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Humboldt, Alexander von: Ueber Meeresströmungen im allgemeinen; und über die kalte peruanische Strömung der Südsee, im Gegensatze zu dem warmen Golf- oder Florida-Strome. [Druck vorgesehen für: Kleinere Schriften von Alexander von Humboldt. Zweiter Band (nicht erschienen).] Korrekturbogen aus dem Schiller Nationalmuseum, Deutsches Literaturarchiv in Marbach a. N.: Cotta-Archiv, s. e., [1833-ca. 1855], S. 31-145.

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andere, für den Verkehr zwischen Europa und Nordamerika wichtige Fragen, erst dann gelöst werden, wenn mehrere Jahre hinter einander zwei Schiffe, mit Instrumenten zur Bestimmung der Geschwindigkeit, Temperatur, Breite und Tiefe des Golfstroms ausgerüstet, auf Kosten einer Regierung1 verwandt werden könnten. Ich sage: zwei Schiffe: damit ergänzt werde, was jetzt immer fehlt: die gleichzeitige Angabe der Temperatur in dem unbewegten und von Untiefen freien Wasser unter denselben Parallelen als die, unter welchen die Bestimmung der Meereswärme in der Mitte des Golfstromes gemacht wird. Ich bin mit diesen Ideen auf das lebhafteste beschäftigt gewesen während meiner, mehr als fünfjährigen, amerikanischen Expedition, auf der ich bei 4 Ueberfahrten (von der Küste Cumana's nach der Havana durch die Straße von Yucatan, von Veracruz nach der Havana, von der Havana nach Philadelphia und von Philadelphia nach Bordeaux) 53 Tage in dem Golfstrome und in Strömungen, die zunächst mit demselben zusammenhangen, auf dem Meere zubrachte und die Temperatur an 90, astronomisch der Breite und Länge nach sorgfältig bestimmten Punkten in den Monaten Mai bis Juli gemessen habe.

Nachdem wir vom 15 bis 18 März 1804, eingeschifft zu Ve-

1 Vergebens habe ich die Nothwendigkeit einer solchen Expedition schon vor 40 Jahren entwickelt (Rel. hist. T. I. p. 72). Die Wendepunkte bei Cap Hatteras und Nantucket, die süd-östliche Beugung gegen die Azoren, die nach Norden und Nordosten (Island, schottische Inseln, Norwegen) abgehenden Zweige werden besonders die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Die Vergleichungs-Temperaturen außerhalb des warmen Stromes müssen ja fern vom östlichen und südlichen Rande desselben aufgesucht werden, weil zwischen dem westlichen und nördlichen Rande die complicirtesten Verhältnisse durch eine zwiefache Ursach der Erkaltung (Küsten-Untiefen) und die nord-südliche, arctische Strömung eintreten.

andere, für den Verkehr zwischen Europa und Nordamerika wichtige Fragen, erst dann gelöst werden, wenn mehrere Jahre hinter einander zwei Schiffe, mit Instrumenten zur Bestimmung der Geschwindigkeit, Temperatur, Breite und Tiefe des Golfstroms ausgerüstet, auf Kosten einer Regierung1 verwandt werden könnten. Ich sage: zwei Schiffe: damit ergänzt werde, was jetzt immer fehlt: die gleichzeitige Angabe der Temperatur in dem unbewegten und von Untiefen freien Wasser unter denselben Parallelen als die, unter welchen die Bestimmung der Meereswärme in der Mitte des Golfstromes gemacht wird. Ich bin mit diesen Ideen auf das lebhafteste beschäftigt gewesen während meiner, mehr als fünfjährigen, amerikanischen Expedition, auf der ich bei 4 Ueberfahrten (von der Küste Cumana's nach der Havana durch die Straße von Yucatan, von Veracruz nach der Havana, von der Havana nach Philadelphia und von Philadelphia nach Bordeaux) 53 Tage in dem Golfstrome und in Strömungen, die zunächst mit demselben zusammenhangen, auf dem Meere zubrachte und die Temperatur an 90, astronomisch der Breite und Länge nach sorgfältig bestimmten Punkten in den Monaten Mai bis Juli gemessen habe.

Nachdem wir vom 15 bis 18 März 1804, eingeschifft zu Ve-

1 Vergebens habe ich die Nothwendigkeit einer solchen Expedition schon vor 40 Jahren entwickelt (Rel. hist. T. I. p. 72). Die Wendepunkte bei Cap Hatteras und Nantucket, die süd-östliche Beugung gegen die Azoren, die nach Norden und Nordosten (Island, schottische Inseln, Norwegen) abgehenden Zweige werden besonders die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Die Vergleichungs-Temperaturen außerhalb des warmen Stromes müssen ja fern vom östlichen und südlichen Rande desselben aufgesucht werden, weil zwischen dem westlichen und nördlichen Rande die complicirtesten Verhältnisse durch eine zwiefache Ursach der Erkaltung (Küsten-Untiefen) und die nord-südliche, arctische Strömung eintreten.
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[108/0078] andere, für den Verkehr zwischen Europa und Nordamerika wichtige Fragen, erst dann gelöst werden, wenn mehrere Jahre hinter einander zwei Schiffe, mit Instrumenten zur Bestimmung der Geschwindigkeit, Temperatur, Breite und Tiefe des Golfstroms ausgerüstet, auf Kosten einer Regierung 1 verwandt werden könnten. Ich sage: zwei Schiffe: damit ergänzt werde, was jetzt immer fehlt: die gleichzeitige Angabe der Temperatur in dem unbewegten und von Untiefen freien Wasser unter denselben Parallelen als die, unter welchen die Bestimmung der Meereswärme in der Mitte des Golfstromes gemacht wird. Ich bin mit diesen Ideen auf das lebhafteste beschäftigt gewesen während meiner, mehr als fünfjährigen, amerikanischen Expedition, auf der ich bei 4 Ueberfahrten (von der Küste Cumana's nach der Havana durch die Straße von Yucatan, von Veracruz nach der Havana, von der Havana nach Philadelphia und von Philadelphia nach Bordeaux) 53 Tage in dem Golfstrome und in Strömungen, die zunächst mit demselben zusammenhangen, auf dem Meere zubrachte und die Temperatur an 90, astronomisch der Breite und Länge nach sorgfältig bestimmten Punkten in den Monaten Mai bis Juli gemessen habe. Nachdem wir vom 15 bis 18 März 1804, eingeschifft zu Ve- 1 Vergebens habe ich die Nothwendigkeit einer solchen Expedition schon vor 40 Jahren entwickelt (Rel. hist. T. I. p. 72). Die Wendepunkte bei Cap Hatteras und Nantucket, die süd-östliche Beugung gegen die Azoren, die nach Norden und Nordosten (Island, schottische Inseln, Norwegen) abgehenden Zweige werden besonders die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Die Vergleichungs-Temperaturen außerhalb des warmen Stromes müssen ja fern vom östlichen und südlichen Rande desselben aufgesucht werden, weil zwischen dem westlichen und nördlichen Rande die complicirtesten Verhältnisse durch eine zwiefache Ursach der Erkaltung (Küsten-Untiefen) und die nord-südliche, arctische Strömung eintreten.

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Ueber Meeresströmungen im allgemeinen; und über die kalte peruanische Strömung der Südsee, im Gegensatze zu dem warmen Golf- oder Florida-Strome. [Druck vorgesehen für: Kleinere Schriften von Alexander von Humboldt. Zweiter Band (nicht erschienen).] Korrekturbogen aus dem Schiller Nationalmuseum, Deutsches Literaturarchiv in Marbach a. N.: Cotta-Archiv, s. e., [1833-ca. 1855], S. 31-145, hier S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_meer_1833/78>, abgerufen am 25.11.2024.