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Humboldt, Alexander von: Ideen zu einer Physiognomik der Gewächse. Tübingen, 1806.

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der Erde, in der ewige Milde des Frühlings
herrscht.

Noch nenne ich die Form der Liliengewächse,
(Amaryllis, Pancratium) mit schilfartigen Blättern
und prachtvollen Blüthen, eine Form, deren Hauptvaterland
das südliche Afrika ist; ferner die Weidenform,
in allen Welttheilen einheimisch; und
wo Salix fehlt, in den Banksien und einigen Proteen
wiederholt; Myrthengewächse, (Metrosideros
Eucalyptus
, Escallonia) Melastomen- und
Lorbeerform.

Es wäre ein Unternehmen, eines grossen Künstlers
werth, den Charakter aller dieser Pflanzengruppen
nicht in Treibhäusern oder in den Beschreibungen
der Botaniker, sondern in der grossen Tropen-Natur
selbst, zu studiren. Wie interessant und lehrreich
für den Landschaftsmaler wäre ein Werk, welches
dem Auge die aufgezählten sechszehn Hauptformen,
erst einzeln, und dann in ihrem Contraste
gegen einander, darstellte. Was ist malerischer,
als baumartige Farrenkräuter, die ihre zartgewebten
Blätter über die Mexikanischen Lorbeereichen ausbreiten!
Was reizender, als Pisanggebüsche von hohen
Bambusgräsern umschattet! Dem Künstler ist es
gegeben, die Gruppen zu zergliedern, und unter seiner
Hand löst sich (wenn ich den Ausdruk wagen
darf) das grosse Zauberbild der Natur, gleich den geschriebenen
Werken der Menschen, in wenige einfache
Züge auf!

Am glühenden Sonnenstral des tropischen Himmels

der Erde, in der ewige Milde des Frühlings
herrscht.

Noch nenne ich die Form der Liliengewächse,
(Amaryllis, Pancratium) mit schilfartigen Blättern
und prachtvollen Blüthen, eine Form, deren Hauptvaterland
das südliche Afrika ist; ferner die Weidenform,
in allen Welttheilen einheimisch; und
wo Salix fehlt, in den Banksien und einigen Proteen
wiederholt; Myrthengewächse, (Metrosideros
Eucalyptus
, Escallonia) Melastomen- und
Lorbeerform.

Es wäre ein Unternehmen, eines groſsen Künstlers
werth, den Charakter aller dieser Pflanzengruppen
nicht in Treibhäusern oder in den Beschreibungen
der Botaniker, sondern in der groſsen Tropen-Natur
selbst, zu studiren. Wie interessant und lehrreich
für den Landschaftsmaler wäre ein Werk, welches
dem Auge die aufgezählten sechszehn Hauptformen,
erst einzeln, und dann in ihrem Contraste
gegen einander, darstellte. Was ist malerischer,
als baumartige Farrenkräuter, die ihre zartgewebten
Blätter über die Mexikanischen Lorbeereichen ausbreiten!
Was reizender, als Pisanggebüsche von hohen
Bambusgräsern umschattet! Dem Künstler ist es
gegeben, die Gruppen zu zergliedern, und unter seiner
Hand löst sich (wenn ich den Ausdruk wagen
darf) das groſse Zauberbild der Natur, gleich den geschriebenen
Werken der Menschen, in wenige einfache
Züge auf!

Am glühenden Sonnenstral des tropischen Himmels

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[25/0025] der Erde, in der ewige Milde des Frühlings herrscht. Noch nenne ich die Form der Liliengewächse, (Amaryllis, Pancratium) mit schilfartigen Blättern und prachtvollen Blüthen, eine Form, deren Hauptvaterland das südliche Afrika ist; ferner die Weidenform, in allen Welttheilen einheimisch; und wo Salix fehlt, in den Banksien und einigen Proteen wiederholt; Myrthengewächse, (Metrosideros Eucalyptus, Escallonia) Melastomen- und Lorbeerform. Es wäre ein Unternehmen, eines groſsen Künstlers werth, den Charakter aller dieser Pflanzengruppen nicht in Treibhäusern oder in den Beschreibungen der Botaniker, sondern in der groſsen Tropen-Natur selbst, zu studiren. Wie interessant und lehrreich für den Landschaftsmaler wäre ein Werk, welches dem Auge die aufgezählten sechszehn Hauptformen, erst einzeln, und dann in ihrem Contraste gegen einander, darstellte. Was ist malerischer, als baumartige Farrenkräuter, die ihre zartgewebten Blätter über die Mexikanischen Lorbeereichen ausbreiten! Was reizender, als Pisanggebüsche von hohen Bambusgräsern umschattet! Dem Künstler ist es gegeben, die Gruppen zu zergliedern, und unter seiner Hand löst sich (wenn ich den Ausdruk wagen darf) das groſse Zauberbild der Natur, gleich den geschriebenen Werken der Menschen, in wenige einfache Züge auf! Am glühenden Sonnenstral des tropischen Himmels

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Ideen zu einer Physiognomik der Gewächse. Tübingen, 1806, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_physiognomik_1806/25>, abgerufen am 23.11.2024.