_salzwerkskunde_1792/51>, abgerufen am 28.04.2024.