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Humboldt, Alexander von: Versuch über einige physikalische und chemische Grundsätze der Salzwerkskunde. In: Bergmännisches Journal, Bd. V.1 (1792), S. 1–45, S. 97–141.

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den Herren von Beust (1730) Waitz von Eschen
und Borlach verbesserten Gradirhäuser zu ver-
lassen. Er versuchte statt derselben die Son-
nengradirung, wie in Poitou und Pays
d'Aunis
, doch in bedachten hölzernen und mar-
mornen Bassins, einzuführen. Der Regen, wel-
cher in den nördlichen Gegenden unsers Vaterlan-
des jährlich herabfällt, beträgt etwa 22 Zoll, die
natürliche Verdünstung hingegen 48 Zoll. Für
eine 8monatliche Gradirzeit kann man diese, von
jener abgezogen, ohngefähr 22 Z. rechnen. (S.
Langsdorfs Anmerk. zu Haller. S. 168.)
Herr von Haller berechnete aus diesen und ähnli-
chen Erfahrungen die Vortheile der Sonnengra-
dirung, und schloß, daß dieselbe die Gradirung
auf Dornwänden sechsmal an Vortheil über-
treffe. Aber Hr. Langsdorf hat überaus scharf-
sinnig gezeigt, 1) daß in dieser Berechnung die
Lekwerks fünfmal zu lang angenommen, und 2)
daß eine Menge Rechnungsfehler (wie z. B.
168000 K. F. statt 18000 K. F. für den Jn-
halt der Bassins) eingeschlichen sind. Er fol-
gert daraus, daß nur in Gegenden, wo die Soole
sparsam, Feurung, Dornen und Beweg-
kräfte aber überaus kostbar sind, der hallersche
Plan ein vorzügliches Augenmerk verdiene.

Würden

den Herren von Beuſt (1730) Waitz von Eſchen
und Borlach verbeſſerten Gradirhaͤuſer zu ver-
laſſen. Er verſuchte ſtatt derſelben die Son-
nengradirung, wie in Poitou und Pays
d'Aunis
, doch in bedachten hoͤlzernen und mar-
mornen Baſſins, einzufuͤhren. Der Regen, wel-
cher in den noͤrdlichen Gegenden unſers Vaterlan-
des jaͤhrlich herabfaͤllt, betraͤgt etwa 22 Zoll, die
natuͤrliche Verduͤnſtung hingegen 48 Zoll. Fuͤr
eine 8monatliche Gradirzeit kann man dieſe, von
jener abgezogen, ohngefaͤhr 22 Z. rechnen. (S.
Langsdorfs Anmerk. zu Haller. S. 168.)
Herr von Haller berechnete aus dieſen und aͤhnli-
chen Erfahrungen die Vortheile der Sonnengra-
dirung, und ſchloß, daß dieſelbe die Gradirung
auf Dornwaͤnden ſechsmal an Vortheil uͤber-
treffe. Aber Hr. Langsdorf hat uͤberaus ſcharf-
ſinnig gezeigt, 1) daß in dieſer Berechnung die
Lekwerks fuͤnfmal zu lang angenommen, und 2)
daß eine Menge Rechnungsfehler (wie z. B.
168000 K. F. ſtatt 18000 K. F. fuͤr den Jn-
halt der Baſſins) eingeſchlichen ſind. Er fol-
gert daraus, daß nur in Gegenden, wo die Soole
ſparſam, Feurung, Dornen und Beweg-
kraͤfte aber uͤberaus koſtbar ſind, der hallerſche
Plan ein vorzuͤgliches Augenmerk verdiene.

Wuͤrden
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[38/0039] den Herren von Beuſt (1730) Waitz von Eſchen und Borlach verbeſſerten Gradirhaͤuſer zu ver- laſſen. Er verſuchte ſtatt derſelben die Son- nengradirung, wie in Poitou und Pays d'Aunis, doch in bedachten hoͤlzernen und mar- mornen Baſſins, einzufuͤhren. Der Regen, wel- cher in den noͤrdlichen Gegenden unſers Vaterlan- des jaͤhrlich herabfaͤllt, betraͤgt etwa 22 Zoll, die natuͤrliche Verduͤnſtung hingegen 48 Zoll. Fuͤr eine 8monatliche Gradirzeit kann man dieſe, von jener abgezogen, ohngefaͤhr 22 Z. rechnen. (S. Langsdorfs Anmerk. zu Haller. S. 168.) Herr von Haller berechnete aus dieſen und aͤhnli- chen Erfahrungen die Vortheile der Sonnengra- dirung, und ſchloß, daß dieſelbe die Gradirung auf Dornwaͤnden ſechsmal an Vortheil uͤber- treffe. Aber Hr. Langsdorf hat uͤberaus ſcharf- ſinnig gezeigt, 1) daß in dieſer Berechnung die Lekwerks fuͤnfmal zu lang angenommen, und 2) daß eine Menge Rechnungsfehler (wie z. B. 168000 K. F. ſtatt 18000 K. F. fuͤr den Jn- halt der Baſſins) eingeſchlichen ſind. Er fol- gert daraus, daß nur in Gegenden, wo die Soole ſparſam, Feurung, Dornen und Beweg- kraͤfte aber uͤberaus koſtbar ſind, der hallerſche Plan ein vorzuͤgliches Augenmerk verdiene. Wuͤrden

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Versuch über einige physikalische und chemische Grundsätze der Salzwerkskunde. In: Bergmännisches Journal, Bd. V.1 (1792), S. 1–45, S. 97–141, hier S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_salzwerkskunde_1792/39>, abgerufen am 24.11.2024.