[Humboldt, Alexander von]: Humboldt über das Leuchten des Meeres. In: Der Gesellschafter Nr. 13, Bl. 33 vom 27. Februar, [Berlin], 1829, S. 170-171.[Spaltenumbruch][irrelevantes Material - 49 Zeilen fehlen] Humboldt über das Leuchten des Meeres. Das Meeres-Leuchten ist eine der schönsten Natur- Es ist wohl über wenige Gegenstände in der Na- [Spaltenumbruch][irrelevantes Material – 49 Zeilen fehlen] Humboldt uͤber das Leuchten des Meeres. Das Meeres-Leuchten iſt eine der ſchoͤnſten Natur- Es iſt wohl uͤber wenige Gegenſtaͤnde in der Na- <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0001" n="170"/> <cb/> <gap reason="insignificant" unit="lines" quantity="49"/> <head><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118554700">Humboldt</persName> uͤber das Leuchten des Meeres.</head><lb/> <p>Das Meeres-Leuchten iſt eine der ſchoͤnſten Natur-<lb/> Erſcheinungen; ſie erregt Bewunderung, ungeachtet<lb/><cb/> man ſie Monate lang jede Nacht ſehen kann. Die See<lb/> leuchtet in jedem Breite-Grad; wer aber nicht Augen-<lb/> zeuge dieſer Erſcheinung in der heißen Zone und beſon-<lb/> ders im <placeName>Stillen-Meere</placeName> geweſen, kann nur einen unvoll-<lb/> kommenen Begriff von der Herrlichkeit eines ſolchen<lb/> Schauſpiels haben. Wenn ein Kriegsſchiff, von neuem<lb/> Winde geſtoßen, die ſchaͤumigen Wogen ſpaltet, und<lb/> der Zuſchauer auf demſelben nahe am Wand-Taue<lb/> ſteht, ſo kann er nicht genug das ſchoͤne Phaͤnomen,<lb/> welches ſich ſeinem Auge darbietet, betrachten. So oft<lb/> die Seite des Schiffes vollends vom Waſſer emporſteigt,<lb/> ſcheinen Strahlen roͤthlichen Lichtes vom Kiele nach<lb/> der Meeres-Oberflaͤche hinauf zu huͤpfen. <persName ref="http://d-nb.info/gnd/100188265">Le Gentil</persName><lb/> und der aͤltere <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118534416">Forſter</persName> erklaͤren das Erſcheinen dieſer<lb/> Strahlen durch das elektriſche Reiben des Waſſers an<lb/> dem ſegelnden Schiffe. Allein nach dem jetzigen Stand-<lb/> punkte der Wiſſenſchaft iſt dieſe Erklaͤrung nicht mehr<lb/> zulaͤſſig.</p><lb/> <p>Es iſt wohl uͤber wenige Gegenſtaͤnde in der Na-<lb/> turgeſchichte ſo viel geſtritten worden, als uͤber das<lb/> Meeres-Leuchten; was wir mit Beſtimmtheit uͤber<lb/> dieſen Gegenſtand wiſſen, laͤßt ſich auf folgende That-<lb/> ſachen zuruͤckfuͤhren. Es giebt verſchiedene leuchtende<lb/> Molusken, die waͤhrend ihres Lebens nach Willkuͤhr ein<lb/> ſchwaches phosphoriges Licht, das gewoͤhnlich von blaͤu-<lb/> licher Farbe iſt, von ſich geben. Man hat dies bemerkt<lb/> an der <hi rendition="#aq">Nereis noctiluca</hi>, an der <hi rendition="#aq">Medusa pelagica</hi> und an<lb/> der <hi rendition="#aq">Monophora noctiluca</hi>, die auf Capitain <persName ref="http://d-nb.info/gnd/119227568">Baudin</persName>'s<lb/> Reiſe entdeckt wurden. Zu dieſen gehoͤren auch die<lb/> mikroskopiſchen Thierchen, die bis jetzt noch nicht be-<lb/> ſtimmt und von <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118534416">Forſter</persName> nicht weit vom <placeName>Vorge-<lb/> birge der guten Hoffnung</placeName> in ungeheurer Menge in<lb/> dem Meere ſchwimmend geſehen worden ſind. Das<lb/> Leuchten des Meeres wird zuweilen von dieſen lebenden<lb/> Laternen verurſacht. Jch ſage: zuweilen, denn in den<lb/> meiſten Faͤllen iſt, auch bei dem Gebrauch der Vergroͤ-<lb/> ßerungsglaͤſer, kein Thierchen im leuchtenden Waſſer<lb/> zu bemerken und dennoch, ſo oft die Welle ſchaͤumend<lb/> an einem harten Koͤrper bricht, und ſo oft das Waſſer<lb/> in ſtarke Bewegung geraͤth, erzeugt ſich ein dem Blitz-<lb/> Strahl aͤhnliches Licht. Dieſe Wirkung hat wahr-<lb/> ſcheinlich ihren Urſprung in den aufgeloͤſten Faͤſerchen<lb/> todter Molusken, die ſich in unendlicher Menge in<lb/> der Meeres-Tiefe befinden. Laͤßt man dies leuchtende<lb/> Waſſer durch ein Stuͤck dichten Tuches fließen, ſo ſon-<lb/> dern ſich dieſe Faͤſerchen zuweilen unter der Geſtalt<lb/> von leuchtenden Punkten aus demſelben ab. Als wir<lb/> uns des Abends in dem <placeName>Meerbuſen Cariaco</placeName> nicht weit<lb/> von <placeName>Cumana</placeName> badeten, blieben einige Theile unſeres<lb/> Koͤrpers, wie wir aus dem Waſſer herauskamen, leuch-<lb/> tend. Die leuchtenden Faſern hingen an der Haut. —<lb/> Es darf eben nicht auffallen, daß das Meeres-Waſſer<lb/> von der ungeheuren Menge von Molusken, die durch<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [170/0001]
_________________________________________________ Humboldt uͤber das Leuchten des Meeres.
Das Meeres-Leuchten iſt eine der ſchoͤnſten Natur-
Erſcheinungen; ſie erregt Bewunderung, ungeachtet
man ſie Monate lang jede Nacht ſehen kann. Die See
leuchtet in jedem Breite-Grad; wer aber nicht Augen-
zeuge dieſer Erſcheinung in der heißen Zone und beſon-
ders im Stillen-Meere geweſen, kann nur einen unvoll-
kommenen Begriff von der Herrlichkeit eines ſolchen
Schauſpiels haben. Wenn ein Kriegsſchiff, von neuem
Winde geſtoßen, die ſchaͤumigen Wogen ſpaltet, und
der Zuſchauer auf demſelben nahe am Wand-Taue
ſteht, ſo kann er nicht genug das ſchoͤne Phaͤnomen,
welches ſich ſeinem Auge darbietet, betrachten. So oft
die Seite des Schiffes vollends vom Waſſer emporſteigt,
ſcheinen Strahlen roͤthlichen Lichtes vom Kiele nach
der Meeres-Oberflaͤche hinauf zu huͤpfen. Le Gentil
und der aͤltere Forſter erklaͤren das Erſcheinen dieſer
Strahlen durch das elektriſche Reiben des Waſſers an
dem ſegelnden Schiffe. Allein nach dem jetzigen Stand-
punkte der Wiſſenſchaft iſt dieſe Erklaͤrung nicht mehr
zulaͤſſig.
Es iſt wohl uͤber wenige Gegenſtaͤnde in der Na-
turgeſchichte ſo viel geſtritten worden, als uͤber das
Meeres-Leuchten; was wir mit Beſtimmtheit uͤber
dieſen Gegenſtand wiſſen, laͤßt ſich auf folgende That-
ſachen zuruͤckfuͤhren. Es giebt verſchiedene leuchtende
Molusken, die waͤhrend ihres Lebens nach Willkuͤhr ein
ſchwaches phosphoriges Licht, das gewoͤhnlich von blaͤu-
licher Farbe iſt, von ſich geben. Man hat dies bemerkt
an der Nereis noctiluca, an der Medusa pelagica und an
der Monophora noctiluca, die auf Capitain Baudin's
Reiſe entdeckt wurden. Zu dieſen gehoͤren auch die
mikroskopiſchen Thierchen, die bis jetzt noch nicht be-
ſtimmt und von Forſter nicht weit vom Vorge-
birge der guten Hoffnung in ungeheurer Menge in
dem Meere ſchwimmend geſehen worden ſind. Das
Leuchten des Meeres wird zuweilen von dieſen lebenden
Laternen verurſacht. Jch ſage: zuweilen, denn in den
meiſten Faͤllen iſt, auch bei dem Gebrauch der Vergroͤ-
ßerungsglaͤſer, kein Thierchen im leuchtenden Waſſer
zu bemerken und dennoch, ſo oft die Welle ſchaͤumend
an einem harten Koͤrper bricht, und ſo oft das Waſſer
in ſtarke Bewegung geraͤth, erzeugt ſich ein dem Blitz-
Strahl aͤhnliches Licht. Dieſe Wirkung hat wahr-
ſcheinlich ihren Urſprung in den aufgeloͤſten Faͤſerchen
todter Molusken, die ſich in unendlicher Menge in
der Meeres-Tiefe befinden. Laͤßt man dies leuchtende
Waſſer durch ein Stuͤck dichten Tuches fließen, ſo ſon-
dern ſich dieſe Faͤſerchen zuweilen unter der Geſtalt
von leuchtenden Punkten aus demſelben ab. Als wir
uns des Abends in dem Meerbuſen Cariaco nicht weit
von Cumana badeten, blieben einige Theile unſeres
Koͤrpers, wie wir aus dem Waſſer herauskamen, leuch-
tend. Die leuchtenden Faſern hingen an der Haut. —
Es darf eben nicht auffallen, daß das Meeres-Waſſer
von der ungeheuren Menge von Molusken, die durch
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