Humboldt, Alexander von: Antrittsrede gehalten bei seiner Einführung in die Königl[ich] Preuss[ische] Akademie der Wissenschaften. [Berlin], [1805].schöpft, - alles dies (so locker auch immer das Aber eben diese innige Verknüpfung aller schöpft, - alles dies (so locker auch immer das Aber eben diese innige Verknüpfung aller <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0004" n="5"/> schöpft, - alles dies (so locker auch immer das<lb/> Band dem Unkundigen scheint) hanget innigst<lb/> mit der intellektuellen Kultur des Menschenge-<lb/> schlechts zusammen. Wer das Ganze des wissen-<lb/> schaftlichen Feldes zu umfassen fähig ist, der<lb/> sucht den ersten und erhabendsten Zweck der<lb/> Erkenntniſs in ihr selbst. Wer dem raschen Gange<lb/> der Entdeckungen in der Flucht der Jahrhunderte<lb/> folgt, der findet in Untersuchungen, (die man<lb/> ehemals oft durch den Namen der blos spekulati-<lb/> ven herabzuwürdigen glaubte) den wohlthätigsten<lb/> Keim zu der Vervollkommnung technischer Ge-<lb/> werbe, zu der Verbesserung des physischen Wohls<lb/> der Gesellschaft.</p><lb/> <p>Aber eben diese innige Verknüpfung aller<lb/> Zweige des menschlichen Wissens setzt auch ein<lb/> enges Band unter denen voraus, welche sich mit<lb/> der Kultur derselben beschäftigen; und die Mög-<lb/> lichkeit eines solchen Bandes ist unstreitig einer<lb/> der ersten und wichtigsten Zwecke der Akade-<lb/> mien. Wie das gespaltene vielfarbige Licht zu<lb/> einem kräftigen Strahle zusammenschmilzt; wie<lb/> der groſse Einklang der Natur aus dem ewigen<lb/> Kampfe der sich beschränkenden, scheinbar strei-<lb/> tenden Elemente hervorgeht: so hanget Zahl und<lb/> Glanz der wissenschaftlichen Entdeckungen eines<lb/> Volks gröſstentheils von dem gleichzeitigen, wett-<lb/> eifernden Zusammenwirken derer ab, welche zur<lb/> Bearbeitung der Wissenschaften berufen sind.<lb/> Wie glücklich fühle ich mich, verehrungswerthe<lb/> Männer, daſs auch ich von heute an Theil an<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [5/0004]
schöpft, - alles dies (so locker auch immer das
Band dem Unkundigen scheint) hanget innigst
mit der intellektuellen Kultur des Menschenge-
schlechts zusammen. Wer das Ganze des wissen-
schaftlichen Feldes zu umfassen fähig ist, der
sucht den ersten und erhabendsten Zweck der
Erkenntniſs in ihr selbst. Wer dem raschen Gange
der Entdeckungen in der Flucht der Jahrhunderte
folgt, der findet in Untersuchungen, (die man
ehemals oft durch den Namen der blos spekulati-
ven herabzuwürdigen glaubte) den wohlthätigsten
Keim zu der Vervollkommnung technischer Ge-
werbe, zu der Verbesserung des physischen Wohls
der Gesellschaft.
Aber eben diese innige Verknüpfung aller
Zweige des menschlichen Wissens setzt auch ein
enges Band unter denen voraus, welche sich mit
der Kultur derselben beschäftigen; und die Mög-
lichkeit eines solchen Bandes ist unstreitig einer
der ersten und wichtigsten Zwecke der Akade-
mien. Wie das gespaltene vielfarbige Licht zu
einem kräftigen Strahle zusammenschmilzt; wie
der groſse Einklang der Natur aus dem ewigen
Kampfe der sich beschränkenden, scheinbar strei-
tenden Elemente hervorgeht: so hanget Zahl und
Glanz der wissenschaftlichen Entdeckungen eines
Volks gröſstentheils von dem gleichzeitigen, wett-
eifernden Zusammenwirken derer ab, welche zur
Bearbeitung der Wissenschaften berufen sind.
Wie glücklich fühle ich mich, verehrungswerthe
Männer, daſs auch ich von heute an Theil an
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